1999–2017
Auf-/Umbrüche
Die erste Dekade im 21. Jahrhundert war geprägt von Auf- und Umbrüchen:
vier Leiterinnenwechsel und ebenso viele Konzeptionierungsversuche wurden von Diskussionen um die Existenzberechtigung der Institution begleitet. Während sich das Bild- und Tonarchiv seit 2004 vorwiegend mit der Inventur, Erschließung und Archivierung seiner umfangreichen Sammlungen befasste, realisierte sein neues Büro der Erinnerungen Ausstellungs- und Buchprojekte. Die Namensänderung in Multimediale Sammlungen machte formal sichtbar, was bereits jahrzehntelang vor Ort als moderne Museumarbeit praktiziert wurde: das Verständnis von historischen Fotografien, Filmen, Video- und Audioaufzeichnungen als wichtige museale Objekte, als Zeugnisse von Veränderung und Entwicklung privater und öffentlicher Natur, von Kultur, Politik, Geschichte und Technologie.
Nach 40 Jahren Unterbringung im Palais Attems schlug die „Verortung“ der inzwischen rund 2,5 Millionen Objekte umfassenden Sammlungen im neu errichteten Joanneumsviertel mit Klimadepots ein neues Geschichtskapitel im Umgang mit multimedialen Objekten auf. Gleichzeitig mit der schrittweisen Übersiedlung der Sammlungsbestände und der Neuordnung der Depots erfolgten präventivkonservatorische Maßnahmen für einzelne Bestände, bislang provisorisch verpackte Objekte wurden in objektgerechte und für die Langzeitarchivierung geeignete Archivmaterialien verbracht.
Seit April 2017 zeigen sich die Multimedialen Sammlungen und die Kulturhistorische Sammlung gemeinsam unter einem Dach: Die Verbindung dieser beiden Sammlungen im „Museum für Geschichte“ ermöglicht es nun erstmals, das Werden und den Wandel dieses Landes über die letzten 900 Jahre verständlich zu machen.
1999
Der vom Joanneum eingesetzte Arbeitskreis definiert das Bildund Tonarchiv als öffentlich zugängliches steirisches „Bild- und Ton-Gedächtnis“, als Service- und Beratungsstelle mit Ausstellungstätigkeit und einer Schausammlung.
Ende der 1990er-Jahre umfasst die Sammlung rund 1.500.000 Fotografien (Negative, Positive und Diapositive), 25.000 Ansichtskarten, 7.400 Tonträger (Tonbänder, Audiokassetten, DAT-Kassetten. Schallplatten und CDs), 1.800 Filme und Videokassetten sowie etwa 400 historische Geräte aus den Bereichen Fotografie, Ton, Film.
2001
Der Direktor des Steiermärkischen Landesarchivs regt eine Teilung der Sammlung des BTA inklusive einer Zuordnung von Personal und Sachbudget an. In einer neuen Geschäftseinteilung des Amtes der Landesregierung finden sich dessen Agenden bereits dem Landesarchiv zugeordnet. Das Kuratorium des Joanneums lehnt dies aber ab: „Das Joanneum ist mit seinen 17 Sammlungen im Sinne des Stiftungsgedankens ein unverwechselbares Universalmuseum. Es wäre ein grober Fehlgriff, ausgerechnet im Übergang zu einer neuen Organisationsform mit seiner Demontage zu beginnen.“
Ein Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung vom 2.7.2001 schreibt die Übertragung der Führung des Landesmuseums Joanneum mit 1.1.2003 an eine gemeinnützige GmbH vor. Demnach wird ein Bild- und Tonarchiv im Department Kunstgeschichte im Landesmuseum eingerichtet.
2002
Der Landesrechnungshof verurteilt die wiederholt „vorgebrachten Zweifel an der Existenzberechtigung“ des Bild- und Tonarchivs. Eine Eingliederung in das Landesarchiv, aber auch die Übernahme der Fotosammlung des Landesarchivs in das Bild- und Tonarchiv werden als Entwicklungsmöglichkeiten genannt.
Weiters fordert der Rechnungshof eine prinzipielle Entscheidung, ob der Ton-/Film- und Videobereich aufrechterhalten bleiben soll.
2003
Nachdem Barbara Schaukal die Abteilung interimistisch seit 1998 geführt hat, wird Petra Ellermann-Minda als neue Leiterin eingesetzt.
Mit IMDAS-Pro wird eine neue Datenbanksoftware zur Sammlungserschließung installiert. Zugleich mit Neueingaben wird an der Korrektur und Ergänzung der Datensätze aus den früheren Versionen der Datenbank gearbeitet, parallel dazu mit einer Sammlungsqualifizierung begonnen.
Von historischen Tonbandaufnahmen im Altbestand werden routinemäßig Sicherungskopien auf DAT-Kassetten hergestellt.
2004
Das im sogenannten Ecksaal beheimatete Büro der Erinnerungen wird Teil des Bild- und Tonarchivs und realisiert bis 2010 diverse partizipative Buch- und Ausstellungsprojekte.
2005
In der Ausstellung © Elfie Semotan wird erstmalig eine umfassende Personale der wohl wichtigsten zeitgenössischen Modefotografin Österreichs gezeigt.
Als Beitrag zum Gedankenjahr 2005 bietet das Bild- und Tonarchiv mit „Wo keine Steiermark, da kein Österreich“ einen kritischen Blick auf die steirische/österreichische Gesellschaft nach 1945. Im Zusammenspiel von zeitgenössischen Textzitaten und Fotografien aus den eigenen Beständen wurde in einer möglichen Bildergeschichte die Entwicklung von einer wieder berufenen steirischen zu einer österreichischen Identitätskonstruktion in den Jahren 1945–1959 nachgezeichnet.
2006
steht im Zeichen der konservatorischen Zustandsqualifizierung des Sammlungsbestandes durch den Fotorestaurator Andreas Gruber. Rund 625.000 Fotonegative und -positive werden in archivgerechte Hüllen und Ordnerkassetten verbracht, Zwischendepots für Sammlungsgut und ein Manipulationsraum für die Arbeit mit belastetem Fotomaterial eingerichtet.
In der Datenbank IM DAS-Pro sind über 70.320 Datensätze, davon ca. 34.000 mit einzelverknüpften Digitalisaten, recherchierbar. An der Bereinigung der Altdatensatzeinträge und dem Aufbau sinnvoller Thesauri wird permanent gearbeitet.
2009
Der Landesrechnungshof hinterfragt die Sinnhaftigkeit eines Archives am Joanneum. Wieder einmal ist es an der Institution, seit 2008 geleitet von Elke Murlasits, ihre Identität und Existenz zu begründen. Dies passiert in Form eines Konzeptes, basierend auf einem Papier von 2007. Aus dem Bild- und Tonarchiv werden die Multimedialen Sammlungen.
2011
Im Zuge des von der Steiermärkischen Landesregierung beschlossenen Reformbudgets in den Jahren 2011 und 2012 muss das Universalmuseum Joanneum insgesamt 4,3 Millionen Euro einsparen. Die finanziellen Einschnitte machten weitreichende Maßnahmen, u. a. im Bereich der Organisationsstruktur notwendig: Die Multimedialen Sammlungen werden mit der Volkskunde zur Abteilung Alltagskultur.
Nach 40 Jahren Unterbringung im Palais Attems übersiedeln die Multimedialen Sammlungen in das Joanneumsviertel, ausgestattet mit einem Klimadepot (4° C und 17° C), einer Medienrestaurierwerkstätte und einer Fotodigitalisierungsstelle.
Auf der Jahrestagung der Medienarchive Austria (maa) „museum multimedial.
Audiovisionäre Traditionen in aktuellen Kontexten“ diskutieren internationale Expertinnen und Experten die spezielle Situation audiovisueller Museen sowie Strategien analoger und digitaler Langzeitarchivierung.
2014
Die schrittweise Übersiedlung der Multimedialen Sammlungen an den neuen Standort im Joanneumsviertel wird mit 2014 abgeschlossen.
seit 2015
erfolgt die Neuordnung der Depots (Monitoring der Fotonegativsammlung, Separierung der Negativbestände aus Celluloseacetat und -nitrat vom übrigen Sammlungsgut), die schrittweise Sichtung, Digitalisierung, Restaurierung und Archivierung der Fotonegativsammlung sowie präventivkonservatorische Maßnahmen für einzelne Bestände.
2016
Die Multimedialen Sammlungen, die Kulturhistorische Sammlung, das Zeughaus und die Museumsakademie werden zur Abteilung Kulturgeschichte.
AUSSTELLUNGEN:2000
2008/09
2014
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Museum für Geschichte
Sackstraße 16
8010 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9800
geschichte@museum-joanneum.at
Öffnungszeiten
Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr
Ausnahmsweise geschlossen: