15. Mai 2014 / Anna Fras
Cold Case – Ein Mord um 1300
Was geschah wohl um das Jahr 1300 an dem Ort, wo heute die Grazer Burg steht? Mit 100-prozentiger Sicherheit werden wir es wohl nie wissen – sicher ist jedoch, dass im Jahr 2010 bei Kellerbauarbeiten im östlichen Trakt Burg zunächst Bauarbeiter auf menschliche Überreste stießen. Die darauf folgenden archäologischen Grabungen brachten einen interessanten Fund zutage: Neben Resten der mittelalterlichen Grazer Stadtmauer wurde ein Teil des Ägidius-Friedhofs mit menschlichen Gebeine gefunden. Insgesamt konnten 18 Menschen identifiziert werden: 8 Männer, 6 Frauen und 4 Kleinstkinder. 10 Individuen sind fast vollständig erhalten, doch ein männliches Skelett sticht ganz besonders hervor – es wurde vom Grabungsteam „Bolzen-Georg“ genannt.
Ein Fall für das CSI Graz
Um mehr über diesen Unbekannten zu erfahren, zogen unsere Archäologen die Spezialisten des Ludwig Boltzmann Instituts für Klinisch-Forensische Bildgebung zurate, die die Gebeine forensisch analysierten. Die Gebeine des „Bolzen-Georg“ verraten, dass er zwischen seinem 45. und 55. Lebensjahr verstorbenen ist, kräftig und muskulös sowie mit 169,2 cm über mittelgroß war. Reiterfacette und Hockerfacetten – spezifische Abnutzungsspuren am Oberschenkelkopf – sind an seinem Skelett ebenso feststellbar wie sehr starke Abnützungsspuren an der Wirbelsäule. Der Zustand der Gelenke an seinen sehr kräftigen Armen zeugt von großer Beanspruchung – ein echter Haudegen. Wie bei den anderen menschlichen Überresten, zeigen sich auch bei ihm Spuren von Mangelerscheinungen sowie Zahnprobleme.
Doch ganz offensichtlich war der Mann nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern im Zuge eines Zweikampfes ums Leben gekommen, da er eindeutige Spuren von Gewalteinwirkungen zeigt. Die Analyse ergab, dass zwei mögliche Todesursachen infrage kommen: Im ersten Fall entsteht aufgrund des Lochbruchs im Bereich der Stirn eine Hirnblutung, die sich im weiteren Verlauf ausdehnt. Es kommt zu einer Erhöhung des Hirndrucks und zu einer Einklemmung des Hirnstamms – die daraus resultierende Atemlähmung führt zum Tod. Wenn der Schlag an der Stirn zu keiner relevanten Hirndrucksymptomatik führte und der Mann den Schlag überlebte, verursachte der im Gesichtsschädel verbleibende Teil der Waffe eine schwerwiegende Infektion. Diese Infektion, die zu dieser Zeit nicht behandelbar war, breitet sich in der Folge im ganzen Körper aus und führt letztendlich zum Tod.
Wer weiß was passiert ist?
In der Sonderausstellung Knochen-Code erfahren die Besucherinnen und Besucher des Archäologiemuseums detaillierte Informationen über den „Bolzen-Georg“, seine mögliche Herkunft und den möglichen Tathergang. Auch unsere Archäologen haben natürlich eine Theorie, wie „Bolzen-Georg“ ums Leben gekommen sein könnte. Aber wir appelieren an eure Phantasie:
Schickt uns eure Geschichte zum Tod des „Bolzen-Georgs“. Was denkt ihr, ist ihm zugestoßen. Wer war sein Mörder? Warum musste er sterben? Schreibt einen Blogpost über eure ganz persönlichen Vorstellungen zum Leben und Tod des „Bolzen-Georgs“. Verlinkt bitte auf diesen Blogpost hier oder vermerkt den Link zu eurem Artikel in den Kommentaren.
Die fünf originellsten Beiträge erhalten einen Blick hinter die Kulissen der archäologischen Arbeit im Joanneum und eine Führung durch das Archäologiemuseum.
Die Beiträge können bis 30. Juni eingereicht werden.
Eckdaten
Thema: Eure persönliche Theorie zum Leben und Sterben des Bolzen-Georgs
Laufzeit: 16. Mai bis 30. Juni
Hashtag: #BolzenGeorg
Bewerbung: Wir bewerben die Beiträge über Twitter (@Joanneum), auf den Facebook-Seiten des Archäologiemuseums und der allgemeinen Joanneums-Seite sowie auf unserer Website. Außerdem werden wir diesen Beitrag regelmäßig aktualisieren und eure Beiträge hier am Ende des Textes verlinken. Nach Ablauf der Blogparade bringen wir auch eine Zusammenfassung hier im Museumsblog.
Schlagworte: Knochen-Code
Dr. Georg Ramsauer
Ich bin Privatdetektiv und beschäftige mich fallweise mit cold-cases.
Auch an historischen Fällen bin ich interessiert.
Anita Brunner-Irujo
Lieber Herr Ramsauer, wenn Sie gerne mehr über den Fund erfahren wollen können Sie uns gerne direkt kontaktieren: https://www.museum-joanneum.at/archaeologiemuseum-schloss-eggenberg/ueber-uns/mitarbeiterinnen. Beste Grüße aus Graz!