16. Februar 2016 / Christina Cresnik

Sasha Pirker, Lotte Schreiber und ein äußerst glücklicher Zufall

Kunsthaus Graz

Die Künstlerinnen Sasha Pirker und Lotte Schreiber gelten seit der Diagonale 2015 als „Dream-Team“ der österreichischen Kurzfilmszene. Was viele jedoch nicht wissen ist, dass sie ihre Zusammenarbeit dem glücklichen Zufall zu verdanken haben.

Aus ihrer spontanen Begegnung resultierte als erstes gemeinsames Projekt gleich der Erfolgsfilm EXHIBITION TALKS, für den sie bei der Diagonale 2015 den Preis für Innovatives Kino erhielten. Nach diesem Erfolg erhielten Sasha Pirker und Lotte Schreiber den Auftrag zum Dreh des Trailers für die Diagonale 2016 und auch für die Ausstellung FILM, die eine besondere Art von Kooperation darstellt: Obwohl sie ihre Werke im Space05 des Kunsthauses Graz in einer gemeinsamen Ausstellung zeigen, präsentieren sie sich als eigenständige Künstlerinnen. Im Fokus stehen ihre individuellen Arbeiten, die durch überschneidende Themen in Verbindung stehen und einander ergänzen.

 

Wahrnehmung und Sensibilisierung dieser Wahrnehmung …

… ist ein essenzieller Gedanke in allen Werken Sasha Pirkers. Ihre neuen Werke der Reihe 100 untitled birds beschäftigen sich mit einem weitgreifenden Themenkreis. Bezüge auf die Location ihrer Residency in der Chiati Foundation in Marfa/Texas sowie auf Donald Judd und auf den Topos „Vögel“ schweben aber in allen Werken mit und schaffen eine gedankliche Verbindung.

In ihren Drucken setzt sie sich mit dem ambivalenten Wechselspiel zwischen Ästhetik und Tod auseinander, während ihr Video Überlegungen über die Fremde, die Zeit und das Beobachten widerspiegelt. „Allein in der Fremde hat man Zeit. Zeit, auch einem Vorhang beim Wehen zu zusehen“, erklärt Sasha Pirker und gibt so einen Einblick in ihre persönliche Erfahrung, die sie während ihres Aufenthaltes in Marfa gemacht hat.

 Atmosphäre und die Gefühle, die diese schafft,…

… sind ein zentraler Gegenstand der Kunst Lotte Schreibers. „Die Begehung eines Raumes und das Sprechen über einen Raum“ ist, wie sie erklärt, eine grundlegende Thematik, die sich sowohl in EXHIBITION TALKS als auch in ihren neuen Arbeiten widerspiegelt.

Wie der Titel ihrer Werkreihe Manchmal also denkt man, weil es sich bewährt hat erahnen lässt, setzte Lotte Schreiber sich nicht nur eingehend mit der Architektur des Hauses Wittgenstein auseinander, sondern beschäftigte sich auch mit dem Gedankengut des Philosophen. Neben ihren Collagen nimmt auch ihr Kurzfilm mit dem Untertitel Wittgensteins Haus in 8 Kapiteln besonderen Bezug auf Wittgenstein. Bestimmte Aphorismen und Zitate verstand sie nämlich als „szenische Anweisungen“, die sie in ihrem Kurzfilm umsetzte. Lotte Schreiber erlaubt in ihrem Kurzfilm somit nicht nur einen Blick auf ihre subjektive Auffassung von Wittgenstein, sondern ermöglicht uns auch einen Rundgang durch sein Haus und die Begegnung mit seinen Überlegungen.

„Ein Bild hielt uns gefangen. Und heraus konnten wir nicht, denn es lag in unserer Sprache, und sie schien es uns nur unerbittlich zu wiederholen.“ –Wittgenstein Tractatus

Dieses Zitat aus Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus ist in Lotte Schreibers Ausstellungsreihe integriert und kann daher als eine Art Leitmotiv ihrer Werke gesehen werden. Es steht jedoch für eine Thematik, mit der sich beide Künstlerinnen fundamental auseinandersetzen – die Ausdrucksstärke von Bild und Film im Gegensatz zur Sprache: „Vieles kann man nicht mit Sprache ausdrücken, aber durch ein Bild oder eine Kombination der beiden Medien“, sind sich Sasha Pirker und Lotte Schreiber einig. FILM ist daher eine multimodale Ausstellung, die durch Film, Ton, Fotografien, Collagen und Drucke die dargestellten Themen auf vielschichtigen Bedeutungsebenen behandelt.

Sasha Pirker I Lotte Schreiber. FILM
bis 13.03.2016 im Space05, Kunsthaus Graz
Kuratiert von Roman Grabner
In Kooperation mit der Diagonale – Festival des österreichischen Films

Kategorie: Kunsthaus Graz
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