Bezirk Leibnitz

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Die Traussner Mühle - von der Hof- zur Erlebnismühle

Die an der Südbahn zwischen Ehrenhausen und Spielfeld gelegene „Traussner Mühle“ wurde als Herrschaftsmühle („Hofmühle“) des Freiherrn Ruprecht von Eggenberg erstmals im Jahre 1600 erwähnt. Die Mühlenbesitzer des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts titulierten die Mühle als Kunstmühle, um den für die damalige Zeit besonders hohen technischen Standard hervorzuheben.

Der Bezeichnung „Kunst“ bezieht sich dabei also nicht auf Kunst im Sinne des Schaffens eines Kunstwerks, sondern auf die Ingenieurskunst. Maßgeblich für die Auszeichnung als Kunstmühle war oft, dass die alten Mahlgänge mit Mühlsteinen durch moderne Walzenstühle ersetzt wurden. Damit einher ging oft das Ersetzen der alten Wasserräder durch moderne Turbinen oder die Verwendung von Dampfmaschinen und Elektromotoren zum Antrieb. Aus den teilweise bis auf das Mittelalter zurückgehenden Handwerksbetrieben wurden so industrielle Kleinunternehmen.

Im Jahre 1838 erwarben Alois und Agnes Schallhammer das Mühlenanwesen laut Kaufvertrag um 10.000 fl. Im Wege einer Versteigerung gelangte die Mühle 1882 in das Eigentum von Ing. Carl Hermann. Sein Schwiegersohn Franz Rieckh und seine Tochter Paula übernahmen die Mühle um 1907, im Jahre 1910 suchte Franz Rieckh jedenfalls um die Konzession zum Betrieb einer Kantine in Ehrenhausen Nr. 57 (Mühlengrund in der heutigen Spielfelderstraße) für die eigenen Arbeiter an.

Zu jener Zeit erfolgte auch der Ausbau der Wasserkraft zur Elektrifizierung, indem die beiden unterschächtigen Wasserräder durch eine Turbine ersetzt und die Wasserzufuhr aus der Mur verbessert wurden. Mit dieser Anlage konnten damals auch die Märkte Ehrenhausen und Straß mit Strom versorgt werden.
1926 suchte auch der neue Mühlenbesitzer Ludwig Appl um eine Konzession für die gewerbsmäßige Betreibung der bestehenden elektrischen Anlage an. Die Stromversorgung in Ehrenhausen wurde von Gleich- auf Wechselstrom umgestellt.

Im Jahre 1968 kaufte der aus einer Müllerdynastie in St. Florian in Oberösterreich stammende Johann Traussner den mittlerweile als „Appl-Mühle“ bekannten Betrieb. Er modernisierte die Mühle, die theoretisch eine Mahlleistung von ca. 20 Tonnen bestes Mehl pro Tag zu bringen vermochte. In der „Traussner Mühle“ wurden jährlich Roggen und Weizen zu ca. 1.800 Tonnen Mahlprodukte vermahlen und in gesackter, kleinpaketierter Form an verschiedene Kunden ausgeliefert.

Die Stromversorgung von Ehrenhausen wurde Anfang der 1980er-Jahre an die STEG abgegeben. Durch den Kraftwerksbau wurde 1982 in Spielfeld der rechtsseitige Ehrenhausener Mühlenkanal aufgelassen und die „Traussner-Mühle“ voll auf elektrischen Antrieb (STEWEAG liefert seither den Strom) umgestellt.

Johann Traussner hat die Mühle bis 2016 geführt, ehe er sich entschloss, im Alter von 81 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand zu treten und nach Oberösterreich zurückzukehren. Der junge südsteirische Landwirt Dieter Tatzl hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, die über 400 Jahre alte Mühle weiterzuführen. Das Sortiment reicht von naturbelassenem Weizenmehl über wertvolles Dinkel- und Roggenmehl bis hin zu Spezialprodukten wie Weizen- und Maisgrieß, Dinkel-Vollkorn-Mehl oder das für sämtliche Germteigmehlspeisen bestens geeignete „Krapfenmehl“.

In dem 1816 vom damaligen Mühlenbesitzer Michael Klug erbauten Herrenhaus wurde zudem die Idee einer „Erlebnis-Mühlerei“ verwirklicht. Eine mehrdimensionale Rundreise erzählt die Geschichte der Mühlen ebenso wie Wissenswertes zu Anbau, Sorten und Ernte des Getreides sowie zu dessen Verarbeitung. Auch ein „Mühlen-Landschaftstisch“, ein „Kornraum“ sowie ein „Schau-Silo“ sind Teil des lebendigen Vermittlungsprogramms. In einem 3D-Kinosaal können die Besucherinnen und Besucher auf einer Breitbandleinwand den Weg vom Korn zum Brot verfolgen.

Die „Traussner Mühle“ in Ehrenhausen

Vom Kochtopf zum Getriebegehäuse – Druckguss und Metallwaren Karl Fink GmbH

Das Gebäude in Kaindorf an der Sulm, in der sich die Firma heute befindet, wurde 1894/95 erbaut und gehörte einst zur Baumwollspinnerei Weiß. In der „Spinnfabrik“ waren zu Zeiten der Monarchie und der Ersten Republik mehrere Hundert Menschen beschäftigt. Mehrheitlich Frauen arbeiteten zu kargen Löhnen in diesem schon damals krisenanfälligen Industriezweig. In der NS-Zeit wurde die Baumwollspinnerei arisiert und erst nach langjährigen Verhandlungen wieder restituiert. Langsam lief der Betrieb wieder an und auch die Zahl der Beschäftigten stieg, ehe der Betrieb 1958 plötzlich in den Konkurs schlitterte. Einige der Beschäftigten zogen daraufhin nach Vorarlberg, um dort in den Textilwerken Arbeit zu finden. Karl Fink erwarb 1962 den Gebäudekomplex aus der Konkursmasse und verlegte den Großteil der Produktion seines metallverarbeitenden Betriebes nach Kaindorf.

Anfangs wurden vor allem Reinen, Pfannen und Schnellsieder hergestellt, später auch andere in der Industrie benötigte Teile, wie zum Beispiel Basisplatten für Tonbandgeräte im Auftrag der Firma Philips oder Vordrehgestelle für die Pullmann-Waggons. Die Umstellung im Jahre 1952 von Sand- und Kokillenguss auf das Druckgussverfahren – produktiver, aber auch investitionsintensiver – ermöglichte eine Ausweitung der Produktionsvielfalt. 1982 gelang schließlich der Einstieg in die Automobilindustrie, über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen heute hochspezialisierte Fahrzeugteile – vorrangig für Magna Steyr – her.

Die Tinnachers – eine Leibnitzer Gasthausdynastie

Die Unternehmenstradition der Familie Tinnacher reicht bis in das Jahr 1901 zurück. Zu diesem Zeitpunkt erwarben Johann und Maria Tinnacher das Gebäude in der Augasse. Die vorherigen Besitzerinnen, zwei Schwestern, hatten an diesem Standort bereits eine Gaststätte betrieben, auch die Gründungsversammlung der Leibnitzer Feuerwehr und des Sportvereines hatte in diesen Räumlichkeiten stattgefunden. Als Leibnitz 1913 zur Stadt erhoben wurde, durfte sich das Gasthaus „Gasthof zur Stadt Leibnitz“ nennen.

Der gelernte Modelltischler Karl Fink arbeitete in den späten 1930er-Jahren in der Gießerei einer Eisenbahnwerkstätte. Dort erwachte sein Interesse, selbst Metall zu gießen. So gründete er gleich nach Kriegsende eine Aluminiumgießerei in einer Holzbaracke in Leibnitz.

Nach dem frühen Tod ihres Mannes führte Maria Tinnacher den Betrieb alleine weiter. Sie kochte, während mehrere Angestellte das Servieren übernahmen. Ihre Enkelin erinnert sich: „Sie ist in der Küche gewesen von fünf Uhr in der Früh bis fünf Uhr am Nachmittag. Dann hat sie ein Bad genommen, hat sich hergerichtet – das war gar nicht üblich zur damaligen Zeit – und begrüßte abends noch im Geschäft die Stammgäste. Das ist meine Erinnerung an die Großmutter – die ist eine Dame gewesen.“

Die Gastwirtschaft wurde durch eine Fleischhauerei ergänzt, und der Betrieb in dieser „typischen“ Kombination sehr erfolgreich geführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten die Engländer die Räumlichkeiten des Gastbetriebes. Die Rückgabe erfolgte 1949. Hans Tinnacher, der Vater des letzten Betreibers Karl-Heinz, übernahm die Gastwirtschaft, während die Fleischerei von dessen Bruder Karl Tinnacher fortgeführt wurde.

Das Gasthaus stellte ein Kommunikationszentrum dar. So erinnert sich Karl-Heinz Tinnacher an eine Runde von Kartenspielern: „Es hat in Leibnitz lang eine Kartenspielerrunde gegeben. Die waren jeden Tag um 18 Uhr in einem anderen Lokal, die haben immer gewechselt und da waren so alte, in erster Linie Geschäftsleute und Beamte dabei, so zehn Herren oder zwölf und die haben das so eingeteilt gehabt, dass sie jeden Tag wo anders waren.“ Auch der erste Fernseher der Stadt war im Lokal aufgestellt und stellte Mitte der 1950er-Jahre eine Sensation dar. Das gemeinsame Fernsehen bedeutete ein Ereignis und war willkommener Anlass, sich im Gastraum zu treffen.

Karl-Heinz Tinnacher war schließlich der letzte Gastwirt der „Tinnacher-Dynastie“. Er führte den elterlichen Betrieb gemeinsam mit seiner Familie fort. Der Boom des jugoslawischen Einkaufstourismus bescherte auch dem Gasthaus gute Einkünfte. Die dauerhafte Belastung, die der Beruf des Wirtes/der Wirtin mit sich bringt, und die Notwendigkeit beständiger Präsenz bewog das Ehepaar dazu, den Betrieb zu verkleinern und in reduzierter Form von 1983 bis 2008 als Café fortzuführen.

 

Erdölbohrversuche im unteren Murtal

Der Landwirt Karl Pilch aus Perbersdorf führt uns hinaus auf die Felder im Grenzgebiet der Gemeinden St. Veit in der Südsteiermark und Murfeld und zeigt uns jene Stelle, an dem einst die Bohrtürme in die Höhe ragten. Nichts erinnert hier mehr an „Ölfelder“: Mais, wohin das Auge reicht, zwischendurch ein Kürbisacker. Das steirische Kürbiskernöl ist auch das einzig wahre „schwarze Gold der Steiermark“ geblieben. Karl Pilch begleitet uns noch zu Stefan Leicht, Jahrgang 1928, nach Lichendorf. Er hat als junger Mann bei diesem Projekt Arbeit gefunden.

Doch lassen wir die beiden Herren selbst erzählen:

Landesaufnahme II: Erdölbohrung in der Südsteiermark in den 1950ern

Die Erdölbohrversuche in Perbersdorf fanden auch in der Presse ihren Niederschlag: So schreibt die Süd-Ost-Tagespost vom 12.11.1952, Seite 8, zur Erdölförderung bei Perbersdorf: „Der große Bohrturm bei Perbersdorf, ein massives Stahlgerüst, ist inzwischen fertiggestellt worden. In 2000 Meter Tiefe soll man auf ein größeres Ölfeld gestoßen sein.“
Am 10.05.1953 berichtet selbiges Blatt auf Seite 19 von Erdöl aus Radkersburg: „Nun wurde in längerer Bauzeit ein 42 Meter hoher Bohrturm aufgestellt. … Die derzeitigen Bohrarbeiten stehen, ebenso wie die bisherigen Bohrversuche, unter fachmännischer Leitung von Ölsachverständigen der holländischen Ölsuchunternehmung van Sickle, die auf Grund eines Vertrages mit der österreichischen Regierung ihre Bodenuntersuchungen durchführten. … Die bisher erschienenen kurzen Zeitungsnotizen haben in der Bevölkerung lebhaftes Interesse für die Bohrungen im Bezirk Radkersburg erweckt und verursachen ständig einen Zulauf zahlreicher Neugieriger.“

Augustin Ploder - ein Fassbindermeister aus Priebing erzählt

In Priebing bei Weinburg empfängt uns Augustin Ploder, Jahrgang 1932, Fassbindermeister im Ruhestand, im Kreise seiner Familie. Im Jahre 1962 hat er die Meisterprüfung für das Fassbindergewerbe abgelegt und den von seinem Vater Franz Ploder in den späten 1920er-Jahren gegründeten Betrieb übernommen. Fünfzehn Jahre lang führte er dieses Gewerbe weiter, ehe er sich ganz auf den Weinhandel konzentrierte.

Heute lässt sich auf seinem Hof kaum mehr etwas von der einstigen Betriebsamkeit einer Fassbinderei erahnen, seine Enkelin holt noch ein altes Firmenschild mit fast völlig verblasstem Schriftzug hervor. Augustin Ploder blättert in seinem Familienalbum und erzählt uns seine Wirtschaftsgeschichte(n): Ein Arzt aus dem nahen St. Peter am Ottersbach habe seinerzeit die Aufnahmen von der Fassbinderei gemacht. Auch jene von einem 15.000-Liter-Weinfass, das 1959 in seinem Betrieb für die Lieferung von Rotwein in die Sowjetunion zur Wiedergutmachung hergestellt worden ist. Doch mehr dazu berichtet Augustin Ploder im folgenden Videointerview:

Landesaufnahme II: Fassbindereibetrieb in der Südsteiermark, Familie Ploder

Der „Tortenkaiser“ von St. Veit am Vogau

Konditormeister Helmut Kaiser kredenzt im „Café Konditorei Kaiser“ in St. Veit am Vogau nicht nur köstliches Eis, sondern kann auch viel zur Geschichte seines Betriebes erzählen:
„Mein Vater Josef Kaiser kam mittel- und staatenlos als heimatvertriebener Donauschwabe aus englischer Kriegsgefangenschaft nach St. Veit am Vogau, wo er zunächst als Knecht bei einigen Bauern arbeitete. 1955 eröffnete er mit seiner Gattin im sogenannten ,Paul-Hausʻ eine kleine Konditorei, Lebzelterei und Wachszieherei. Mehlspeisen und Lebkuchen wurden gebacken, Eis gefroren, Grablichter gegossen und Kerzen gezogen. Die Waren brachte er mit seiner Puch-Beiwagenmaschine in die umliegenden Dörfer. 1963 konnte schließlich ein eigenes Geschäfts- und Wohnhaus eröffnet werden. Wegen Platzmangel im Lokal kam 1964 die damalige Jugend auf die Idee, den Kohlenraum im Keller auszuräumen und mit Gartenmöbeln und einer Musikbox auszustatten: Der „Kaiserkeller“ als Disco war geboren. 1966 bauten wir eine 2-bahnige Kegelbahn, die großen Anklang fand …“

Ein „Coworking space“ am Dorfplatz anno 1935

Im sogenannten „Schwarzhaus“ in St. Veit am Vogau befanden sich um 1935 – siehe Foto von links nach rechts – 1) die Schneiderei einer Frau Tischler, 2) in einem Hinterzimmer eine kleine Strickereiwerkstatt von Mitzi Hacker, 3) die Werkstatt des Schuhmachers Anton Stradner sowie 4) eine Filiale der Eisenhandlung Pucher.

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Gady Family - Marketing auf gut Steirisch

Franz Gady sen. gründete 1936 auf seinem Bauernhof in Bachsdorf bei Lebring einen Fahrrad- und Landmaschinenhandel. Zum Leidwesen seiner Gattin musste er zunächst aus Platzmangel sämtliche Werkzeuge und Ersatzteile in den Wohnräumen der Familie lagern. Sein Puch-Motorrad nutzte er als „Dienstfahrzeug“, um auf den Höfen und Feldern der Bauern rasch Reparaturarbeiten an ihren Traktoren und Maschinen vornehmen zu können. Die Firma Gady verfügte später als einer der ersten Landtechnikbetriebe über einen Servicebus. Heute wird in der Erntezeit ein Tag- und Nachtservicedienst angeboten.

Nach dem frühen Tod des Vaters übernahm Franz Gady jun. (1937–2015), ein gelernter Schlosser, gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Gerhard den väterlichen Betrieb. 1957/58 eröffnete Franz Gady jun. in Lebring die erste Werkstätte mit Ersatzteillager und Tankstelle. Er forcierte zudem den Automobilhandel – 1960 wurde die Vertretung der Marke BMW übernommen – und baute die Franz Gady GmbH zu einem Musterbetrieb der steirischen Wirtschaft aus. Ein Quantensprung für den Familienbetrieb war schließlich die Expansion von Lebring nach Graz. Franz Gady jun. war zudem von 1976 bis 1983 Präsident des SK Sturm Graz und fungierte von 1990 bis 1996 als Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark.

Legendär ist der seit 1966 veranstaltete Gady Markt in Lebring. Dabei wurde die Idee der alten „Viehmärkte“ aufgegriffen. „Früher wechselte halt auf diesen Märkten mit Volksfestcharakter das Vieh den Besitzer, wieso sollte das nicht auch bei Traktoren und Mähdreschern funktionieren“, erzählt Ingrid Gady. An einem Marktwochenende besuchen zwischen 25.000 und 30.000 Menschen den zweimal jährlich (Frühjahr und Herbst) abgehaltenen Gady Markt. Am 9. und 10. September 2017 findet er bereits zum 103. Mal statt.

Die Firma Gady verfügt über ein überaus umfangreiches Fotoarchiv zur Unternehmensgeschichte, insbesondere natürlich zu den Gady Märkten. Laut Ingrid Gady hat ihr Mann Franz Gady jun. – obwohl natürlich stets Berufs- und Pressefotografen engagiert waren – einen Großteil davon selbst fotografiert.

Landesaufnahme II: Der Gady Markt in Lebring

Vom Sargtischler zum Bestattungsunternehmen - Kada in Leibnitz

1876 gründet Matthias Kada I. eine Bau- und Möbeltischlerei in Leibnitz. Als Tischlermeister fertigte er – wie damals üblich – auch Holzsärge an. Später erweiterte er sein Angebot mit Metallsärgen aus Böhmen. Das Bestattungsgewerbe war damals noch sehr jung, die nächstgelegenen Bestattungsunternehmen befanden sich damals in Graz und Marburg. 1902 sucht Matthias Kada I. schließlich um eine Konzession für das Bestattungsgewerbe an. Ein Jahr darauf können er und seine Ehefrau Margaretha das erste Bestattungsunternehmen in Leibnitz eröffnen.

1910 bietet die Firma Kada erstmals die Feuerbestattung an. Im Bundesgebiet des heutigen Österreich gab es damals noch keine Feuerhallen, die Einäscherungen mussten in Gotha, Jena oder Zittau durchgeführt werden. Im selben Jahr wird ein Vertrag mit der „Städtischen Kaiser Franz Joseph-Jubiläums-Lebens- und Renten-Versicherungsanstalt“ über „Begräbnis-Versicherungen“ abgeschlossen. Fortan konnten auch in Leibnitz „Bestattungs-Vorsorgeversicherungen" abgeschlossen werden. Nach dem Tod von Matthias Kada I. übernahm sein Sohn Matthias Kada II. den Betrieb. Während des Zweiten Weltkrieges führte er den Betrieb mit seiner Tochter Gisela, da sein Sohn Odo einrücken musste und erst 1948 aus russischer Kriegsgefangenschaft heimkehren sollte. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage nach Kriegsende erhält die Firma von den Briten ein ehemaliges Wehrmachtsfahrzeug zugeteilt, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

1956 übernimmt Odo Kada den Betrieb seines Vaters und erwirbt die Konzession für die Ausübung des Bestattungsgewerbes auch in Lebring/St. Margarethen, Wildon und St. Georgen an der Stiefing. 1982 übergibt er den Betrieb an Sohn Rudolf Kada. Als Bestattung mit eigener Tischlerei stellt die Firma Kada nach wie vor einen großen Teil der Särge selbst her.

Anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums 2003 veranstaltete die Firma Kada in Zusammenarbeit mit „Kultur in Leibnitz“ eine vielbeachtete Sonderausstellung in der Galerie Marenzi über die Geschichte der Bestattung in Leibnitz. Diese Ausstellung wurde von Thomas Kada kuratiert, der uns auch die fotografischen Aufnahmen aus seiner speziellen und reichhaltigen Sammlung zur Verfügung gestellt hat. Wer mehr über die Geschichte des Bestattungsgewerbes in Österreich oder zur soziokulturellen Diskussion über die Feuerbestattung um 1900 erfahren möchte, sollte unbedingt einen Blick auf www.bestattungkada.at werfen.