25. April 2012 / Christoph Pelzl
Ein nackter Krieger geht nach London
Die 1526 von dem Nürnberger Bildhauer Stefan Godl (gest. 1534) gegossene und von seinem Mitarbeiter Leonhard Magt (gest. 1532) modellierte Statuette gehört zu den Hauptwerken der deutschen Renaissanceskulptur. In ihr spiegelt sich die epochale Aufgabe für Bildhauer, sich mit der Darstellung des menschlichen Körpers auseinanderzusetzen.
Die Skulptur, die trotz des martialischen Themas alle Heroisierung im Sinne der Antike meidet, ist beispielhaft für die Polarität der Renaissance, die nicht nur den unmittelbar antik inspirierten Körperkult kannte, sondern auch die Fragilität der physischen Existenz des Menschen eigens thematisierte.
Nackter Krieger, Stefan Godl, Foto: UMJ |
>Die Skulptur, ein typisches Kunstkammerstück aus der Frühzeit europäischer Sammelkultur, geht auf einen am 09.12.1525 erteilten Auftrag von Erzherzog Ferdinand zurück, der nach dem Tode Maximilians I. Landesherr von Tirol geworden war. Motiv war eine Wette mit Augsburger Bürgern, die behaupteten, in ihrer Stadt, dem neben Nürnberg zweiten großen Bronzezentrum Deutschlands, gebe es fähigere Spezialisten.
Nackter Krieger, Rückenansicht, Foto: UMJ |
Die gezogene krumme Waffe ist keine Anspielung auf die Türkenkriege, sondern die Wiedergabe eines „coltellaggio“ (ital. für „großes Messer“, auch „Kordelatsch“ genannt), den man für antiken Ursprungs hielt.
Zu sehen ist der “Nackte Krieger” bis zu seiner Verleihung an die Royal Academy of Arts in London (15.09. – 09.12.2012) in der
Alten Galerie
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Schlagworte: Sammlungsobjekte