16. März 2015 / Nina Bachler
Von Baumeistern und ihren „tools“ – ein Zirkel und das passende Buch dazu #MusealeSchätze
Kunst und Technik: Damals und Heute
Gezeigt wurde dabei auch ein massiver eiserner Zirkel mit Stellschraube, vermutlich ein süddeutsches oder österreichisches Produkt aus dem 17. Jahrhundert. Solche Instrumente wurden nicht nur für den Zeichentisch, sondern auch für den Werkbetrieb in der Bauhütte hergestellt, wo ebenfalls Präzision gefragt war. Zirkel sind ein idealer Auftakt für eine Wissenschaftsausstellung, stehen sie doch für die Idee der Weltenschöpfung, wie sie auch Architekten beanspruchen – damals wie heute. Heute sitzt der Architekt am Computer, damals ließ er sich selbstbewusst mit dem Zirkel abbilden.
Moden ändern sich – die Technik bleibt
Abteilungsübergreifende Projekte bieten nicht nur Gelegenheiten zum Gedankenaustausch, sondern führen auch zu glücklichen Zufällen. Zu den ungewöhnlich zahlreichen Schätzen, die von den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Graz zur Verfügung gestellt wurden, zählte einer jener seltenen deutschen Architekturtraktate im Zeichen des Humanismus: Walther Ryffs „Baukunst der Architektur… Fürnemsten Künste Eygentlicher Bericht“, erstmals 1547 in Nürnberg gedruckt und von einem Hauptvertreter der Nürnberger Renaissance, Peter Flötner, illustriert.
Und siehe da: Neben einem großen Querschnitt durch das Längsschiff des Domes von Mailand fand sich ein mächtiger Zirkel, der unserem Stück sehr ähnlich sieht. Solche soliden „tools“ waren eben überall verfügbar. Übrigens war der Mailänder Dom, die größte gotische Kirche überhaupt, Gegenstand ewiger Debatten, der Bau zog sich über Jahrhunderte hin. Als der Dom dann endlich fertiggestellt wurde, war die Gotik schon lange aus der Mode.
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