
24. Februar 2012 / Christoph Pelzl
Von Schirennen und Ausstellungskatalogen
Dass die Produktion eines solchen Katalogs sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und mitunter auch die Künstlerinnen und Künstler sprichwörtlich „in ihren Bann zieht“, zeigen die beiden Publikationen zu den Ausstellungen Michael Kienzer. Logik und Eigensinn und Sofie Thorsen. Schnitt A-A‘, die am 02.03. im Kunsthaus Graz eröffnen und anhand derer wir den Entstehungsprozess unserer Kataloge kurz skizzieren möchten. Im Grunde genommen ist die Produktion fast mit einem Schirennen vergleichbar…
Die Ausgangslage
Im Skiweltcup entscheidet meist das Wetter, ob ein Rennen stattfindet oder nicht. Und ob die Athletinnen und Athleten an den Start gehen, bestimmen das Trainerteam und letztendlich die Fitness bzw. der Gesundheitszustand. Zu Beginn der Katalogproduktion stehen auch einige Überlegungen, die geklärt werden müssen: Gibt es ein Budget? Ist eine begleitende Publikation überhaupt notwendig, oder aber ist bereits ein Druckwerk vorhanden, das die gezeigten Werke oder gar das Ausstellungskonzept selbst – etwa bei Wanderausstellungen wie zuletzt etwa bei Ai Weiwei. Interlacing (ist aktuell übrigens im Jeu de Paume in Paris zu sehen) – beinhaltet? Zugegeben, das alles ist recht schnell und einfach zu beantworten…
Die Aufwärmphase
Durch das Aufwärmen soll der Körper langsam auf den bevorstehenden Wettkampf vorbereitet werden, außerdem dient es zum Schutz vor Verletzungen. Bei der Katalogerstellung ist es ähnlich: Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete! Um während des Produktionsprozesses nur ja keine bösen Überraschungen zu erleben, bespricht das Projektteam im Vorfeld sämtliche Fragen und die weitere Vorgehensweise. Bei den vorliegenden Katalogen etwa haben Michael Kienzer bzw. Sofie Thorsen gemeinsam mit den Kuratorinnen Katrin Bucher Trantow, Katja Huemer und Sabine Schaschl sowie mit der hausinternen Grafikabteilung gemeinsam die Inhalte definiert, die Bildauswahl getroffen, die Konzeption geplant und die grafische Umsetzung abgestimmt. Nebenbei wurden – auch ganz wichtig – Druck- und Verlagsangebote eingeholt und fixiert.
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In der Medienfabrik Graz, Foto: Teresa Ruff/UMJ |
Der Start
Raus aus dem Starthaus, rein in die Piste: Die ersten Schwünge sind zumeist schon ausschlaggebend für eine erfolgreiche Fahrt, da gilt es „schnell den Rhythmus finden“. Bei unserem Ausstellungskatalog verhält es sich ähnlich: Im Schnelltakt werden Texte eingesammelt, Biographien und Bibliographien verfasst, Fotos eingeholt und die Unterlagen mit Verlagen, Übersetzern und Lektoren koordiniert.
Das Material
Materialprobleme oder die falsche Materialabstimmung haben so manchem Favoriten schon den Sieg gekostet. Der Inhalt des Katalogs ist natürlich wichtig, aber letztendlich entscheiden auch die Verpackung und der visuelle Ersteindruck über die Attraktivität. Papierauswahl, Umfangbestimmung und Preisfixierung sind wichtige Kriterien, die in dieser Phase festgelegt werden.
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Foto: Teresa Ruff/UMJ |
Der Fahrstil
Jeder Schifahrer hat seinen individuellen, unverkennbaren Stil, die Tore zu umkurven. Unverwechselbar ist auch das Design unserer Kataloge. Sobald das gesammelte Material der Grafikabteilung übergeben wurde, macht sich diese daran, den Katalog zu gestalten. Die Vorgaben lassen dabei jedoch nur einen eingeschränkten Gestaltungsspielraum zu. Wie ein roter Faden zieht sich unser Corporate Design nämlich durch all unsere Drucksorten, auch die Kataloge sind davon nicht ausgenommen. Vom Buchrücken, über den Satzspiegel, bis hin zum Papierformat und den Schriften gibt es – wenngleich auch variantenreich – Vorgaben, die eingehalten werden müssen. (Welche Ideen unserem Erscheinungsbild zu Grunde liegen, erklären wir ein anderes Mal)
Die Fehlerquote minimieren
Viele kleine Fahrfehler wirken sich letztendlich auf die Fahrzeit aus, auch ein „Einfädler“ ist schnell passiert. In Drucksorten sind Fehler ebenfalls ärgerlich. Um diese zu vermeiden, gibt es einige Korrekturdurchgänge, in denen sowohl das Layout als auch die Texte auf Punkt und Beistrich kontrolliert werden. Zudem werden die ausgewählten Bilder bei Bedarf von Reprotechnikern nachbearbeitet. Nach der Schlusskorrektur durch das Lektorat werden die Daten an die Druckerei übergeben.
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Das Rohprodukt, Foto: Teresa Ruff/UMJ |
Der Zieleinlauf
Ist die Ziellinie schließlich überquert, haben die Strapazen schließlich ein Ende! Mit der Freigabe der „Bürste“, ist auch für unser Projektteam der Großteil der Anstrengungen überstanden. Nach Anfertigung der Druckpaletten in der Druckerei erfolgt der Andruck. Da ist auch unser Team zur Überwachung vor Ort, inspiziert die Druckbögen und wirft ein wachsames Auge auf die Feinabstimmung der Offset-Druckmaschinen. Die Bögen selbst werden abschließend teilweise mit einer hauchdünnen Folie beschichtet und veredelt und in der Buchbinderei gebunden.
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Sofie Thorsen in der Druckerei, Foto: Teresa Ruff/UMJ |
Die Trophäe
Was für den Skifahrer der Pokal, ist für uns der Katalog, der nach Fertigstellung druckfrisch an das Museum und den Verlag geliefert wird. Das Endprodukt gibt es dann bei uns im Museumsshop oder in ausgewählten Buchhandlungen zu kaufen. Übrigens: Autogrammjäger gibt es nicht nur im Ski-Weltcup, auch bei unseren Eröffnungen wurde schon der eine oder andere Besitzer gesichtet, der am Eröffnungsabend die Künstler um eine Signierung des frisch gedruckten Katalogs gebeten hat…
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Cover des neuesten Werks |
Hier gibt’s einen Überblick zu unseren Kunsthaus-Katalogen
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