16. Februar 2018 / Marion Kirbis
Auftakt zum Peter-Rosegger-Gedenkjahr 2018
Am 8. Februar fiel mit der Eröffnung der Sonderausstellung Peter Rosegger. Waldheimat und Weltwandel im Museum für Geschichte der offizielle Startschuss für das Gedenkjahr. Die Ausstellung zeichnet den Lebensweg Roseggers nach, beleuchtet aber auch Aspekte, die in der romantisierten Vorstellung vom Waldbauernbuben oft zu kurz kommen. Eine Rolle, die Peter Rosegger zwar einerseits selbst gepflegt und stilisiert hat, der er aber andererseits bereits zu Lebzeiten zu entkommen versuchte.
Die Geschichte Peter Roseggers ist gewissermaßen eine Geschichte der Vereinnahmung. Er konnte sich für so viele unterschiedliche Themen begeistern, dass man fast jede – noch so unterschiedliche – Meinung mit einem „passenden“ Zitat aus seinem umfangreichen Werk untermauern kann. Verschiedene politische Bewegungen nutzten in der Vergangenheit jene Aussagen Roseggers, die sie als passend für ihre Zwecke erachteten. Wie seine Werke war auch seine Persönlichkeit nicht frei von Widersprüchen. 1843 als erstes Kind einer Bergbauernfamilie in Alpl geboren, zog es ihn in seinen Zwanzigern nach Graz, wo er seine Ausbildung an der Handelsakademie nachholte. Um die gegensätzlichen Lebensumstände in Stadt und Land in der Ausstellung gegenüberzustellen, wurden als Präsentationsform Dioramen gewählt. „Das Gestalterinnenduo von ToiKoi OG spielt damit auch auf die Zeit Roseggers an, in der Dioramen sehr beliebt waren“, erläutert die Kuratorin Astrid Aschacher. Mittels Kopfhörern kann man in den Ausstellungsräumen außerdem thematisch passenden Texten Roseggers lauschen.
In weiterer Folge wird die städtische und ländliche Arbeitswelt vorgestellt, und auch die Bildungsmöglichkeiten am Land und in der Stadt werden miteinander verglichen. Rosegger kritisierte etwa die „Studierwuth“ jener Menschen, die nicht aufgrund ihrer Wissbegierde, sondern von der Aussicht auf sozialen Aufstieg motiviert in die städtischen Bildungseinrichtungen strömten. Er war außerdem ein kritischer – wenngleich realistischer – Beobachter des Kapitalismus, der Industrie und der Umweltverschmutzung. Technischem Fortschritt gegenüber war er sehr aufgeschlossen. So besaß er einen Freifahrtschein der Südbahn und genoss das Eisenbahnfahren enorm. Auch die Möglichkeit, mit seinen Liebsten telefonieren zu können, empfand er nicht nur als nützlich, sondern vor allem als schön.
Um den Journalismus und die Kirche – die beiden großen Meinungsmacher des 19. Jahrhunderts – geht es im nächsten Abschnitt der Ausstellung. Als Journalist machte sich Rosegger mit seinen modernen Ansichten bei der katholischen Kirche unbeliebt. Er hatte einerseits eine sehr fortschrittliche Einstellung, etwa wenn es um alternative Bewegungen ging, andererseits war er aber auch ein „Kind seiner Zeit“, was sich unter anderem in seinem antiquierten Frauenbild äußerte. Abschließend geht es in der Schau um das politische Geschehen. Der kritische Mensch und Zeitzeuge Rosegger wird vor dem Hintergrund der Veränderungen durch den Liberalismus, Sozialismus, Nationalsozialismus und die internationalen gesellschaftspolitischen Bewegungen ins Zentrum gerückt und betrachtet.
Das Universalmuseum Joanneum lädt an zwei weiteren Standorten dazu ein, sich mit Roseggers Arbeit und Leben auseinanderzusetzen. Am 24. März wird das Rosegger-Geburtshaus Alpl und das Rosegger-Museum in Krieglach inklusive einer überarbeiteten Dauerausstellung unter dem Titel „Wem gehört der Großglockner?“ erstmals nach der Winterpause wieder öffnen.
Die Besucherinnen und Besucher können ihre Eindrücke mit #rosegger2018 auf den sozialen Netzwerken teilen oder uns auf Facebook, Instagram und Twitter sowie dem Blog folgen.
Schlagworte: Rosegger 2018 | Steirische Geschichte