Bezirk Voitsberg

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Brauerei Rottenbacher

Seit mindestens 1578 sind im „Älteren Voitsberger Brauhaus“ am Hauptplatz Nr. 5 Bierbrauer nachweisbar. Berühmte Voitsberger Brauer stammten aus der Familie Rottenbacher, welche die Brauerei bis 1912 führte und dann an die Familie Reininghaus verkaufte.

Bereits in einer Zeit, als Bierbrauen und auch Trinken noch eine Männerdomäne war, gab es in Voitsberg bereits eine äußerst fortschrittliche Brauereichefin. Vor rund 120 Jahren führte Helene Rottenbacher die gleichnamige Brauerei, die damals weite Teile der Region mit Schankbier belieferte. So berichtete das Grazer Tagblatt vom 18.06.1900: „In der Brauerei der Helene Rottenbacher fand eine Commission zur Überprüfung des von Herrn Michael Stindl, Mechaniker in Voitsberg, erfundenen ,Bierwürze-Meßcontrollapparatesʻ statt. Dabei wurde festgestellt, dass der Apparat die Anzahl der sogenannten Hektolitergrade richtig und schnell bezeichnet.“

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Die Hittallers – ein Warenhaus und eine Drogerie im Industriegebiet

Im Herbst 1860 erwarb der „Handelsmann und Hausbesitzer“ Alois Joseph (Hüthaler) Hittaler ein Haus am Voitsberger Hauptplatz (heute Nr.21), um ein Jahr später einen „Groß- und Klein sowie Kolonialwarenhandel“ zu errichten, welchen er mit dem Zusatz „Zum Bergmann“ versah.

Im April desselben Jahres hatte die Eisenbahn Graz-Köflach gerade erst ihren planmäßigen Betrieb aufgenommen. Voitsberg erhielt damit nicht nur eine gute Verkehrsverbindung mit der Landeshauptstadt Graz, sondern auch Anschluss an das weitläufige Eisenbahnnetz der Donaumonarchie. Die Stadt entwickelte sich in den Jahren nach 1860 zu einem überregional bedeutsamen Industriestandort.

Josef Andreas Janisch nennt 1880 in seinem „Topografisch-statistischen Lexikon der Steiermark“ vier Fabriken im Stadtgebiet von Voitsberg: die 1861 gegründete „Lederfabrik Anton Lipp und Sohn“, die 1875 von Ignaz Stölzle gegründete „Erzeugung von Pappendeckel und Packpapier“, die bereits längere Zeit bestehende Papierfabrik der Brüder Kranz sowie die 1859 gegründete, bedeutende Glasfabrik von Salomon Reich und Co. In aller Nähe im Norden der Stadt lagern bedeutende Kohlevorkommen in der Voitsberg-Tregister Hauptmulde.

In diesem boomenden (industrie-)wirtschaftlichen Umfeld konnte sich auch Alois Hittallers Warenhandlung rasch zu einem bürgerlichen Handelshaus entwickeln. In einem Geschäftsbuch befindet sich folgender Aufdruck: „Spezerei-, Manufaktur-, Konfektion-, Wäsche-, Eisen-, Farben & Landesprodukten-Handlung – A.J. Hittaler, Voitsberg Kaffee-Rösterei, Apfelwein-Kelterei“.

Nach seinem Tod 1906 übernahm Sohn Karl den Betrieb, dessen Sohn Friedrich im Jahre 1931 zudem die „Adlerdrogerie“ im Haus Hauptplatz 19 eröffnete, die er als Drogist bis zu seinem Tod 1972 führte.

Das Warenhaus (HNr.21) wurde nach 1948 kurz an die Firma Julius Meinl verpachtet, später als „Papier- und Sportfachgeschäft“ von Peter Hittaller weitergeführt.

Friedrichs Sohn Hans Martin übernahm die Drogerie und engagierte sich zudem sehr in der WKO, im Tourismus und der Kultur. So begann 1983 die Firma Hittaller auch mit der Betreuung des Glasmuseums und des Glasverkaufs in der Glashütte Oberdorf (1988 Landesausstellung „Glas und Kohle“). Heute führt Drogist Martin Karl Hittaller den Voitsberger Traditionsbetrieb.

Quelle: Festschrift: 150 Jahre Hittaller in Voitsberg und Bärnbach (2011)

Schaufelradbagger „Leopold“ – eine Ikone des Kohletagbaues

Nach dem Ende des Tagbaues in Oberdorf im Voitsberg-Köflacher Revier 2004 wurde der von der Voest-Alpine gekaufte 560 Tonnen schwere Schaufelradbagger „Leopold“ (VA-B 700) von der GKB auf den ehemaligen Werksplatz Zangtal überstellt. Der Bagger mit seinen 3,5 Meter breiten Raupen war seit 1986 zur Gewinnung von über 31 Mio. Tonnen Braunkohle eingesetzt worden.

Zusammen mit anderen Grubengeräten sollte er hier den Kern einer „Bergbauerlebniswelt Zangtal“ bilden. Die Umsetzung scheiterte jedoch an mangelnden Geldmitteln. Im Zuge von Rekultivierungsmaßnahmen wurden im ehemaligen Tagbau IV eine Schießarena der steirischen Jäger und Schützen eingerichtet.

Die Braunkohlelagerstätten rund um Voitsberg wurden bereits um 1780 entdeckt und in Abbau genommen. Das „braune Gold“ wurde vorerst hauptsächlich zur Alaunerzeugung verwendet. Federführend im Kohleabbau war über Jahrzehnte die GKB. Die Wurzeln des Unternehmens reichen zurück in die Pionierzeit des weststeirischen Kohlenbergbaus: Im Jahre 1856 wurde durch den Zusammenschluss von sieben kleineren Bergbauunternehmen die „Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft“ gegründet, deren Ziel es war, die wertvolle weststeirische Braunkohle über ein weites Verkehrsgebiet zu vertreiben. Daher gehörte zu dieser Gesellschaft, an die noch die Bezeichnung „GKB“ im jetzigen Firmennamen erinnert, lange Zeit eine Eisenbahn.

Über lange Zeit spielte im weststeirischen Revier der Untertageabbau eine wichtige Rolle: Weit unter der Erde wurde mit großem körperlichen und technischen Einsatz nach dem „Braunen Gold“ geschürft. Dennoch wurde diese Gewinnungsmethode mit der Zeit unrentabel und die letzten Grubenbetriebe des Reviers - Zangtal und Karlschacht - mussten Ende der 1980er Jahre geschlossen werden.

Im Bergbau Zangtal (KG Tregist/Stadtgemeinde Voitsberg) wurden in rund 190 Jahren Abbautätigkeit insgesamt 27,7 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. Ursprünglich trug dieser Kohlebergbau den Namen „Schindergraben“. Nachdem der GewerkeAugust Zang den Bergbau erworben hatte, wurde er um 1880 in Zangtal umbenannt.

Danach erfolgte die Kohlengewinnung ausschließlich im Tagbauverfahren. Zu diesem Zweck stand ein beeindruckender Maschinenpark im Einsatz. Im Jahr 2005 wurden die letzten Kohlelieferungen an Industriekunden getätigt.  2006 wurde die letzte weststeirische Braunkohle im Dampfkraftwerk Voitsberg III verstromt.

„Heizt weststeirische Kohle!“

Im September 2004 wurde im Tagbau Oberdorf-Bärnbach der GKB-Bergbau GmbH die letzte Braunkohle gefördert, damit ging in der Steiermark ein mehr als 250 Jahre dauerndes wichtiges Kapitel Bergbaugeschichte zu Ende. Der Kohlebergbau gab in der Weststeiermark tausenden Menschen Arbeit und Brot, prägte die Landschaft und auch seine Bewohnerinnen und Bewohner. Er hatte entscheidenden Anteil an der industriellen Revolution im 19. Jahrhunderts sowie an der Bewältigung der Krisenjahre nach den beiden großen Weltkriegen.

Zu den größten und bekanntesten Kohlengruben der Steiermark gehörte über Jahrzehnte der zwischen Rosental an der Kainach und Köflach gelegene „Karl-Schacht“ mit drei verschiedenen Schachtanlagen sowie dem großen Tagbau. Aus dieser Lagerstätte wurden während eines Zeitraums von etwa 150 Jahren insgesamt 62 Millionen Tonnen Kohle gefördert.

Der Tagbau „Karl-Schacht I“ wurde am 14. Dezember 1969 durch einen großen Erdrutsch vernichtet, damit endete eine Ära, die Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen hatte. Aus der Grube „Karl-Schacht III“ wurde am 6. Juli 1990 der letzte Hunt mit Braunkohle hochgezogen.

In der Gemeinde Rosental an der Kainach wurde 2010 der Entschluss gefasst, im Bereich des ehemaligen Schachthauses der Kohlengrube „Karlschacht III“ ein Bergbaumuseum einzurichten. Unter der Leitung von Prof. Mag. et Dr. phil. Ernst Reinhold Lasnik und mit tatkräftiger Unterstützung zahlreicher (ehemaliger) GKB-Mitarbeiter konnte das Projekt in kurzer Zeit verwirklicht werden.

https://www.rosental-kainach.at/bergbau-rosental/

Die hier gezeigten Bilddokumente stammen aus dem fotografischen Nachlass des ehemaligen Köflacher Hauptschuldirektors und ersten Kulturamtsleiters der Stadt Richard Persché.