Geige von Dr. Arnold Genal, Familie Genal-Gelbrich, Leibnitz

9. September 2014 / Christoph Pelzl

„Kriegsgefangene und Internierte”

Kunst- & Naturvermittlung | Museumseinblicke | Neue Galerie mit BRUSEUM

Barackenlager für Flüchtlinge in Wagna bei Leibnitz, 12. Oktober 1915

Barackenlager für Flüchtlinge in Wagna bei Leibnitz, 12. Oktober 1915 Karte aus: Flüchtlingslager Wagna bei Leibnitz mit einer Abhandlung über die Alt-Römerstadt Flavia Solva, Graz 1915

Barackenlager für Flüchtlinge in Wagna bei Leibnitz, 12. Oktober 1915
Karte aus: Flüchtlingslager Wagna bei Leibnitz mit einer Abhandlung über die Alt-Römerstadt Flavia Solva, Graz 1915

Mit dem für Österreich-Ungarn ungünstig verlaufenden Krieg an der Ostfront und dem russischen Vorstoß nach Galizien und der Bukowina setzten aus den von Kriegshandlungen betroffenen Gebieten Flüchtlingsströme ins Hinterland ein. Tausende Menschen verließen dabei nicht immer freiwillig ihre Heimat. Viele der polnischen, ruthenischen und jüdischen, ab 1915 auch italienischen Flüchtlinge kamen so in die Steiermark, wo etwa in Wagna bei Leibnitz ein Flüchtlingslager errichtet wurde, das im Winter 1914 bereits mehr als 14.000 Menschen beheimatete.

Geige von Dr. Arnold Genal

Zwischen August 1914 und Dezember 1917 gelangten 2,1 Millionen österreichisch-ungarische Soldaten an der Ostfront in russische Kriegsgefangenschaft.1 Sie wurden in unterschiedliche Lager im zaristischen Russland verbracht und lebten zumeist über Jahre hinweg unter katastrophalen Bedingungen. Den gefangenen Offizieren der k.u.k. Armee ging es jedoch oftmals besser: Sie durften zu keinerlei Arbeiten herangezogen werden, erhielten Geld und ihre Lager waren häufig in einem besseren Zustand.

Doch ihr Alltag war von Langweile und Monotonie geprägt, sodass sich vielerorts unterschiedliche Formen künstlerischer Betätigung entwickeln konnten, die als gern gesehene Ablenkung praktiziert wurden. Die Musik wurde so zu einem wichtigen Bestandteil des Alltags der Kriegsgefangenen, die Orchester und Musikkapellen gründeten. Die Instrumente wurden aus den vorhandenen Materialien selbst angefertigt, Noten aus dem Gedächtnis niedergeschrieben, Stücke selbst komponiert. So wurde nicht nur die eigene Lebenssituation verbessert, sondern auch für die Unterhaltung der anderen Kriegsgefangenen gesorgt. Die hier abgebildete Geige stammte von Dr. Arnold Genal, dem Arzt des Feldkanonenregiments Nr. 7, und trägt neben den Unterschriften vermutlich der Orchestermitglieder die Inschrift „Unserem Mitgliede Rgmt Arzt Dr. A. Genal zur Erinnerung das Offizier Plenni Orchester Blagowuestschensk [sic!] 1918“.

 

Zum Nachlesen

Teil 1: “Objekte gegen das Vergessen”
Teil 2: „Der kranke Mann an der Donau?“
Teil 3: „Stramm deutsche Stadt?”Alle Benutzer
Teil 4: „Die Zahnräder beginnen sich zu drehen“
Teil 5: „Hurra das Dritte Korps“
Teil 6: „Die Gegend scheint da ,vorne‘ ein Ende zu haben, dem ein ,Nichts‘ folgt“
Teil 7: „Die normierte Tötungsmaschine – der normierte Mensch“
Teil 8: „Den Witwen und Waisen gefallener Krieger“
Teil 9: “Nie wieder Krieg!”
Teil 10: „Zur Erinnerung an „schwere Zeiten””
Teil 11: „Frauen und Kinder an der Heimatfront”
Teil 12: “Erlkönig unter Wasser”

Eckdaten

  • Thema: Teilt mit uns Eure Meinungen, Gedanken und persönlichen Erinnerungsstücke zum Ersten Weltkrieg.
  • Laufzeit: 27. Juni bis 30. September
  • Hashtags: #wk1 und #stmk
  • Bewerbung: Wir bewerben die Beiträge über Twitter (@Joanneum), auf den Facebook-Seiten des Museum im Palais und der allgemeinen Joanneums-Seite sowie auf unserer Website. Außerdem werden wir diesen Beitrag regelmäßig aktualisieren und eure Beiträge hier am Ende des Textes verlinken. Nach Ablauf der Serie bringen wir auch eine Zusammenfassung hier im Museumsblog.

 

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