10. Dezember 2019 / Alina Lerch

Frau Prinz(essin) im Schloss Eggenberg … Interview mit Sissi Prinz

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Sissi Prinz arbeitet im Besucher/innenservice von Schloss Eggenberg mit Alter Galerie, Münzkabinett und Archäologiemuseum. Im Interview spricht sie über ihren Arbeitsplatz sowie lustige Besucher/innen und erklärt, wieso sie trotz Pension noch immer im Universalmuseum Joanneum arbeitet.

Seit wann arbeitest du im Universalmuseum Joanneum?

Puh, schon sehr lange – seit 2001! Begonnen habe ich im Landeszeughaus, die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen dort war wunderschön, und mittlerweile bin ich ungefähr 10 Jahre im Schloss Eggenberg. Mir geht es im Grunde ja fantastisch, ich bin eigentlich seit 3 Jahren in Pension, liebe meine Arbeit und die Menschen, mit denen ich arbeiten darf, sehr. Es gibt nichts Schöneres, als so ein super Team zu haben und in so einer angenehmen Atmosphäre arbeiten zu dürfen. Außerdem muss man ja fit bleiben, das ist wichtig!

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Ganz wunderschön (lacht)! Grundsätzlich kommt es drauf an, wie wir zum Dienst eingeteilt sind. Es gibt Tage, an denen bin ich quasi nur im Museum. Wenn ich Tagesverantwortliche bin, hole ich in der Früh die Schlüssel, das Funkgerät, Taschenlampen und den Plan, auf dem steht, wer an diesem Tag vor Ort ist. Dann treffe mich mit allen in der Küche und der Tag wird besprochen bzw. werden die Pausenwünsche geäußert (lacht wieder). Jeder bekommt einen Zettel, auf dem steht, wo er wann sein muss, und dann kann der Tag richtig starten. Wenn man die Tagesverantwortung hat, ist man viel im Schloss unterwegs, dann checke ich zum Beispiel, ob in der Alten Galerie alle Lichter brennen, ob genug Monatsprogramme etc. vorhanden sind, ich betreue die Gäste oder auch die Kolleginnen und Kollegen.

Bei Diensten ohne Tagesverantwortung begebe ich mich dorthin, wo ich eingeteilt wurde, und warte, bis die Besucher/innen kommen. Jede Stunde wird jedoch durchgewechselt und wir ändern unsere Position, weil beispielsweise der Mittelalterbereich in der Alten Galerie sehr dunkel ist und man dort nicht den ganzen Tag durchgehend arbeiten soll. Wir betreiben ja nicht mehr wirklich Objektschutz, sondern dürfen die Besucher/innen betreuen, es heißt schließlich Besucher/innenservice, was ich wirklich sehr toll finde. Wir wissen außerdem einiges über die Ausstellungsstücke und versuchen somit auch Fragen zu beantworten. Bei vielen und detaillierten Fragen verweisen wir die Besucher/innen aber an die Kolleginnen und Kollegen von der Vermittlung. Sobald wir merken, dass eine Besucherin oder ein Besucher etwas sucht, beispielsweise wo eine Führung stattfindet, helfen wir sofort, um den Besuch möglichst angenehm gestalten zu können. Die Besucher/innen haben schon an der Parkkassa jede Menge Infos über unsere Museen erhalten. Wenn sie dann im Schloss angekommen sind, haben sie es meistens wieder vergessen, da erkläre ich ihnen dann auch alles sehr gerne noch einmal. Ein anderer Aufgabenbereich ist das Einschulen von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, was mir auch sehr viel Spaß macht. Es ist absolut nicht so, dass wir nur herumstehen und nichts machen, wie es sich vielleicht viele vorstellen. Wir haben sehr viele unterschiedliche und tolle Aufgaben.

Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten und was weniger?

Ich kann nicht sagen, dass mir etwas nicht gefällt, weil mir grundsätzlich alles Spaß macht. Ich bin sehr aufgeschlossen, arbeite gerne mit Menschen – das alles erfüllt mein Job. Ich bin auch sehr kunstinteressiert, wir haben schließlich wirklich schöne Stücke vor Ort! Die Admonter Madonna ist so beeindruckend, da sind die Besucher/innen auch immer hin und weg. Außerdem fragen auch viele nach der neu aufgestellten Alten Galerie mit dem Thema „Zwischen Tanz und Tod“ – da sind sie vor allem von unseren Brueghels begeistert! Auch von unserem Münzkabinett schwärmen viele: Es erzählt einprägsame Geschichten aus der Steiermark.

Die Admonter Madonna, zu sehen in der Alten Galerie, Foto: UMJ/ N. Lackner

Natürlich ist es weniger schön, wenn eine Besucherin oder ein Besucher schlechte Laune verbreitet. Manchmal gibt es auch sehr unfreundliche Besucher/innen, aber über so etwas muss man drüberstehen und es passiert Gott sei Dank nur sehr selten. Wir versuchen solche Situationen so gut es geht zu vermeiden, indem wir die Gäste gleich von Beginn an anlächeln und freundlich mit ihnen kommunizieren – außer jemand will seine Ruhe. Meistens hilft das auch. Wie man in den Wald hineinruft, kommt es schließlich zurück.

Hast du einen Lieblingsaufsichtsplatz?

Es ist überall toll! Aber wenn ich mich entscheiden muss: Das Foyer, da kommt man am meisten mit den Gästen in Kontakt, sie kommen auf einen zu und oft entwickelt sich ein nettes Gespräch.

Gibt es lustige Fragen, die von den Besucherinnen und Besuchern gestellt werden?

Ja (lacht wieder): „Wo sind die Fasane?“ Wir haben aber keine Fasane, nur Pfaue! Die übrigens, wenn sie könnten, in den Ausstellungen herumspazieren würden, aber das geht zum Glück nicht.

Was machst du, wenn keine bzw. wenige Besucher/innen da sind?

Sofern ich nicht Tagesverantwortliche bin, kann ich – sofern wirklich niemand da ist – z. B. in den Ausstellungskatalogen lesen. Ich muss aber vor Ort sein und darf mich nur fortbewegen, wenn jemand anderes kurz für mich einspringt.

Hat schon einmal jemand etwas Unerlaubtes angestellt?

Es hat noch keiner versucht, etwas zu stehlen oder kaputt zu machen, aber es kommt immer wieder vor, dass jemand etwas unerlaubt berührt. Man muss die Leute, vor allem Kinder, einfach darauf aufmerksam machen, dass das verboten ist, und man legt das Augenmerk auf diese Personen, ohne dass sie sich beobachtet fühlen. Einmal hat eine Frau unabsichtlich die Alarmanlage ausgelöst, weil sie den Notausgang benutzt hat, aber sonst ist nichts Schlimmeres passiert.

Was war bis jetzt dein schönster oder auch dein schlimmster Tag?

Ich habe keine schlimmen Tage. Ich arbeite in einem Schloss, mein Nachname ist Prinz, das ist der Traumjob schlechthin!

Es gibt sehr viele nette Dinge zu erzählen: Ich habe ja viele Freiheiten und sofern genügend Zeit ist, kann ich mich auf sehr spezielle Aufgaben konzentrieren. Einmal hat uns eine Frau im Rollstuhl besucht und wollte unbedingt ein paar Pfauenfedern aus dem Graben haben, da sie Kalligrafie-Künstlerin war, und ich konnte ihr diesen Wunsch erfüllen. Sie war so glücklich, das hat mir meinen Tag versüßt.

Oder: Vor Kurzem war ein amerikanisches Paar im Schloss, das vor 40 Jahren in unserer großen Kapelle geheiratet hat, aber keine Zeit für eine Führung hatte, wo sie die Kapelle gesehen hätten. Auf ihren Wunsch hin habe ich ihnen die Kapelle aufgesperrt, was die beiden unglaublich gefreut hat, und mich natürlich auch.

Ein Mann hat sich einmal bei mir beschwert, dass man in den Prunkräumen nicht fotografieren darf. Das ist nicht erlaubt, weil die Besucher/innen sonst während der Führungen zu lange an einem Platz bleiben. Er hat sich trotz meiner Erklärung furchtbar aufgeregt und gemeint, dass er das all seinen Bekannten erzählen wird. Ich habe ihm daraufhin geantwortet: „Das ist eine gute Idee, vielen Dank, dann muss ich das nicht mehr machen!“ Wir haben beide gelacht und seine Wut ist verflogen. Man muss den Leuten einfach den Wind aus den Segeln nehmen.

Was passiert in der „Winterpause“?

Ich werde die Arbeit hier sehr vermissen, ich bin ja sehr gerne unter Menschen. Es haben schon viele gefragt, warum wir nicht immer geöffnet haben, ich vermute, das Ressourcenproblem … In der Zeit müssen wir dann zum AMS und das melden. Ich wurde dort in Pension geschickt, arbeite aber weiter, weil ich´s hier schlicht und einfach liebe.

Text: Alina Lerch

Fotos: UMJ/ N. Lackner, Alina Lerch

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