Das Bild zeigt das große Turnier in Wien. Es wurde um 1570 von einem unbekannten Maler nach einem Holzschnitt von Jost Amman gefertigt. Foto: UMJ/N. Lackner

20. Juli 2014 / Anna Fras

Blogserie: Das Einmaleins der Redewendungen, Teil 8

Museum für Geschichte

Warum kommt uns manches spanisch vor? Warum reden Politikerinnen und Politiker einen Stiefel zusammen? Warum schenken wir uns nur manchmal reinen Wein ein und müssen sehr oft den Kelch bis zur bitteren Neige austrinken? Warum hat jemand etwas auf der Pfanne, während viele einfach nur vernagelte Typen sind?

Andreas Metelko gibt die Antworten auf diese Fragen in seinen Themenführungen im Museum im Palais. Dort gibt es nämlich zahlreiche Exponate zu sehen, die den Ursprung dieser und anderer vertrauten Redewendungen erklären. Für eine kleine Serie im Museumsblog hat er sich Zeit genommen, einige Highlights zu erzählen und das Rätsel um die Herkunft so mancher vertrauten Redewendung zu lüften.

Aus dem Bereich der mittelalterlichen Turniere sind viele Aussprüche überliefert, die im Laufe der Zeit als Redewendungen in unseren Sprachgebrauch übergingen. Die folgenden drei Beispiele zeigen woher “sich aus dem Staub machen”, “ein Auge riskieren” und “jemanden abblitzen lassen” ursprünglich stammen.

“Aus dem Staub machen”

Historisch gesehen bezeichnet die Redewendung “sich aus dem Staub(e) machen” sich eilig zu entfernen, oft auch zu entfliehen. Der Redensart liegt das Bild eines Schlachtgetümmels zugrunde, in dessen Staubwolken man unauffällig fliehen konnte. Eventuell bezieht sich die Aussage aber auch auf das Turniergeschehen und damit auf den aufgewirbelten Staub einer Kampfarena. Die Redensart ist zwar auch heute noch allgemein bekannt, in mundartlicher Verwendung aber kaum anzutreffen.

“Ein Auge riskieren”

Die Redewendung “Ein Auge riskieren” hat unterschiedliche Bedeutungen: 1) Sich kurz einen Überblick verschaffen; 2) Heimlich seitwärts schauen, mit schnellem, neugierigem Blick eine verbotene Sache oder Situation zu beobachten wagen; 3) Heimlich wo hinschauen, einen schnellen Blick werfen. Die Redewendung stammt aus dem Turnierbereich und bezieht sich darauf, wenn man beim Turnier kurz das Visier hebt oder hinter dem Schild hervorblickt, um den Gegner zu mustern. Ursprünglich war damit jedoch gemeint, dass man Gefahr läuft, ein Auge zu verlieren.

“Jemanden abblitzen lassen”

Die Bezeichnung “Jemanden abblitzen lassen” bezeichnet, wenn man jemanden kurz und schlagfertig (auch: schroff) ab- oder zurückweist. Historisch gesehen entstand das redensartliche Bild etwa um 1840 und stammt vom wirkungslosen Verpuffen des Schießpulvers, das bei den Gewehren vor und während der Befreiungskriege bisweilen mit blitzartiger Lichterscheinung von der Gewehrpfanne wegbrannte, ohne dass der Schuss losging. Ursprünglich bedeutete es also ein ‘wirkungsloses Abbrennen des Pulvers.

Zum Nachlesen

Teil 1: “Das kommt mir spanisch vor”
Teil 2: “Bis zur bitteren Neige”
Teil 3: “Mit dem goldenen Löffel im Mund aufwachsen”

Teil 4: “Das ist mir Schnuppe!”
Teil 5: “Einen Stiefel zusammenrechnen”
Teil 6: “Über jemandem den Stab brechen”
Teil 7: “Gehen wie ein Tolpatsch”

Kategorie: Museum für Geschichte
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