Einladung “Big Draw in der Luise”, Renate Kordon

25. September 2014 / Christoph Pelzl

Linien zeichnen – THE BIG DRAW GRAZ

Kunst- & Naturvermittlung | Museumseinblicke | Neue Galerie mit BRUSEUM

Im Rahmen des BIG DRAW GRAZ haben wir die teilnehmenden Künstler/innen gefragt was für sie zeichnen ist! In den nächsten Tagen schreiben sie hier im Blog über ihren persönlichen Zugang zum Zeichnen.

Renate Kordon

Der erste erinnerte Ort des intensiven Tuns, des bewussten Zeichnens war unter dem Arbeitstisch meiner Eltern, sozusagen eine Ebene tiefer. Mein Platz war nicht ganz ruhig, aber ziemlich ungestört, und ich konnte da tun, was mich interessierte: zeichnen. Ich zeichnete auf Papierstreifen, Abfällen aus dem Papierkorb, Reihen von Köpfen und Figuren. Später das intuitive Zeichnen, abstrakt aus dem Inneren transformiert – direkt herausfließen lassen, über die Hand, die den Stift oder Pinsel hält, die Bewegung überträgt sich auf das Papier.

Zeichnen auf Papier mit Bleistift, Tusche-Feder, Tinte, mit Kreide und Pinsel

Jede gezeichnete Linie ist eine Entscheidung. Wenn ich ein Objekt sehe oder auch imaginiere, so muss ich auswählen, wie will ich es zeichnerisch abbilden? Ich muss entscheiden, welche Linie, welcher Umriss den Körper beschreibt, vertritt, für ihn am Papier steht, seine Eigenschaften zeigt, sein Wesen erfasst, so wie ich ihn gesehen habe. Das ist wichtig, ich kann nur zeichnen, was ich „sehe“, was ich auswähle. Ich muss die Linie finden, wo etwas aufhört und etwas anderes beginnt, was nicht das ist, was ich abbilden will. Die Trennungslinie zur Luft, zum Himmel, zu Körpern, die dahinter, daneben oder davor sind. Es ist dann zu überlegen, zu entscheiden, wie viel der angrenzenden Dinge nötig sind und man zeichnen muss, um das eine zu beschreiben.

 

Ich habe auch Zeichnungen animiert, zum Leben erweckt, in Zeichentrickfilmen, mit 1440 Zeichnungen pro Minute. Hier spielt die Zeit, in der wir die Zeichnung durch die Aufeinanderfolge in Bewegung sehen, eine ganz andere Rolle als auf einem Blatt Papier. Die Linie, dieses Abstraktum, kann alles darstellen, es kann sich in alles verwandeln. Die Linie ist der Agent, die Agentin der unendlichen Metamorphose.

In meinen Stahlzeichnungen gibt es einen anderen Dimensionssprung. Die schwarzen Linien der Zeichnungen sind aus Stahldraht geschweißt, die Zeichnung wird zur Skulptur, die flach an der Wand hängt und – so sie einen Schatten wirft – sich auf der Wand verdoppelt.

 

„Weiße Musik“, Stahlzeichnung, 2006, © Renate Kordon

„Weiße Musik“, Stahlzeichnung, 2006, © Renate Kordon

Beim BIG DRAW GRAZ im Kunsthaus Graz werde ich die Esstische der „Luise“ in Zeichentische verwandeln, um alle Besucher, Gäste und Passanten einzuladen, frei und lustvoll zu zeichnen.

Weitere Informationen zum BIG DRAW GRAZ

„Zeichentische“ – Luise im Kunsthaus, 11-21 Uhr
Mit Renate Kordon
Alle Tischtücher sind zum Bezeichnen da!

www.bigdrawgraz.at
Hashtag: #bigdraw #bigdrawgraz

Kategorie: Kunst- & Naturvermittlung | Museumseinblicke | Neue Galerie mit BRUSEUM
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