
Marko Mele bei der Grabung, Foto: Universalmuseum Joanneum
4. Februar 2015 / Marko Mele
Einmaliger archäologischer Fund am Burgstallkogel
… und auf etwas unerwartetes stieß
Der Grundeigentümer seine beste Weingartenlage am Burgstallkogel rigolen, da diese Arbeiten das letzte Mal vor 40 Jahren durchgeführt worden waren. Damals waren keine archäologischen Funde zutage gekommen, obwohl der Weingarten über den Resten einer der bedeutendsten Siedlungen der älteren Eisenzeit im Südostalpenraum angelegt war.
Doch dieses Mal sollte es anders kommen: Am 13. Jänner gegen 13 Uhr bemerkte der vorsorglich verständigte Archäologe Marko Mele, dass der Bagger beim Abziehen der ersten 10 cm der Erdoberfläche eine Schicht mit verbranntem Lehm und Holzkohle freilegte. Sofort wurde die Stelle gesichert und eine archäologische Grabung eingeleitet. Am nächsten Tag war ein Grabungsteam der Abteilung Archäologie & Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum am Fundort und entfernte die oberen Erdschichten.
„Als ich am 13. Jänner zur Baustelle kam, hatte ich das Gefühl, dass heute ein besonderer Tag ist. Ein paar Stunden später stand ich vor einem faszinierenden Fund mit einem großen Problem: Wie führe ich eine archäologische Grabung im Winter durch? Zum Glück schien die ganze Woche die Sonne, und so konnte unser Team eine erfolgreiche Grabung durchführen. Der hervorragende Befund gibt uns einen einmaligen Einblick in das Leben der Menschen vor rund 2.700 Jahren“, berichtet Marko Mele, Chefkurator der Ur- und Frühgeschichtlichen Sammlung am Universalmuseum Joanneum, hocherfreut.
Ein 2.700 Jahre altes Haus
Bald stellte sich heraus, dass das Grabungsteam eine Hausruine freigelegt hatte, die sich auf einer künstlich angelegten Terrasse befand und in urgeschichtlicher Zeit niedergebrannt sein musste. Vom wahrscheinlich in Blockbautechnik gezimmerten und mit Lehm verputzten Haus war nur ein großer Haufen mit verziegeltem Lehm und Holzkohle übriggeblieben. Zur großen Freude und Überraschung der Archäologen war der Lehmboden des Hauses, den die Bewohner vor rund 2.700 Jahren angelegt hatten, sehr gut erhalten. Dazu hatte sicherlich die Brandhitze ihren Beitrag geleistet.
Weitere Überraschungen
Beim Entfernen der Reste der Hausruine folgten weitere Überraschungen: Ein sehr gut erhaltener Feuerbock aus Ton und viele verkohlte Holzbalken wurden gefunden. Die aus Ton hergestellten Feuerböcke werden manchmal auch als Mondidole bezeichnet, weil ihre Form an einen Halbmond erinnert. Sie sind typisch für die eisenzeitlichen Siedlungen und Gräberfelder des Ostalpenraums. Einige Forscher meinen, dass diese Objekte als Mondkalender zu deuten sind.
Die vielen verkohlten Holzreste begeisterten die Ausgräber noch mehr. Dass in einer 2.700 Jahre alten verbrannten Hausruine ein derartiger Fund gemacht wurde, ist einmalig. Es konnten sogar einzelne Hölzer unterschieden sowie Verbindungszapfen und andere Bauelemente identifiziert werden. Der Fund wurde in einem Block geborgen, damit an ihm naturwissenschaftliche Analysen (Dendrochronologie und Holzartenbestimmungen) durchgeführt werden können.
Der Fund bestätigte, dass sich die eisenzeitliche Siedlung nicht nur auf dem Gipfel und den Nordterrassen des Burgstallkogels befand, sondern wahrscheinlich den ganzen Berg eingenommen hat. Es zeigt aber auch, wie wichtig es ist, dass die Menschen, die in dieser historisch gewachsenen Kulturlandschaft leben, für den Denkmalschutz sensibilisiert sind und ihnen die Erhaltung dieses wertvollen kulturellen Erbes ein Anliegen ist.
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