14. Bezirk EGGENBERG
Eine Familie gab dem heutigen Stadtbezirk den Namen, der als Marktgemeinde (1908) die Orte Algersdorf und Baierdorf umfasste. Von Industrieanlagen, Arbeitervierteln, Sanatorien und Villen geprägt, zählte Eggenberg zu einer der größten Gemeinden der Steiermark (1934: 15.500 Einwohner/innen), bis die Nationalsozialisten den Ort zu einem Teil von Graz-West machten. Ab 1946 gab es wieder Eggenberg als Verwaltungseinheit, jetzt aber als 14. Stadtbezirk.
Die Eggenberger
Die Familie erlebte einen atemberaubenden sozialen Aufstieg von Grazer Bürgern des 15. Jahrhunderts bis zum 1623 erlangten Reichsfürstenstand.
Dieses Fresko stiftete Ulrich Eggenberger (urkundlich nachweisbar 1432–1444), der Ahnherr der Familie. Er war Grazer Ratsbürger und in Münzgeschäften tätig. Sein neben ihm dargestellter Sohn Balthasar (nachweisbar 1444–1493) wurde einer der großen Finanziers Kaiser Friedrichs III. und legte die Basis für den Aufstieg der Familie.
Das repräsentative Barockschloss der Eggenberger im Westen von Graz, dem ein astrologisches Gesamtkonzept zugrunde liegt, verdeutlicht das Prestige dieser mächtigen kaisernahen Familie.
Die Eggenberger als Grundherrn
Die Eggenberger gehörten zu den großen Grundherren in Zentral europa. Neben Besitzungen in und um Graz und Radkersburg, Ehrenhausen, Krumau/Český Krumlov und Gradisca (d’Isonzo) finden wir sie auch in Adelsberg/Postojna.
Nach dem Aussterben der Eggenberger 1717 im Mannesstamm ging das Schloss an die Familie Herberstein über. Heute sind in dem UNESCO-Weltkulturerbe Sammlungen des Universalmuseum Joanneum untergebracht.
Ziegelofen
Schon im 15. Jahrhundert wird eine Ziegelei im heutigen Eggenberg erwähnt. Aufgrund der Lehmböden hatte die Ziegelherstellung einen guten Produktionsstandort. In dem im Gemälde dargestellten Ziegelofen (Hödlgasse), der dem Rechtsanwalt Bonaventura Konstantin Hödl (1776–1848) gehörte, wurden unter anderem die Terrakotta-Reliefs für den Reinerhof gebrannt.
Kurhaus Eggenberg
Die 1874 gegründete Kuranstalt (Bergstraße 1) verabreichte auch die damals modischen Kaltwasserkuren und warb 1906 mit Psychotherapie.
Das Rekonvaleszentenheim der Barmherzigen Brüder
Nahe der Bergstraße entstand von dem auf Krankenpflege spezialisierten Orden ein Erholungsheim, das ab 1946 als Krankenhaus geführt wurde.
Grazer Schulschwestern
Die Kongregation der Grazer Schulschwestern ging 1843 aus einer Vereinigung katholischer Privatlehrerinnen hervor. 1854 erfolgte die Übersiedlung von der Innenstadt nach Eggenberg. Im neuen Klostergebäude wurde die Institution ab 1869 als Lehrerinnenbildungsanstalt geführt.
Festzug zur Einweihung der evangelischen Christuskriche
Rund 7 % der Bewohner/innen von Eggenberg sind evangelischen Glaubens (meist nach Augsburger Bekenntnis). Ihr Zentrum ist die 1931 eingeweihte Christuskirche (Burenstraße 9).
Die Gaststätte „Zur Einsiedelei“
Eine halbe Wegstunde vom Schloss entfernt lag einst im Wald (Weg zur Einsiedelei) die Gaststätte „Zur Einsiedelei“. Hier gab es eine einfache Kapelle, eine Hütte, eine überbaute Quelle und eine Höhle.
Eröffnung der Tramwaylinie nach Eggenberg
Im Jahre 1900 wurde die Tramlinie vom Eggenberger Gürtel nach Eggenberg eröffnet, ein wichtiger Schritt der Annäherung an Graz. Auf dem Dach der Straßenbahn platzierte der Zeichner ein mit Champagner anstoßendes jüdisches Paar, das sich – so die landläufige Vorstellung – wohl auf gute Geschäfte freut. Versteckter Antisemitismus in einer radikal antisemitischen Stadt.
Neu-Algersdorf
Die vielen Fabriken entlang der nahen Südbahntrasse bedingten einen starken Zuzug von Arbeiterinnen und Arbeitern und ließen Neu-Algersdorf zu einem Zuwanderer-Viertel werden.
Das waren noch Formen: Vertreterlegitimation der Seifenfabrik Jakobi (Eggenberger Allee)
Ankündigung: Ein Reisender der 1878 gegründeten Firma „wird sich die Ehre geben, Ihnen in den nächsten Tagen die Aufwartung zu machen …“
Kopf einer Rechnung der Fa. Fünck
Die Firma mit Standort Karl Morre-Straße wurde 1863 begründet.
Die Rochelgasse in Eggenberg
Nach 1880 entstanden im östlichen Teil von Algersdorf Wohnungen für Arbeiter als geschlossene Siedlung mit relativ ähnlich angelegten vorstädtischen Häusern.
Straßennamensschild „Koloniestraße“
Als Namensgeber trat die Häuserkolonie der Gemeinnützigen Bau- und Wohnungsgenossenschaf auf. 1911/12 wurden hier städtisch wirkende Wohnhäuser durch den Wiener Architekten Johann Horsky errichtet. Der Architekturkritiker Achleitner bezeichnete die um einen Wohnhof gruppierten und in rechten Winkeln angeordneten Häuser als ein bemerkenswertes Beispiel für den frühen Genossenschaftsbau. In der ersten Bauphase entstanden 207 Wohnungen für 920 Personen. Der Bedarf an einer solchen Kolonie (= Siedlung) weist auf das Bevölkerungswachstum jener Zeit hin.
Sozialdemokratische Vereinigungen
In Eggenberg, einem politisch „roten“ Territorium, gab es demnach zahlreiche der Sozialdemokratischen Partei nahestehende Vereinigungen wie den
ARBÖ (ursprünglich Arbeiter Radfahrerbund Österreichs) oder den Konsum. Gegründet wurde er als Selbsthilfeeinrichtung für den Vertrieb von Lebensmitteln und Waren für den täglichen Bedarf.
Das Volksbad in der Gaswerkstraße nach dem Bombenangriff vom 25. 12. 1944
ATUS Eggenberg
Eggenberg steht seit 1947 für Eishockey. Damals wurde der ATUS Eggenberg gegründet, ab 1960 nannte sich die Mannschaft ATSE Graz und wurde 1975 erstmals Meister.
Das Unfallkrankenhaus
1981 war das UKH von der Theodor Körner-Straße nach Eggenberg transferiert.
Reininghaus
Am Steinfeld bei Graz wurde 1853 ein älterer Braubetrieb von den aus Westfalen stammenden Brüdern Johann Peter und Julius Reininghaus übernommen und zum Großbetrieb mit Bahnanschluss ausgebaut. 1944 mit Puntigam fusioniert, wurde ab 1949 die Brautätigkeit dorthin verlegt.
Museum für Geschichte
Sackstraße 16
8010 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9800
geschichte@museum-joanneum.at
Öffnungszeiten
Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr
Ausnahmsweise geschlossen: