5. Juni 2015 / Christoph Pelzl
120 Jahre Steirische Geschichte
Es wurde – genauso wie das Victoria & Albert Museum in London und das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg (beide gegr. 1852) – im Geiste einer europaweiten Bewegung gegründet, die sich als Antwort auf das Voranschreiten des technischen Fortschritts im Umfeld der Industriellen Revolution besonders um das traditionelle Kunsthandwerk bemühte und neben den wirtschaftlichen Aspekten vor allem die ästhetische Qualität von kunstgewerblichen Produkten (wieder) in den Vordergrund rückte.
Treibende Kraft hinter der Gründung des Grazer „Culturhistorischen und Kunstgewerbemuseum“ war der Bildhauer Karl Lacher (1850-1908). Schon bald, nachdem er 1874 seine Tätigkeit an der Grazer Gewerbeschule aufgenommen hatte, legte er den Grundstock für das Kulturhistorische und Kunstgewerbemuseum, das nach seinen Ideen „ein übersichtliches ethnographisches Bild von dem Wohnen, dem häuslichen Leben und Schaffen der Bewohner der Steiermark“ geben sollte.
Der „Steiermärkische Verein zur Förderung der Kunstindustrie“ (gegr. 1865) sowie der Landesmuseums-Verein Joanneum“ (gegr. 1883) unterstützten die Umsetzung dieser Vision maßgeblich, sodass die Kulturhistorische Sammlung bis zur Eröffnung des Kulturhistorischen und Kunstgewerbemuseums im Jahr 1895 bereits auf 5.394 Objekte angewachsen war. Das Museumsgebäude in der Neutorgasse 45 wurde nach Plänen von August Gunolt zwischen 1890 und 1894 erbaut.
Die Kulturhistorische Sammlung 2015
Heute umfasst die Kulturhistorische Sammlung rund 35.000 Objekte aus unterschiedlichen Sammlunsbereichen wie etwa Glas, Keramik, Schmuck, Schmiedeeisen, Textil u.v.m.. Seit der Neuaufstellung 2011 befindet sich das Museum im Palais Herberstein (Sackstraße 16). In der Dauerausstellung sind aktuell vor allem die kostbarsten Objekte der Sammlung zu sehen, die eng mit der Geschichte der Steiermark und der ehemaligen kaiserlichen Residenzstadt Graz in Verbindung stehen: Zum Beispiel der sogenannte „Steirische Herzogshut“ oder der gotische Prunkwagen Kaiser Friedrichs III.. In unserer Flickr-Galerie erhaltet ihr erste Eindrücke vom Museum.
Dieser Prunkwagen trägt die Wappen Kaiser Friedrichs III. und seiner Gemahlin Eleonore von Portugal. So prunkvoll ausgestattete Wagen wurden von Herrschern zu feierlichen Anlässen wie Krönung, Hochzeit, Turnier oder Festzug verwendet. Zu welchem Anlass der Wagen verwendet wurde und wie er nach Graz kam, ist unbekannt. Die Vermututng, er sei Eleonores Brautwagen gewesen, konnte durch zeitgenössische Berichte nicht bestätigt werden.Gefunden wurde der Wagen 1838 ohne Unterteil und Fahrgestell in einer Hütte am Lend, heute Lendplatz 22. Von dort kam er ins Landeszeughaus und befindet sich seit 1895 in der Kulturhistorischen Sammlung.
Der Erzherzogshut wird als Zeichen politischer Macht bei der feierlichen Zeremonie der Erbhuldigung dem neuen Herrscher vorgetragen. Er gehört wie das Zeremonienschwert und die zwei Zeremonienstäbe zu den Landesinsignien der Steiermark. Heute bekrönt er das Wappen des Landes.
Schlagworte: Museumseröffnung