12. Oktober 2017 / Anita Niegelhell
Über den Frieden muss man reden
Am 21. September war es im Zeughaus, im Museum für Geschichte, im Volkskundemuseum und auch im Naturkundemuseum zwischendurch ganz schön laut. Wenn die Gruppen wechselten, wenn die Brotsuppe nach einem Rezept aus der Zeit des Ersten Weltkriegs aufgegessen oder ein Streit noch nicht geschlichtet war. Überwogen haben allerdings die vielen intensiven, ruhigen und dichten Momente. Wenn wir vermitteln konnten, dass die Folgen von Krieg und Unterdrückung für die Zivilbevölkerung immer folgenschwer sind, dass der Vorkrieg lange vor dem eigentlichen Krieg beginnt und wir alle beständig dazu aufgefordert sind, auf seine Anzeichen zu achten. Oder wenn es den Trainerinnen aus der Friedensburg Schlaining gelang, eine Klasse, die anfangs gar nicht zusammenarbeiten wollte, dazu zu bringen, sich auf ein gemeinsames Ziel im augenblicklichen Tun zu einigen und dieses auch gemeinsam erreichen zu wollen.
Chancen und Herausforderungen der Vermittlung
Hohe Konzentration, intensives Lernen auf vielen Ebenen, in unterschiedlichen Settings, mit verschiedensten Ausgängen. Gemeinsam war all diesen Momenten, dass sie im Rahmen von Programmen stattfanden, deren Ziel es war, zu vermitteln, dass Frieden nicht die Abwesenheit von Konflikt bedeutet, sondern das beständige Bemühen, einen konstruktiven Umgang mit Konflikten auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu erreichen.
Sozialer Wandel, so formuliert Werner Wintersteiner eine wichtige friedenswissenschaftliche Erkenntnis, entsteht durch die Entschlossenheit, nicht aufzugeben.
Vermittlung in Museen, die sich mit Geschichte und Gesellschaft beschäftigen, ist mehr und mehr aufgefordert, sich mit aktuellen gesellschaftlichen und demokratiepolitischen Fragen zu beschäftigen. Weil Demokratie eine der grundlegenden Voraussetzungen für Frieden ist und weil wir als Vermittler/innen im Landeszeughaus täglich mit der Frage zu tun haben, wozu die präsentierten Waffen dienten, sehen wir uns auch im Auftrag, vor diesem Hintergrund nicht nur über den Krieg, sondern auch über den Frieden zu sprechen. Das ist nur einer der Gründe, weshalb wir als Vermittlungsteam des Landeszeughauses heuer bereits im vierten Jahr ein umfassendes Aktionsprogramm rund um den Weltfriedenstag der UNO veranstaltet haben – stets ausgehend vom Zeughaus und dem in dieses eingeschriebenen ambivalenten Verhältnis von Gewalt und Ästhetik. Von Anfang an war es uns dabei wichtig, weitere Häuser des Universalmuseums Joanneum mit einzubeziehen und auch externe Kooperationspartner zu gewinnen.
Erweitertes Aktionsprogramm zum Weltfriedenstag
In den ersten Jahren hat sich das Angebot an Schulen gerichtet, auch um davon ausgehend das aktuelle Angebot immer weiter entsprechend auszurichten und zu schärfen, was seit 2014 auch laufend geschieht. Heuer war es uns außerdem wichtig, diese Themen, die uns so intensiv beschäftigen, auch außerhalb des Schulbereiches sichtbar zu machen.
Deswegen haben wir aus einem Aktionstag für Schulen zwei gemacht und die Angebote um Programmpunkte auch für ein breiteres Publikum erweitert. So konnten wir mit Unterstützung der Abteilung Kulturgeschichte und der Stabsstelle Partizipation und Inklusion des Joanneums das Aktionsprogramm schon am Mittwoch vor dem 21. September, dem eigentlichen Weltfriedenstag, mit einem wunderbaren Konzert von Irina Karamarkovic und Lothar Lässer eröffnen. Die beiden haben, wie sie am Ende des Konzerts anmerkten, mit ihren Liedern, die auch von Krieg und Frieden erzählten, die sie und das Publikum umgebenden historischen Waffen im Zeughaus für die kommenden Tage ein bisschen mit Frieden imprägniert.
Am Abend nach dem ersten Schulaktionsprogramm gab es einen Vortrag über Kriegsberichterstattung von Norbert Mappes-Niedik, der uns auch wichtige Impulse für die weitere Vermittlung von Alltag im Krieg gab. Die Vermittlerinnen des Naturkundemuseums haben sich nicht nur am Schulprogramm beteiligt, sondern auch ein Nachmittagsprogramm für Erwachsene über Fragen der Kooperation im Tier- und Pflanzenreich gestaltet.
Auch das Erzählcafé im Volkskundemuseum hat mit dem Thema Ernährung in Notzeiten einen Beitrag zum heurigen Programm geleistet. Dort erhielten wir nicht nur nützliche Tipps zum Umgang mit dem Wenigen, sondern haben auch gelernt, dass Toleranz nicht zuletzt bedeutet, Erfahrungen anzunehmen, die man nicht selbst gemacht hat. Den Abschluss bildeten Fragen von Sprache und Krieg in einer thematisch konzentrierten Führung im Landeszeughaus.
„together for peace. respect, safety und dignity for all“
So sind wir in diesen Tagen in intensiven dialogischen Momenten unserem heurigen Motto „Über den Frieden muss man reden“ gefolgt, haben uns in vielen kleinen Schritten dem Motto der UNO für den Weltfriedenstag 2017 „together for peace. respect, safety und dignity for all“ angenähert und freuen uns schon sehr darauf, aus den Inspirationen von heuer für nächstes Jahr wieder ein dichtes Programm zu gestalten und vielleicht sogar einige Früchte der vom heurigen Programm ausgehenden Kooperationen präsentieren zu können. So freut es uns besonders, dass wir unmittelbar nach dem Weltfriedenstag eine Zusammenarbeit mit den Theaterpädagoginnen von Next Liberty starten, in der der Weltfrieden eine große Rolle spielen wird. Wir werden an dieser Stelle davon berichten.
Das Vermittlungsteam bedankt sich bei allen Besucherinnen und Besuchern, Mitwirkenden, Helfenden, Unterstützenden, Kooperationspartnerinnen und -partnern und Interessierten!
Schlagworte: Vermittlung | Weltfriedenstag