Barocke Architektur ist nicht nur planvolle Raumerschließung und -nutzung, sie ist in wesentlichem Maße Inszenierung, die systematisch angelegt wird, um im Stiegenhaus ihren ersten Höhepunkt zu finden, der zugleich über den Status des Eigentümers Auskunft gibt. Nicht zuletzt erlaubt das Stiegenhaus dem Hausherrn, eine spürbare Abstufung der Wertschätzung vorzunehmen, wie es eine gleichermaßen auf Privilegien versessene wie titelsüchtige Zeit verlangt: Ist der Gast hohen Ranges, wird er unten am Fuße der Treppe empfangen, Gäste bescheidenerer Herkunft müssen sich ohne Begleitung weiter nach oben bequemen.
Mit dem neuen Stiegenhaus erfüllte der Architekt ein wichtiges soziales Erfordernis und setzte darüber hinaus einen ersten entscheidenden Akzent, den es im hinterlassenen eggenbergischen Bau nicht gab und daher in das vorhandene enge Gefüge integriert werden musste. Damit wurden die beiden Etagen erschlossen, die heute die Ausstellungsebenen des Museums für Geschichte sind – wobei hier die zweite Ebene die repräsentativste ist, die Beletage, wie es in der Modesprache der galanten Zeit heißt, zuvor hätte man es piano nobile genannt.
Dabei kam dem Architekten Hueber die Kenntnis Wiener (und wohl auch Prager) Vorbilder sehr gelegen, während der Maler des Deckenfreskos, vermutlich Philipp Carl Laubmann, eine schon bejahrte Quelle nutzte: Perspectivae pictorum atque architectorum / Der Mahler und Baumeister Perspectiv (Augsburg 1709), verfasst von dem Jesuitenpater Andrea Pozzo und über lange Zeit verlässliches tool barocker Illusionsregie.
Museum für Geschichte
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