Foto: Neue Photographische Gesellschaft A. G., Steglitz, 1904

13. Dezember 2012 / Jörg Eipper-Kaiser

Weihnachten, wie’s früher war

Volkskundemuseum

Rund um das Weihnachtsfest ranken sich zahlreiche Bräuche und Rituale, die zu der besonderen Atmosphäre dieser Zeit beitragen.

Der Adventkranz

An den vier Sonntagen vor dem Heiligen Abend werden vielerorts die Kerzen des Adventkranzes entzündet. Damit wird der christliche Glaube an die Ankunft (lat. adventus = Ankunft) von Jesus Christus symbolisiert. Dieser ursprünglich protestantische Brauch stammt aus dem Norddeutschland des frühen 19. Jahrhunderts und hat aufgrund seiner Symbolkraft viel Anklang gefunden, sodass er heute aus fast keinem Haushalt mehr wegzudenken ist. Es dauerte allerdings fast ein ganzes Jahrhundert, bis der Adventkranz es auch nach Österreich schaffte.

Das Weihnachtsfest

Das Weihnachtsfest selbst, das seit seiner Festlegung 354 n. Chr. am 24. Dezember gefeiert wird, wurde bis ins 16. Jahrhundert als rein liturgisches Fest begangen. Es standen dabei Arbeitsruhe, besonderes Essen und der Kirchgang im Vordergrund. Dass Kinder zu Weihnachten Geschenke bekommen, zeichnet sich erst seit der Mitte des 16. Jahrhunderts ab. Seit dem Biedermeier wandelte sich das Weihnachtsfest immer mehr zu einem Bescherfest für Kinder.[1]

 

Weihnachtsbaum, Wien 1956, Foto: UMJ

Die Nacht vom 24. Dezember zählt außerdem zu einer der insgesamt zwölf Raunächte zwischen Christtag (25.12.) und Dreikönig (6.1.). Diesen Nächten wird eine besondere spirituelle Bedeutung beigemessen, weil sie sich zwischen den Jahren und somit in einer Zeit des Übergangs und der Unsicherheit befinden. In Österreich konzentriert sich diese Zeit auf die erste, mittlere und letzte der zwölf Raunächte – die Christnacht, Silvester und die Nacht vor Dreikönig. Deswegen werden zu dieser Zeit das Haus, die Menschen und die Tiere durch das Räuchern von Weihrauch gesegnet, um sie vor bösen Geistern, Krankheiten und anderem Übel zu schützen.

 

Räuchern, aus der Sammlung des Volkskundemuseums, Foto: UMJ

Frisch-und-g’sund

Bei dem Brauch des „Frisch-und-g’sund-Schlagens“ am „Tag der unschuldigen Kinder“ (28. 12.) herrscht eine „verkehrte Welt“: Kinder gehen dabei mit Ruten in die Häuser, schlagen damit die Erwachsenen und sagen einen Spruch auf. So überbringen sie Segenswünsche für das neue Jahr und werden dafür mit Naschereien belohnt. Dieser Brauch beruht auf einem Narrenfest, das in mittelalterlichen Schulen und Klöstern installiert wurde und bei dem eine verkehrte Welt dargestellt und sogar ein Kinderbischof ernannt wurde. Ruten zählten im 16. Jahrhundert zu den pädagogischen Requisiten in Schulen und sind vermutlich auch deshalb bei einer „verkehrten Welt“ Teil des Geschehens. [2]

Die Heiligen Drei Könige

Hat das neue Jahr schließlich begonnen, klingeln am 6. 1. vielerorts Kinder in Gestalt der „Heiligen Drei Könige“ an den Häusern und sammeln Spenden im Auftrag der Kirche. Bis vor dem Zweiten Weltkrieg erfüllte der Brauch allerdings eine andere Funktion: Diese Art von Heischebrauch war ein Recht der Armen und Bedürftigen, um für sich selbst etwas zu „erheischen“. Die „Heiligen Drei Könige“ von heute bringen den Segen der Kirche in die Häuser und bekommen dafür Naschereien und Geldspenden für missionarische Zwecke. Auf die Türrahmen wird dazu der Segensspruch +C+M+B+ geschrieben, was übersetzt „Christus mansionem benedicat“ (= „Christus segne dieses Haus“) bedeutet.

 

Sternsingeraktion der Katholischen Jungschar, Foto: Ionian

 

Postkarte aus Bad Aussee, Foto: UMJ

Quellen: Weber-Kellermann, Ingeborg: Das Weihnachtsfest. Eine Kultur- und Sozialgeschichte der Weihnachtszeit, 1993.
Wolf, Helga Maria: Weihnachten. Kultur und Geschichte. Ein Kalendarium vom ersten Advent bis zum Dreikönigstag. Wien, 2005.

[1] Siehe Weber-Kellermann, Ingeborg: Das Weihnachtsfest. Eine Kultur- und Sozialgeschichte der Weihnachtszeit, 1993 S. 90.[2] Wolf, Helga Maria: Weihnachten. Kultur und Geschichte. Ein Kalendarium vom ersten Advent bis zum Dreikönigstag. Wien, 2005.

Kategorie: Volkskundemuseum
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