1. Bezirk INNERE STADT

Die Vergangenheit des 1. Bezirks ist praktisch mit der Geschichte der Stadt Graz identisch. Ohne römische Vorsiedlung entwickelte sich Graz im Schutze der Burg zum Hauptort des Herzogtums Steiermark bzw. seit 1379 zur Residenz der innerösterreichischen Habsburger. Im frühen 17. Jahrhundert erfuhr die Kernstadt ihre letzte Erweiterung durch die Anlage des (äußeren) Paulustores und des Viertels um das Karmeliterkloster (heute Steiermärkisches Landesarchiv, Karmeliterplatz). Seit dem 19. Jahrhundert wurde die Stadt zur City, mit repräsentativen Gebäuden der Verwaltung, der Justiz, der Kultur, mit (Groß)Kaufhäusern und Banken.

Die Stadtburg

 

Kaiser Friedrich III., der im 15. Jahrhundert zeitweise in Graz residierte, ließ nicht nur die Burg auf dem Schloßberg ausbauen, sondern auch an der  gefährdeten Ostecke die Stadtburg errichten. Diese erfuhr verschiedene Erweiterungen: Ein Verbindungsgang zum Dom entstand ebenso wie eine Prunktreppe im Stil der Renaissance. Beide fielen den Abbrüchen zur Mitte des 19. Jahrhunderts zum Opfer.

 

Für Friedrichs Sohn, Kaiser Maximilian I., wurde in der Stadtburg die kunstvolle Doppelwendeltreppe errichtet. Er war es aber auch, der unter  fadenscheinigen Argumenten die Juden aus Stadt und Land ausweisen ließ.

Die Burg blieb auch in der Republik ein Zentrum der Landesverwaltung und -politik, auch die britische Besatzungsmacht amtierte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg hier („Headquarter Civil Liaison Land Steiermark“).

Der Dom – das religiöse Zentrum

 

Das Gotteshaus des Grazer Stadtpatrons St. Ägydius hatte im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Funktionen, so als Hof- und Jesuitenkirche. Seit 1786 ist sie das sakrale Zentrum der Diözese Graz-Seckau.

Die Antoniuskirche

 

Im Jahre 1600 verwies man jene protestantischen Grazer und Grazerinnen, die nicht zum alten Glauben zurückkehrten, der Stadt und verbrannte ca. 10.000 lutherische Bücher. An der Brandstätte wurde als Zeichen des Sieges der Gegenreformation die Antonius-Kapuzinerkirche errichtet.

Nationalsozialismus

 

Rund 330 Jahre später warfen die Nationalsozialisten in einer Aktion „wider den undeutschen Geist“ Tausende Bücher verfemter Autorinnen und  Autoren auf den Scheiterhaufen. Auch die Spielpläne der Theater wurden  „gesäubert“. 

 

Heinrich Heine: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“

Die Sporgasse

 

Die Sporgasse ist eine uralte Verkehrsader und erhielt im Mittelalter ihren Namen wohl nach den Sporenmachern („Sporern“). In der Sporgasse befanden sich auch einige Studentenlokale: Trinken und Geselligkeit waren mit dem Studentenleben (lange eine männliche Domäne) untrennbar verbunden.

Warenhaus Kastner&Öhler

 

Die „Kurzwarenhandlung Kastner & Öhler“ hatte schon mehrere Niederlassungen (darunter in Agram/Zagreb), als sie sich 1883 auch in das Grazer  Handelsregister eintragen ließ. Bald wurde „Kastner & Öhler“ zum Großkaufhaus, das sich durch den 1887 eingerichteten Postversand und mehrsprachige Produktkataloge innovativ zeigte.

 

1959 ging im „Alpenlandkaufhaus Kastner&Öhler" die erste Rolltreppe der Steiermark in Betrieb. Den Namen "Alpenlandkaufhaus" erhielt das Geschäft 1938. Dieser wurde 1945 um den Familientraditionsnamen Kastner&Öhler ergänzt und blieb bis 1965 in Gebrauch.

Die Innenstadt war auch das Zentrum des spezialisierten Einzelhandels

Der Kapaunplatz

 

Im 17. Jahrhundert Fischmarkt, im 18. Jahrhundert Holz- oder Altes Fischplatzl. Der Name Kapaunplatz erscheint erstmals 1813, vermutlich nach dem ursprünglich im Haus Nr. 6 befindlichen Gasthaus „Zum Kapaun“ (= kastrierter Masthahn).

Die Mitte der Stadt

 

„Die Franzosen, die Italiener sind die reinsten Kaltblütler, verglichen mit der Begeisterungsfähigkeit in Graz“, kommentierte eine französische  Chronistin im Februar 1938 die Pro-Hitler-Stimmung in der steirischen Landeshauptstadt. Schon vor dem „Anschluss“ wurden Hakenkreuzflaggen gehisst und im März hieß es dann in der gesamten Stadt: „Die Fahne hoch …“

Im Mittelalter als Marktplatz angelegt (eine Funktion, die er bis heute hat), trug der Platz im Laufe der Zeit verschiedene Namen, so im 19. Jahrhundert „Hauptwachplatz“ (nach der Hauptwache der Grazer Garnison) und von 1938 bis 1945 „Adolf-Hitler-Platz“. 1878 erhielt er durch das Erzherzog-Johann-Brunnendenkmal sowie 1887/1893 durch das historisierende Rathaus einen monumentalen Akzent.

Die Herrengasse

 

Sie hieß bis in das 15. Jahrhundert Bürgergasse. Später charakterisierten Palais des Adels=der Herren sowie die spätbarocke Stadtpfarrkirche die heute bevorzugte Geschäftsstraße.

Es werde Licht

 

Nikola Tesla wurde 1856 als Sohn eines serbisch-orthodoxen Priesters in Smiljan (Kroatien) geboren. Der Visionär widmete seinen Geist der Elektrizität. Er wird heute als „einer der genialsten und phantasievollsten Erfinder (von manchen als der vermutlich größte Erfinder aller Zeiten und Völker) eingestuft“ (Josef Wohinz). Nach Tesla ist eine Elektroautomarke benannt und sein Name steht weltweit für die magnetische Flussdichte. Tesla erhielt zwischen 1875 und 1878 an der Technischen Hochschule am Joanneum (Raubergasse) jene profunde Ausbildung, die eine wesentliche Basis für seine spätere Erfindertätigkeit darstellte. Tesla starb 1943 verarmt in New York.

Andreas-Hofer-Platz

 

Bis 1969 war dies der Blick von der Landhausgasse zum Andreas-Hofer-Platz. Wo heute die Steiermärkische Sparkasse ist, standen der Stainzerhof (rechts) und bis in das 17. Jahrhundert zurückgehende Bauten.

Einspinnergasse/Burggasse

 

Das unter Denkmalschutz stehende „Kommodhaus“ (Einspinnergasse/Burggasse) hatte seinen Namen nach dem hier befindlichen „Café Kommod“, beherbergte das „Victorian Steakhouse“ und das „Downstairs“. 2003 wurde es abgerissen. Die Pläne für den Neubau stammen von der Architektin Zaha Hadid. Der Neubau von Zaha Hadid ist das Boarding House Argos. Das Gebäude wurde von 2018-2019 errichtet. Die Entscheidung für die Pläne von Zaha Hadid ging aus einem 2004 entschiedenen Wettbewerb hervor.

Theater am Stadtpark („Thalia“)

 

Das Gebäude würde sich heute in der Girardigasse befinden. Es wurde 1829 als Zirkus errichtet und sollte Einnahmen für die Stadtarmen bringen.  Zwischen 1861 und 1883 wurde es zum Theater, wies aber etliche Mängel auf. Eine Reihe von Skandalen ließ Stimmen nach einem Neubau laut werden. Dieser entstand schließlich 1899 in unmittelbarer Nähe als Stadttheater (Oper).

Bau der städtischen Theaters (Opernhaus)

 

Der 1899 eröffnete Kulturbau machte sowohl in seiner Größe als auch durch seine technischen Einrichtungen der Wiener Oper Konkurrenz.  Ausgeführt wurde das Haus in nur 18 Monaten nach Plänen des Architektenduos Fellner und Helmer, die rund 50 Theater von Odessa bis Hamburg und von Budapest bis Zürich errichteten. Die Oper wurde im Zweiten Weltkrieg bombenbeschädigt, der Portikus blieb dabei weitgehend  unversehrt, wurde jedoch ab 1946 abgetragen. Heute bemüht sich der „Verein für Denkmalpflege in der Steiermark“ um seine Wiedererrichtung.

„Graz die Haubt Statt in Steijer“

Schloßberg



„Schlossberge gibt es viele, Schloßberg nur einen.“ Peter Rosegger mehr...

Museum für Geschichte

Sackstraße 16
8010 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9800
geschichte@museum-joanneum.at

 

Öffnungszeiten


Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr

 

24. bis 25. Dezember 2023