20. Juli 2015 / Hannah Lackner
Plastikwelt
Betritt man die Sonderausstellung Endstation Meer im Naturkundemuseum, sieht man sich gleich mit einer imposanten Müllkomposition konfrontiert. Sie zeigt Strandaufsammlungen, die größtenteils vom Festland angespült wurden. Da zerplatzt selbst bei ausgeprägter Urlaubssehnsucht augenblicklich der Gedanke von schneeweißen sauberen Stränden.
Riesige Müllstrudel bewegen sich unter Wasser über eine Fläche, die ein Drittel ganz Europas misst. „Sage und schreibe 6,4 Millionen Tonnen Müll“. Diese Zahl mag im Vergleich zur Weltbevölkerung nicht hoch klingen. Denkt man aber daran, wie wenig ein Plastiksackerl wiegt, wird die Dramatik der Plastikverschmutzung deutlich. Eine einfache Angelschnur braucht 600 Jahre, bis sie zersetzt wird. Einwegwindeln zerfallen erst nach 450 Jahren. Bei manchen Funden gerät man in Erklärungsnot, wie bei der unglaublichen Menge an Zahnbürsten, die in den Meeren dahinschwimmen.
Verhungern mit vollem Magen
Schildkröten, die sich im Müll verfangen. Tote Seebären. Wale, die riesige Mengen an Mikroplastik schlucken. Geöffnete Kadaver von Eissturmvögeln voll mit Plastikmüll, weil die Magensäure der Tiere den Kunststoff nicht zersetzen kann und „die Vögel mit vollem Magen verhungern“, wie es Pinter ausdrückt.
In der Führung Grüne Mitte wird überdeutlich: Problematisch sind nicht nur große Plastikteile, sondern vor allem dieses Mikroplastik. Man kann es nicht ausfiltern. Es birgt aufgrund des Schadstoffgehalts eine große Gefahr sowohl für Menschen als auch für Meerestiere, die Plastikteile fressen und daran qualvoll verenden. Das Spazieren durch die Räumlichkeiten wird begleitet von Kopfschütteln und der Frage, wieso nichts dagegen getan wird.
Plastik im Gesicht ist vermeidbar
Verstecktes Plastik findet sich in vielen Dingen, die einem nie in den Sinn kommen würden. Zum Beispiel in Hautpeelings oder Zahnpasta. Ein Leben ganz ohne Plastik funktioniert nicht, aber „wenn jeder ein wenig bewusster leben würde, so wär‘ schon ein bisschen was getan“. Alternativen sind nämlich nicht nur umweltschonend, sondern sehen auch noch toll aus. Wie zum Beispiel Stofftaschen statt Plastiksackerln oder Besteck und Geschirr aus Holz statt aus Wegwerfplastik. Frei nach dem Motto „Wenn schon Plastik, dann wenigstens Wiederverwendung“ ist Upcycling ein Trend, den Marken wie heidenspass, Freitag und tagwerk betreiben und z. B. aus alten Plastikplanen Taschen kreieren.
Spätestens, wenn man das Resultat der heutigen Wegwerfgesellschaft vorgeführt bekommt, gilt das Motto „Aus den Augen aus dem Sinn“ nicht mehr. Unsere Welt steht vor einem unleugbaren Umweltproblem. Unser ökologischer Fußabdruck ist gewaltig, sodass man am Ende der spannenden Führung ins Grübeln kommt: „Was wäre, wenn es Plastik schon immer gegeben hätte? Wie sähe unsere Welt dann heute aus?“
Schlagworte: Endstation Meer