21. März 2012 / Christoph Pelzl

Rodungen und Neupflanzungen im Eggenberger Schlosspark

Konservieren & Restaurieren | Schloss Eggenberg

Der Eggenberger Schlosspark zählt mit seinem wertvollen Baumbestand und den besonderen Gartenbereichen wie dem Planetengarten oder dem Rosenhügel zu den kostbarsten Gartenkunstwerken in der Steiermark, ja, wahrscheinlich sogar in Österreich. Die großzügig gestalteten Baumgruppen und Wiesenräume zeugen heute noch von einer Parkpoesie, die nur an wenigen Stellen von Österreich so ursprünglich, wie sie im 19. Jahrhundert gedacht wurde, erhalten geblieben ist.

Umso größer ist die Herausforderung, den Erhalt des historischen Baumbestands mit der Sicherheit der Besucherinnen und Besucher zu vereinbaren. Sie ist eine Gratwanderung zwischen dem Respekt für das Gartendenkmal und der Verantwortung für die Gäste des Parks. Dementsprechend sensibel behandeln wir Eingriffe in die landschaftsbildprägende Baumkulisse und planen diese von langer Hand.

Rosenhügel, Foto: Universalmuseum Joanneum/ Jare

Bedrohlicher Zustand des historischen Baumbestandes

Im Zuge der laufenden Pflegearbeiten stellte man in letzter Zeit ein immer bedrohlicheres Bild vom Zustand des historischen Baumbestandes fest. Grund dafür ist einerseits die Überalterung des Parks, verschlechterte Umweltbedingungen, jedoch auch Pflegevernachlässigung in den Jahren zwischen 1938 und 1990, in denen der Park ohne Gärtner auskommen musste.

Im Vorjahr waren bereits außergewöhnlich große Schäden bei recht harmlosen Stürmen zu verzeichnen, die ein rasches Handeln notwendig machten: Mitarbeiter unserer Abteilung Biowissenschaften erstellten einen Baumkataster, der für eine Begehung bzw. zur Erstellung eines Sachverständigen-Gutachtens herangezogen wurde. Im Rahmen dieses Gutachtens wurde eine Vitalitätskontrolle durchgeführt und spezielle Pflegehinweise ausgearbeitet bzw. Empfehlungen abgegeben.

Der Grad der Schädigung ist auf den ersten Blick nur schwer zu erkennen, doch sieht man das beginnende Absterben einzelner Exemplare an den Spitzen. Foto: UMJ / Jare

Im Fokus

Der Erhalt des Schloss Eggenbergs als „lebendiges Denkmal“ und die Sicherheit der Besucher haben oberste Priorität.

Es stellte sich heraus, dass bei einer Baumgruppe am ersten Seitenweg südlich des Hauptzugangs zum Schloss der Schädigungsgrad bereits soweit fortgeschritten ist, dass die Standfestigkeit der meisten Bäume nicht mehr gewährleistet und ein sofortiges Eingreifen notwendig ist, zumal die Baumgruppe einen beliebten Spazierweg überschirmt und wir hier die Sicherheit der Parkgäste nicht mehr garantieren können.

Beim genauen Hinsehen wird jedoch deutlich, wie sehr die durch Pilzbefall verursachte Weißfäule den Wurzelbereich bereits geschädigt hat. Fotos: UMJ

Leider kann mit dem Entfernen einzelner Bäume aus dem Verband diesmal nicht mehr das Auslangen gefunden werden. Wegen des fortgeschrittenen Pilzbefalls muss ein kompletter Erdaustausch in diesem Bereich erfolgen, um einen neuerlichen Pilzbefall der Jungpflanzen zu verhindern. Wir sind also gezwungen, einen Großteil der Gruppe (insgesamt 11 Exemplare) gänzlich zu entfernen und neu zu pflanzen. Nur so kann die Gefahr weiterer Schäden minimiert werden und der Eggenberger Schlosspark als „lebendiges Denkmal“ erhalten bleiben.

Durch die Schädigung verliert der Baum seine Verankerung und Standfestigkeit, sodass ein auf den ersten Blick vitaler Baum beim geringsten Sturm fallen kann. So geschehen im September 2011. Foto: UMJ

Die Neubepflanzungen

Die Ersatzpflanzung, die im unmittelbaren Anschluss an das Entfernen der Baumveteranen erfolgt, orientiert sich exakt am Altbestand und wird laut gültigem Parkpflegewerk die ursprüngliche Bepflanzung aus der Mitte des 19.Jhs. wiederherstellen: Rotbuche und Bergahorn als Solitärbäume, sowie die ehemalige Unterpflanzung (Strauchgruppen mit Bluthartriegel, Bodendecker aus Efeu und Immergrün, sowie Frühlingsgeophyten).Der gesamte Bereich wird wieder so aussehen, wie er um 1850 angelegt wurde. Aber die Früchte der Gartenarbeitet erntet natürlich erst die nachfolgende Generation.

Zeitplan:

21.–24.03.2012: Fällen der Bäume und Abtransport der Stämme
26.- 30.3.2012:  Entfernen aller Wurzelstöcke, Erdaushub (ca. 2 m tief), Auffüllen mit frischer Erde
02.- 05.04.2012: Neubepflanzung, Wegesanierung

Kategorie: Konservieren & Restaurieren | Schloss Eggenberg
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