Bezirk Hartberg-Fürstenfeld

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Buchtelbar in Wenigzell - 3 Millionen Buchteln in 50 Jahren

1968 wurden die ersten Buchteln im Backofen des damals neu eröffneten „Gasthaus zur Sonne“ im oststeirischen Wenigzell gebacken. Zu Anfang waren es noch eher kleine Buchteln, wie sie von Maria Fürntrath, der „frischgebackenen“ Wirtin, auch schon zu Hause am Bauernhof gemacht wurden. Schon bald wurden ihre Buchteln größer und größer, und ihr Gasthaus bereits Anfang der 1970er-Jahre von den begeisterten Stammgästen liebevoll „Buchtelbar“ genannt.

Der eigentliche Namensgeber, so verrät die Seniorchefin, war ein Nationalrat aus Wien, der hier im Joglland gerne zur Sommerfrische weilte und dieser aus Böhmen stammenden Germmehlspeise – gefüllt mit fruchtiger Marillenmarmelade und mit Vanillesoße serviert – sehr zugetan war.

Anfang der 1980er-Jahre wurden in Wien über 50 Meinl-Filialen mit Germspezialitäten (Riesenbuchteln, Egerländer, Nusskipferl und Mohnstriezerl) beliefert und sogar noch eine weitere Gaststätte betrieben.

Fast drei Millionen Buchteln wurden bis heute in der Buchtelbar gebacken. Würde man diese übereinanderstellen, ergäbe dies 1.500 Mal die Höhe des Eifelturms. Beachtlich ist auch die Zutatenliste, die man hierfür benötigt: zwei Millionen Eier und 280.000 Kilogramm Mehl.

Die Buchtelbar wird heute in zweiter Generation von Jolande Sedlak geführt und ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Der Familienbetrieb ist nach wie vor ein beliebtes Ausflugsziel, insbesondere für Busreisegruppen und Motorradfreunde.

KAPO im Pöllauer Tal

KAPO sind die Initialen des Firmengründers Karl Polzhofer I.
1927 gründet er eine kleine Tischlerei im oststeirischen Naturpark Pöllauer Tal. Vier Generationen legten Hand an, um aus der Tischlerei ein international tätiges Unternehmen mit 250 Mitarbeitern zu formen. KAPO und die Neue Wiener Werkstätte werden 2005 als „Bestes Familienunternehmen“ der Steiermark ausgezeichnet. 2017 feiert das Familienunternehmen sein 90-jähriges Bestehen.

Tabakfabrik in Fürstenfeld

Die Geschichte der Stadt Fürstenfeld ist seit mehr als 300 Jahren eng mit Tabak und Rauchkultur verbunden. 1691 begann Christoph Liscutin in Ungarn und in den Ländereien um Fürstenfeld mit dem Tabakanbau. Zwei Jahre später gründete er in der Pfeilburg die erste Tabakfabrik Österreichs – eine der ältesten weltweit. Dem Thema Tabakwarenerzeugung und Genusskultur widmet sich auch das Tabakmuseum in der Fürstenfelder Pfeilburg. 

Die Tabakfabrik war bis in die 1950er-Jahre der wichtigste Arbeitgeber der Stadt. Durch Wohnungsbau, Beteiligung an Schulbauten und Errichtung eines Kindergartens war sie auch über die Tabakproduktion hinaus ein prägender Faktor. Um 1903 zählte man 2.300 Beschäftigte. Die Wirtschaftskrise in der Zwischenkriegszeit, die Umstellung der Zigarrenproduktion auf maschinelle Fertigung und der Rückgang des Zigarrenkonsums bedingten eine laufende Reduktion des Beschäftigtenstandes: 1901 erzeugten 2.200 Beschäftigte 65 Mio. Zigarren, 1960 waren für 63 Mio. Zigarren nur mehr 560 Arbeiter erforderlich und 1995 produzierten 83 Beschäftigte 27 Mio. Zigarren.

Ab 1972 erzeugte die „Altesse Zigarettenhüllenerzeugung und Papierverarbeitung Ges.m.b.H.“ auf dem Areal der Tabakfabrik Zigarettenhüllen (1995: 73 Beschäftigte – 1,5 Mrd. Zigarettenhüllen). Die gesamte Betriebsfläche betrug rund 60.000 m² – aufgeteilt je zur Hälfte auf die Fläche rund um das Hauptgebäude sowie auf jene des sogenannten „Ungar-Geländes“. Die beiden Flächen sind durch eine 66 m lange, 1884 errichtete Eisenbrücke verbunden.

Ende 2005 wurde die Tabakfabrik geschlossen. Zigarettenhülsen werden in Fürstenfeld weiterhin von der Firma Altesse an einem Standort im Fürstenfelder Gewerbegebiet produziert.

Tabakanbau um Fürstenfeld

Das Gebiet um Fürstenfeld ist für den Tabakanbau klimatisch besonders gut geeignet: Aufgrund der pannonischen Einflüsse ist es beständig warm, zudem herrscht eine gute Bodenfeuchtigkeit. Mit riesigen Nähmaschinen – früher Handarbeit – werden die frisch geernteten Tabakblätter zu Bündeln zusammengenäht. Die sog. „Hänge“ werden in den Scheunen hochgezogen, nach zwei Monaten ist das grüne Blatt zum braunen Rohmaterial „eingetrocknet“.

Die Mechanisierung – auch das Anpflanzen erfolgt maschinell – machte den Tabakanbau in dieser Region zum einträglichen Geschäft. Um 1970 waren im ehemaligen Bezirk Fürstenfeld rund 40 Hektar mit Tabak bepflanzt. Die Tabakbauern standen unter „Lizenz“ der Tabakregie, die begehrten steirischen Tabakblätter wurden zur Fabrik nach Fürstenfeld gebracht, in der vorwiegend Frauen zum „Sortieren“ der Ernte beschäftigt waren.

Quelle: Karl Panhuber, In den Scheunen von Fürstenfeld riecht es jetzt schon nach Tabak, Karl Panuber, in: SO-Tagespost vom 28.08.1971, Seite 3

Anton Puchas - Hartbergs letzter Hutmacher

Am Hartberger Hauptplatz, Hausnummer 4, wurden von 1736 bis 2010 ununterbrochen Hüte und Filzwaren gefertigt. Die Reihe der hier ansässigen Hutmachermeister reicht dabei von Franz Eller über Georg Portner, Stephan Achleitner, Anton Willersdorfer, Georg Achleitner, Franz Setina und Anton Puchas sen. bis hin zu dessen Sohn Anton Puchas jun. Ein anderer bekannter steirischer Hutmacher, Josef Pichler (1824–1864), gründete ebenfalls in Hartberg sein erstes Hutmachergeschäft, ehe er 1857 mit seinem Betrieb nach Graz übersiedelte und 1848 am Grieskai die Hutfabrik Josef Pichler & Söhne errichtete.

Anton Puchas sen. hat von 1905 bis 1908 sein Handwerk bei Hutmachermeister Franz Setina erlernt und den Betrieb nach dessen Tod für die Witwe Setina als Geschäftsführer geleitet. 1923 hat er den Betrieb schließlich selbst übernommen und bis zu seinem Tod 1955 weitergeführt. Sein Sohn Anton Puchas jun., einer der letzten Hutmacher in der Steiermark, schloss sein Geschäft am 31. März 2010.

Seine Enkelin Claudia Kump weiß zu erzählen, dass auch ihre Großmutter Maria Puchas sowie ihre Mutter Dorothea bei der Erzeugung der Hüte mitgeholfen haben. Es gab auch einen Gesellen, Alois Schachner, der beim Großvater gelernt und anschließend einige Jahre in Wien bei Hutmachern gearbeitet hat, schließlich aber in den Betrieb ihres Vaters nach Hartberg zurückgekehrt ist.

Die fotografischen Aufnahmen stammen allesamt aus dem Privatbesitz des Anton Puchas, Hutmacher in Hartberg. Mit Ausnahme der Fotos 1 bis 3 wurden sie von Familienmitgliedern aufgenommen.

Schuhhaus Peinsipp in Hartberg

Der Traditionsbetrieb besteht bereits in dritter Generation. 1928 eröffnete der Schuhmachermeister Alois Peinsipp mit seiner Ehefrau Elisabeth in der Wiener Straße in Hartberg eine Werkstatt samt Geschäftslokal. 1963 übersiedelte der Meisterbetrieb an den heutigen Standort, den ab 1970 Sohn Erich und Ehefrau Hermine Peinsipp fortführten.

Der Hartberger Innenstadtbetrieb Peinsipp Schuhhaus und Orthopädie GmbH wird von Dietmar und Alexandra Peinsipp unter dem Motto „Gesunde Füße nach Maß“ geführt. Das Fachgeschäft in der Ressavarstraße 38 hat sich nämlich seit Anfang der 1990er-Jahre neben dem klassischen Schuhhandel verstärkt der Orthopädie und der Podologie (nicht-ärztliche Heilkunst am Fuß) verschrieben.

Otto Pußwald - ein oststeirisches Kaufmannsoriginal

Am 01. Jänner 2002 - mit Parallelumlaufphase bis 28.02.2002 - löste der Euro den Schilling als gesetzliche Währung in Österreich ab. In ganz Österreich? Nein! In einem kleinen Dorf in der Oststeiermark, in St. Johann in der Haide, konnten die Kundinnen und Kunden im Kaufhaus Pußwald auch noch 10 Jahre später mit ihren übrig gebliebenen Schillingmünzen bezahlen. Otto Pußwald führte in dieser Zeit eine doppelte Buchhaltung - eine in Schilling- und eine in Eurobeträgen. Alles wurde penibel notiert: Wann, wer mit wie viel Schilling seine Ware bezahlt hat. Der Kaufmann erfreute sich damals eines regen Zulaufs an Kunden und konnte so bis 2011 insgesamt 600.000 Schilling - gesammelt in einem weißen Kübel unter der Registrierkasse - an die Nationalbank übergeben. Heute ist dieser außergewöhnliche Zahlungsverkehr ebenso steirische Wirtschaftsgeschichte wie das Kaufhaus selbst.

Johann und Hedwig Pußwald, seit 1897 Pächter des Kommunewirtshaus in Unterlungitz erwarben im Jahre 1905 das Haus Nr. 5 in St. Johann in der Haide. Das Haus wurde 1784 erbaut und ist das Geburtshaus der Großmutter des akademischen Malers Adolf Anton Osterider (1924-2019), der dem Ort stets sehr verbunden war.

Der Vorbesitzer Anton Schuster betrieb darin neben der Landwirtschaft auch ein Wirtshaus, auch die Familie Pußwald wollte hier wieder ein Gasthaus eröffnen, doch dies wurde von den Behörden verweigert. So suchten die Eheleute – Hedwig Pußwald war ja eine Kaufmannstochter aus dem benachbarten St. Magdalena – um einen Gewerbeschein für eine Gemischtwarenhandlung und einen „Petroleumverschleiß“ an, dem 1907 auch stattgegeben wurde.

Sohn Alois und seine Gattin führten den Betrieb weiter, 1938 kam noch die Berechtigung zum Verkauf von Briefmarken dazu. 1953 wurde ihm auch noch die Berechtigung zur Führung einer Tabakfabrik zuerkannt. Seit 1954 gab es während der Sommermonate auch einen Mostausschank im Innenhof. Otto Pußwald übernahm 1960 den Kaufmannsladen in dritter Generation – auch eine Toto-Annahmestelle, später auch Lotto, lockten zahlreiche Kunden an. Von 1993 bis 2002 führte seine Gattin Gertrude das Geschäft, danach nahm wieder Otto Pußwald Platz an der Kasse. Zudem war er über viele Jahre Bürgermeister und Organist in seiner Heimatgemeinde St. Johann in der Haide.

Kaufmann Otto Pusswald in St. Johann in der Haide