„G’feiert is’ immer wordn“ – Drillich, Dodge und Dankeschön

Erzählcafé im Steirischen Feuerwehrmuseum Groß St. Florian

29. September 2025, Elisabeth Schatz

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Hochdekorierte Feuerwehrkommandanten und leidgeprüfte Ehefrauen, Turnierteilnehmer und Maschinentechniker teilen mit uns persönliche Erinnerungen rund um Einsätze und das Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr. Ein Glück, dass Museumsleiterin und Löschmeisterin Katrin Knaß-Roßmann noch hier ist – knapp vor Veranstaltungsbeginn wurde sie selbst zu einem Feuerwehreinsatz gerufen …

Gemeinsam mit ihr starten wir in der aktuellen Ausstellung „80 Jahre danach. Kriegsfolgen und die Wiedererrichtung des Feuerwehrwesen nach dem 2. Weltkrieg“  eine Zeitreise durch die Feuerwehrgeschichte von 1945 bis 2025 – die Meilensteine und positiven Nachrichten dabei fest im Blick! Alltagsobjekte fangen die Stimmung der Jahrzehnte ein und persönliche Erinnerungen können auf Post-its hinzugefügt werden.

Aber heute geht’s ums Erzählen!

„Früher schoben wir zum Bäcker – heute rollen wir durch Tunnel“

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden die Kameraden zu Hause leere Rüsthäuser vor, die gesamte Ausrüstung war „sehr marginal“ und gelöscht wurde mit Eimern.

Ein Besucher erzählt von seinem Großvater: „Sie fuhren einen alten Dodge, so einer wie hier drüben ausgestellt ist, und ohne Frostschutz mussten sie das Fahrzeug in der Früh vorm Einsatz immer zum Bäcker schieben, weil der schon heißes Wasser hatte, mit dem der Motor dann wieder zum Laufen gebracht wurde.“ Und meistens standen die Bauern mit Traktor und Ross zum Schieben parat.

„Mein Vater“, erinnert sich ein anderer, „kam einmal nach dem Einsatz im weißen Drillich heim, den er ausgezogen hat und hinstellen konnte – so eingefroren war der!“ [Anm.: Drillich ist ein feuerbeständiger, aber stark wassersaugender Stoff, aus dem früher die Uniformen produziert wurden]

Wie rasant die Entwicklung im Feuerwehrwesen ihren Lauf nahm, davon wussten unsere Besucher*innen eindrucksvoll zu erzählen:

„Der Begriff ‚Feuerwehr‘ passt heute eigentlich kaum noch“ – es ginge längst nicht mehr nur um Brände, sondern auch um Unfälle oder Unwetterkatastrophen. Schadstoffe und gefährliche Substanzen machten Einsätze deutlich komplexer. „Heute ist alles extrem schwierig geworden ... Und überhaupt, das mit dem Atemschutz ist nicht so ohne, wenn man durch den Tunnel durchrollen muss!“

„Und manchmal wird die Feuerwehr wegen Kleinigkeiten gerufen – etwa wegen einer Katze auf dem Baum …“, weiß ein Gast und fragt: „Ist die Feuerwehr heutzutage eigentlich für alles zuständig?“

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„Im Krieg sind die Frauen g’rannt, heut bleiben sie bei den Kindern daheim.“

Auch die Rolle der Frauen bei der Feuerwehr wurde thematisiert.

Während der beiden Weltkriege waren die Männer einberufen und die Frauen wurden zum Dienst bei der Feuerwehr herangezogen. Nach Kriegsende änderte sich das aber rasch: Die Feuerwehr wurde zur reinen Männerdomäne und die Frauen kümmerten sich hauptsächlich ums Feuer – daheim am Herd.

Bei der Feuerwehr werden ihnen andere gesellschaftlich und sozial wichtige Aufgaben übertragen: Einige Besucherinnen erinnern sich noch gut ans „jahrzehntelange Kuchenmachen“ und ans Kochen für die Feste. Außerdem erzählen sie vom Eintrittskartenverkaufen für den Feuerwehrball oder von ehrenvollen Patenschaften für Fahnen, Spritzen oder Fahrzeuge: „Gegen eine Spende hast die Auserwählte sein können – die Patenschaft wurde aber nirgends vermerkt …“ Eine andere – selbst Tochter eines Feuerwehrpioniers – schwelgt in Erinnerungen.  Gerne wäre auch sie zur Feuerwehr gegangen: „Das war damals aber völlig undenkbar – ich bin 54 geboren und hatte das große Glück, dass mich mein Cousin zum Training für den Leistungsbewerb mitnahm. Das war damals sehr unüblich.“

Die Geschichte vom „Antonkrieger“ versetzt uns dann alle ins Staunen: Eine Antonia soll sich in den 50er-Jahren unter falschem Namen bei der Feuerwehr eingeschrieben und dort fast 50 Jahre ihren Dienst verrichtet haben …

Erst seit 1993 – bezeichnenderweise ist das exakte Jahr umstritten – dürfen Frauen aktiv der Feuerwehr beitreten. Nach wie vor sind sie unterrepräsentiert – auch heute in unserer Erzählcafé-Runde …

„Die Feuerwehr brauchst immer.“ – Damals wie heute unverzichtbar

Früher waren es großteils Bauern, die unter der Woche mit der Feuerwehr unterwegs waren, wenn es brannte. Sie konnten schnell vom Feld vor Ort sein, berichten unsere Besucher*innen.

Auch heute wäre es noch so, dass man nicht bei der Lannacher Feuerwehr sein kann, wenn man in Graz arbeitet – man wäre im Ernstfall einfach zu weit weg.

Manchmal, erklärt ein Insider, ist es auch anders geregelt: „Für Gemeindebedienstete kann es zur Auflage werden, Mitglied der örtlichen Feuerwehr zu sein – schließlich sind sie tagsüber vor Ort und im Einsatzfall leichter verfügbar.“

Eine andere Besucherin erzählt von der Hilfsbereitschaft, die ihr heute noch so gut gefällt: „Wenn ein Einsatz ist, rennt mein Cousin vom Betrieb weg – er kann das, weil er selbst der Chef ist.“

Ein Blick auf das Feuerwehrsystem in Österreich zeigt, welche Säulen es tragen:

Landesweit gibt es sechs Berufsfeuerwehren (eine davon in der Steiermark – u. a. die Hauptfeuerwache am Grazer Lendplatz) und rund 300 Betriebsfeuerwehren. Der Großteil aber, über 4.500 Feuerwehren, ist freiwillig organisiert! Hier arbeiten haupt- und ehrenamtliche Mitglieder Seite an Seite – ein System, das stark vom Engagement der Bevölkerung lebt.

Die Finanzierung? Eine Mischung aus öffentlichen Mitteln, Spenden und Veranstaltungserlösen. Ein Besucher bringt es so auf den Punkt: „Jeder braucht die Feuerwehr – aber spenden tun’s nix, das Miteinander fehlt heutzutage.“

Viele – besonders Stadtkinder wie ich – überrascht es, wie viel Freiwilligkeit hinter der Sicherheit steckt, auf die man sich im Ernstfall verlässt ... dankeschön!

… was für ein feines Erzählcafé – mit grandiosen Geschichten! Wir bedanken uns bei Katrin Knaß-Roßmann, Albert Gramer und Florian Labitsch für die gute Zusammenarbeit und vor allem bei unseren Erzähler*innen, die den Feuerwehren aus Bad Gams, Breitenbach Hötschdorf, Deutschlandsberg, Freidorf, Grossegg, Groß St. Florian, Gussendorf, Lannach, St. Martin i. Sulmtal, St. Stefan i. Rosental und Tobelbad – Haselsdorf u. a. angehören!

Erzählcafé "Was erzählst du: Steiermark?" im Steirischen Feuerwehrmuseum Groß St. Florian

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