12 Nächte in Europa
Die raue Mitte des Winters
11.11.2005-02.02.2006
12 Nächte liegen zwischen Vergangenheit und Zukunft. In ganz Europa gilt die Spanne zwischen dem alten und dem neuen Jahr als bedrohliche Pforte des Schicksals und Aussichtswarte auf Kommendes. Das Volkskundemuseum Graz beleuchtete in einer stimmungsvollen Sonderausstellung Brauch und Kitsch, Ritual und Kommerz auf der Suche nach den Wurzeln des weihnachtlichen Brauchlebens in Europa.
Die Zwölften
Das Niemandsland zwischen den Jahren wird die Zwölften genannt. In Österreich konzentriert sich diese bedrohliche Zeit auf die Raunächte als erste, mittlere und letzte Nacht der Zwölften. Das sind die Christnacht, Silvester und die Nacht vor Dreikönig. Ursprünglich gehörte auch die Thomasnacht (21. Dezember) zu den Raunächten.
Die Dauer von 12 Tagen entstammt zum einen der Differenz zwischen dem Mondkalender und dem Sonnenkalender. Zum anderen beziehen sich die Zwölften auf die Zeitspanne zwischen der Wintersonnenwende und dem Geburtsfest Christi. Die Synode von Mainz hatte im Jahre 813 verbindlich den 25. Dezember als den Festtag zur Feier Christi Geburt festgelegt. Die Wintersonnwende fand nach dem alten, julianischen Kalender am 13. Dezember statt, am Tag der Hl. Luzia. Seit der Kalenderreform 1582 fällt die Wintersonnwende auf den 21. Dezember, den früheren Tag des Hl. Thomas.
Die spätere christliche Deutung lässt die Zwölften am Christtag beginnen und zu Epiphanie, der Erscheinung des Herrn, am 6. Jänner enden. Diese Tage heißen auch die ungetauften Tage zwischen Christi Geburt und seiner Taufe im Jordan. Die orthodoxe Kirche, die sich noch heute am julianischen Kalender orientiert, feiert die Geburt des Herrn am 6. Januar.
Die zeitliche Lage der Zwölften war historisch und regional stets variabel. Die Symbolkraft der Zahl machte die Anzahl von 12 Tagen hingegen unveränderlich.
Weihnachtsfest und Jahreswende
Jesus von Nazareth wurde weder am 25. Dezember, noch in dem Jahr geboren, das wir heute mit 0 beziffern. Seine Geburt zu einem Feiertag zu erklären, war vielmehr ein wichtiger Akt der Kirche, um sich gegen andere Religionen und ihre Feste durchzusetzen.
Ausgehend von Ägypten wurden am 6. Januar die Serapisfeiern anlässlich der Geburt des Horus durch die Göttin Isis begangen. Wie Maria brachte auch Isis ihren Sohn jungfräulich zur Welt und musste ihn hernach vor Verfolgern schützen. Als Erwachsener wurde er zu Aion, dem Gott des Lichtes. Sein Geburtsfest galt als Beginn des neuen Jahres und dauerte 12 Tage.
In Rom wurden bis in die Spätantike vom 17. Dezember an 7 Tage lang die Saturnalien gefeiert, ein ausgelassener Karneval, bei dem die Welt auf den Kopf gestellt wurde. Üppige Trink- und Essgelage prägten die Feiern ebenso wie Gladiatorenkämpfe, Rätselspiele und Spottgedichte. Man beschenkte einander und wählte einen Saturnalienkönig, der während der Feierlichkeiten das Regiment führte. Glücks- und Würfelspiele waren erlaubt, und Diener durften für kurze Zeit die Herren spielen. Anschließend wurde am 25. Dezember die Wintersonnenwende begangen.
Im gesamten römischen Reich verbreitete sich der Kult des Mithras, dessen Geburt am 25. Dezember als Tag des wiederkehrenden Lichtes gefeiert wurde. Sein Fest verschmolz mit dem Sonnenkult um Helios, dem Sol Invictus, das mit Musik, Umzügen, Wagenrennen und Freudenfeuern zum wichtigsten Jahresfest der Antike wurde.
Im Jahre 354 legte Papst Liberius genau auf diesen Tag das Fest der Geburt Christi. In den katholischen Ländern galt der 25. Dezember über Jahrhunderte als Beginn des neuen Jahres.
Die Lostage zur Weihnachtszeit
Ein wesentliches Merkmal der katholischen Kultur ist die Heiligenverehrung. Noch im 19. Jahrhundert strukturierte sie den Alltag vor allem der Menschen in ländlichen Regionen. Sie orientierten sich weniger am Kalenderdatum der Tage, sondern vorwiegend an den Merk-, Fest- und Namenstagen der Heiligen. Die bedeutenderen wurden mit wichtigen Anlässen des Alltagslebens wie Richttagen, Jahrmärkten oder Arbeitsterminen verknüpft. Wie Lesezeichen in einem Buch markierten sie wichtige Stellen im Jahreslauf.
Zur Mittwinterzeit wurden kirchliche und weltliche Wendetermine oder die kosmische Erscheinung der Sonnwende mit den Namensfesten der Heiligen besetzt. Neben Luzia und Thomas als Sonnwendtermine des julianischen und des gregorianischen Kalenders waren Andreas (30. November) als Beginn des Kirchenjahres und Barbara (4. Dezember) als Patronatstag der Bergleute und Soldaten, aber auch als eine der „Drei Heiligen Madeln“ populäre Merktage.
Die jährliche Wiederkehr der Heiligenfeste legte nahe, sie als Vergleichsdatum für zyklische Regeln wie die Entwicklung des Wetters und die zu erwartende Ernte heranzuziehen. Die Erfahrungswerte des bäuerlichen Lebens schlugen sich in den Bauernregeln nieder. Zu ihnen gesellte sich der Wunsch, die Ungewissheit der Zukunft durch Voraussagen zu entschärfen.
Aberglaube und Orakel
Wo Schicksal als von Gott gewollt und auferlegt angesehen wird - und nicht als Produkt eigenverantwortlichen Handelns - ist die Versuchung groß, der Vorsehung einmal in die Karten zu schauen. Selbst in unserer scheinbar aufgeklärten Zeit erscheint kaum eine Tageszeitung ohne Horoskop. Der Zahl 13, schwarzen Katzen, oder Glücksbringern aller Art wird eine verheißende Bedeutung beigemessen. Doch in der modernen Welt befassen sich die meisten Menschen eher scherzhaft mit Aberglauben und Zukunftsdeutung.
In traditionellen Gesellschaften hingegen leiten Prophezeiungen und magische Vorstellungen das reale Handeln. So kursierten auch im alten Europa vielfältige Praktiken, um das Schicksal zu beeinflussen oder zukünftige Ereignisse vorauszusagen. Vor allem zu den Sonn- und Jahreswenden wurde das Schicksal nach einem möglichen Wandel im Leben befragt. Junge Menschen erkundeten in Orakeln die Aussicht auf Wohlstand, Liebesglück oder den Wechsel der Dienststelle. Bauern, deren Wohlergehen von der Witterung abhing, fragten nach dem Wetter und ältere Menschen nach der Dauer ihres Lebens.
Die Heiligen der Winterzeit galten als Mittler zwischen den Welten. Ihnen wurde besondere Kraft zugesprochen, den Menschen zukünftige Ereignisse sichtbar zu machen. Einzelne Orakelpraktiken sind nicht auf bestimmte Heilige zugeschnitten. Vielmehr sind die gleichen Bräuche und Sprüche für alle Heiligen bekannt, deren Festtag auf ein Datum der jahreszeitlichen Wende fiel.
Die Abwehr von Übel
Eine Art kultureller Lebensweisheit besagt, dass zwischen dem Alten und dem Neuen eine Zeit der Ruhe, Einkehr und Besinnung herrschen sollte. Das gilt für den Wechsel des Jahres ebenso wie für die Phasen des Lebens. Dieser Zwischenraum ist zugleich eine Zeit der Anfälligkeit und Bedrohtheit. Denn das Alte ist vergangen, das Neue hat jedoch noch nicht begonnen. In dieser Zeitspanne voll Unsicherheit muss sich der Mensch vor schädlichen Einflüssen schützen.
Heute erinnern sich nur noch wenige an die unzähligen Regeln, die es einst zu beachten galt, um die Zeit der Zwölften unbeschadet zu überstehen. Sie zielten entweder auf Arbeitsverbote oder darauf, das Alte ordnungsgemäß zu beenden, bevor Neues in Angriff genommen wird. Andere Gebote widmen sich symbolhaft den Elementen Feuer und Wasser oder bestimmten Nahrungsmitteln, die entweder gemieden oder ausreichend verzehrt werden sollen.
Abergläubische Handlungen waren kein Zeichen heidnischen Denkens, sondern vielfach verwoben mit christlichen Vorstellungen. Sie zeugen jedoch von einem Bedürfnis nach Vorahnung und Schutz, dem die kirchliche Lehre nicht gerecht wurde.
Die weiblichen Mittwintergestalten
Die weiblichen mythologischen Figuren der Mittwinterzeit haben ein doppeltes Gesicht. Als Mahnerinnen des Schicksals werden sie oft mit der Botschaft gleichgesetzt, die sie bringen. Im Niemandsland zwischen den Jahren fordern sie auf, sich für das Kommende zu richten.
In Italien erinnert die Hexe Befana daran, zur richtigen Zeit das Rechte zu tun. Sie ist verwandt mit der russischen Babuschka. Beide waren nicht fertig mit ihrer Arbeit und ihr Haushalt war ihnen wichtiger, als gemeinsam mit den Drei Weisen das neugeborene Jesuskind aufzusuchen. Heute haben sie sich zu gutwilligen Gabenbringerinnen und Vorbild für zahlreiche Dekorations- und Souvenirartikel gewandelt.
In den baltischen Ländern werden zur Weihnachtszeit alte Geschichten von Frauen erzählt, die sich in Werwölfe verwandelt haben. In Island berichtet die Überlieferung von der Riesin Gryla, die durch das Land zieht, um unartige Kinder zu suchen, die sie gemeinsam mit ihrem Mann Leppalúði verspeist.
In Österreich und Süddeutschland geht die mythische Gestalt der Percht in den Raunächten um und nimmt den Zustand des Hauses in Augenschein. Sie mahnt, das Alte ordentlich zu beenden, damit das Neue unbelastet begonnen werden kann. Sie belohnt die Guten und Fleißigen, straft jedoch die Saumseligen und Prunksüchtigen. Die Percht stellt sozusagen die Rechnung auf, sowohl für das Leben, als auch für das vergangene Jahr. Seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich das Perchtenlaufen und -springen zum folkloristischen Schaubrauch, der in den letzten Jahren eine neue Blüte vor allem bei der ländlichen Jugend erlebt.
Trolle, Kobolde und Teufel als Mittwintergestalten
Im Norden Europas haben die Mittwintergestalten heute einen gewitzten, ursprünglich jedoch recht boshaften Charakter. Trolle, Kobolde und Wichtel machen sich in den langen, dunklen Nächten im Haus zu schaffen. Ihre Charaktere spiegeln ungünstige menschliche Eigenschaften wider. Sie verlegen Dinge, sie leeren aus, was gefüllt sein sollte, sie naschen, stehlen und ängstigen die Menschen mit unheimlichen Geräuschen und unerklärlichen Geschehnissen. Trolle und Zwerge werden bereits im mittelalterlichen Liederzyklus der älteren Edda beschrieben und heißen im heutigen Skandinavien Nisser, Tomte oder Tomtebisse.
In der isländischen Tradition kehren genau 13 Jólesveinar an den Tagen vom 12. bis 24. Dezember in die Häuser ein. Sie entstammen der Mythologie des Asatru. Jedem dieser Trolle wird eine eigene Unart nachgesagt. Heutzutage legen sie den Kindern 13 Abende lang kleine Geschenke in die am Fenster aufgestellten Schuhe.
In Griechenland bedrohen vom 24. Dezember bis zur Wasserweihe am 6. Jänner Kalikantzari die Menschen. Das sind kleine, dunkle, behaarte Teufel, mit Affenarmen, Ziegenbeinen und roten Augen, die äußerst verfressen, ein bisschen dumm und sehr neugierig sind. Das Jahr über nagen sie in der Unterwelt an dem Stamm auf dem die Welt ruht. Die Feierlichkeiten zur Weihnacht locken sie auf die Erde, wo sie den Menschen übel mitspielen. Nur das Feuer kann sie vertreiben, das daher während der gesamten Zeit im Kamin brennen muss.
Luzia
Nach dem julianischen Kalender fällt die Wintersonnenwende auf den 13. Dezember. Die katholische Kirche begeht an diesem Tag den Gedenktag der Hl. Luzia. So treffen an diesem Tag zwei sehr verschiedene Vorstellungen aufeinander.
Die Heilige ist eine Symbolgestalt der jungfräulichen Reinheit und des Lichtes. Die Legende berichtet, dass sie ihre verfolgten Glaubensgenossen in der Nacht mit Lebensmitteln versorgt habe. Damit sie beide Hände zum Tragen frei hatte, trug sie einen Lichterkranz auf dem Kopf, um im Dunkeln den Weg zu finden. In Schweden wird die sizilianische Heilige besonders verehrt. Gemeinden und Schulen wählen ihre Lussibrud (Luzienbraut). Am Morgen des 13. Dezember weckt die jüngste Tochter einer Familie als Luzienbraut mit einem Lichterkranz auf dem Kopf die Schlafenden und bringt ihnen Lussekatter (Luzienkatzen), ein Safrangebäck, ans Bett.
In Ungarn, im slawischen und im süddeutschen Raum gilt die grausige Luzl hingegen als Mahnerin des Schicksals ähnlich der Percht und Frau Holle. Als Furcht einflößende Gestalt straft sie faule und schlampige Personen und ungezogene Kinder. In der Luziennacht wurden in früheren Zeiten zahlreiche Orakelbräuche ausgeübt. Das Aufstellen von Luzienzweigen und Luzienweizen ist noch heute verbreitet.
Thomas
Nach dem gregorianischen Kalender fällt die Wintersonnenwende auf den 21. Dezember. Bis zur Neuordnung des römisch-katholischen Festkalenders im Jahre 1969 war dies der Gedenktag des Hl. Thomas. Der kürzeste Tag des Jahres war angeblich zu seinem Festtag gewählt worden, da er an der Auferstehung Christi gezweifelt hatte.
Die längste Nacht des Jahres war früher in vielen Gegenden die letzte, in der die gemeinschaftlichen Spinnstuben benutzt werden durften. Denn in den darauf folgenden 12 Tagen war das Bewegen jeglichen Rades verboten. Die Thomasnacht wurde daher auch „Durchspinnnacht“ genannt, obwohl sie eher als Abschlussfeier der winterlichen Arbeitsperiode genutzt wurde. In dieser Nacht waren Orakelbräuche weit verbreitet, bei denen die unverheirateten Mädchen und jungen Männer das Schicksal nach dem künftigen Ehepartner befragten.
In Gams bei Hieflau zieht in der Thomasnacht der Thomasniglo um. Drei weiß gekleidete Thomasgestalten werden begleitet von einer Niglofrau, einem Greis, der das alte Jahr symbolisiert und von der Thomashutze, einer vogelartigen Figur, die mit ihrem langen Schnabel das Böse vertreiben soll. Als Perchtenwesen kontrolliert sie Wohlverhalten und soll unartige Kinder mit sich nehmen.
Im Rheinland wird derjenige, der am Morgen des 21. Dezember zuletzt erwacht, als „fauler Thomas“ verspottet.
Christnacht
Im deutschsprachigen Raum gilt der Heilige Abend als besinnliches Fest im Kreise der Familie. In vielen europäischen Ländern herrscht jedoch eine völlig andere Auffassung vom Vorabend des Weihnachtsfestes, die stark vom Gedanken der Jahreswende geprägt ist.
In den nördlichen Ländern sind die Einflüsse des germanischen Sonnwendfestes Jul noch deutlich zu spüren. In Skandinavien steht das gute Essen im Vordergrund, man tanzt um den Baum und verteilt die Geschenke mit Neckereien. Die Finnen gehen in die Weihnachtssauna und im nördlichen Schottland wird ein Ballspiel veranstaltet, das in eine rituelle Rauferei ausartet.
In Bulgarien ziehen in der Christnacht junge Männer als Koledari mit Glückwünschen von Haus zu Haus. In Lettland verkleiden sich die Kinder als Tiere oder Zigeuner, um kleine Geschenke zu erheischen, während sich norwegische Kinder zum Julebukk so verkleiden wie andernorts zum Fasching.
In den romanischen Ländern ist eigentlich Dreikönig der höhere Feiertag, an dem die Kinder beschenkt werden. In Spanien findet am 6. Jänner die Cabalgata, ein karnevalsartiger Umzug statt, während die Weihnachtslotterie das vorherrschende Geschehen zur Weihnachtszeit ist. Auch in den Ländern, in denen die orthodoxe Kirche das religiöse und kulturelle Leben prägt, ist der 6. Jänner wichtiger als Weihnachten.
In den osteuropäischen Ländern war es unter der kommunistischen Herrschaft verboten, Weihnachten zu feiern. Die Jahreswende sollte das religiöse Fest vollständig ersetzen. Ded Maroz (Väterchen Frost) wurde anstatt des kapitalistischen Weihnachtsmannes eingeführt. Bei prunkvollen Massenveranstaltungen zu Neujahr trat er mit Snegurochka (Schneemädchen), einer Mischung aus Schneewittchen und dem Christkind, unter der riesigen Neujahrstanne auf.
Exkurs: Weihnachtlicher Grünschmuck
Beim Weihnachtsmahl scheiden sich die Geister. Während die christliche Lehre am Heiligen Abend einen Fasttag vorsieht, ehrten vorchristliche Religionen den Tag lieber mit einem üppigen Festmahl und einem „heiligen Rausch für die Götter“. Aus weltlicher Sicht bot sich das festliche Ereignis in der Mitte des Winters ohnehin als Schlachttermin an.
Aus den gegensätzlichen Vorstellungen entwickelte sich in den europäischen Ländern eine erstaunliche Vielzahl an Vorschriften, Sitten und Ritualen rund um das weihnachtliche Mahl. In Schweden muss Schweinefleisch dabei sein, was in Italien undenkbar wäre. Der englische Truthahn konkurriert mit dem tschechischen Karpfen und der dänischen Gans. In Polen und der Ukraine kommen 12 verschiedene fleischlose Speisen auf den Tisch, in Bulgarien sind es 9, während in Lettland vor allem die ungerade Anzahl der Speisen von Bedeutung ist und in der Provence 13 Desserts das Weihnachtsessen krönen. Im Norden Portugals reicht man am Heiligen Abend Stockfisch, in Island wird ein Gericht aus fermentiertem Rochen bevorzugt.
Daneben existiert eine große Vielfalt an Gebäcken, Broten und Kuchen, die speziell zur Weihnachtszeit gebacken werden und mit den regionaltypischen Rohstoffen die jahreszeitliche Symbolik mit dem Weihnachtsthema verknüpfen.
Exkurs: Weihnachtsspeisen
Beim Weihnachtsmahl scheiden sich die Geister. Während die christliche Lehre am Heiligen Abend einen Fasttag vorsieht, ehrten vorchristliche Religionen den Tag lieber mit einem üppigen Festmahl und einem „heiligen Rausch für die Götter". Aus weltlicher Sicht bot sich das festliche Ereignis in der Mitte des Winters ohnehin als Schlachttermin an.
Silvester
In ganz Europa ist Silvester ein Fest der Pyrotechnik. Allen Unfallberichten und Sparappellen zum Trotz verpuffen in der Neujahrsnacht Millionenbeträge am mitternächtlichen Himmel. Schon in der Antike ließen sich die Menschen die Feiern und Geschenke zur Begrüßung des neuen Jahres einiges kosten.
Der Neujahrstermin wurde im Laufe der Geschichte mehrmals verlegt. Die Bräuche zur Jahreswende wurden jedoch weiterhin zu den alten Terminen wie Luzia, Heiligabend oder Maria Verkündigung (25. März) gefeiert. Lediglich das Bleigießen und das Verschenken kleiner Glücksbringer haben sich aus kommerziellen Gründen in vielen Ländern Europas bis heute gehalten.
In Schottland allerdings ist Hogmanay am 31. Dezember das beliebteste Fest des Jahres, das mit gewaltigen Fackelzügen und Feuerwerken begangen wird. Denn Weihnachten war bei den Schotten Jahrhunderte lang verboten und wurde bis in die 1950er Jahre nicht gefeiert. First footer nennt man den ersten Besucher im neuen Jahr. Er bringt Kohle, Brot, eine Münze und Whiskey, um Glück zu wünschen. Ist der First footer klein und dunkelhaarig, bringt er Glück. Ist er groß und blond, verheißt er Unglück wie es einst die Wikinger wirklich ins Land brachten.
In Griechenland wird am 1.Jänner das Fest des Àgios Vassilios gefeiert. Er hat eine ähnliche Bedeutung wie der Hl. Nikolaus im Westen und brachte ursprünglich den Kindern die Geschenke. Die Funktion eines Omens für das kommende Jahr hat auch hier der erste Besucher, der Pothariko. Doch die meisten bitten einen Freund oder ein Kind, nach Mitternacht das Haus zu betreten, um keine schlechten Vorzeichen heraufzubeschwören.
Perchtnacht und Dreikönig
Die Nacht vor Dreikönig gilt als die gefährlichste der Raunächte. In den letzten Jahren haben die Perchtenumzüge - vermischt mit den Krampusläufen - in Süddeutschland und Österreich zunehmend an Beliebtheit gewonnen und ähneln immer mehr modernen Rockmusikevents. In der gleichen Nacht erfreuen sich in Italien die Umzüge der Weihnachtshexe Befana wachsender Popularität.
In den Tagen vor Dreikönig ziehen in vielen Ländern Europas junge Männer oder Kinder von Haus zu Haus, um kleine Geschenke, Naschwerk oder Geld zu sammeln. Dieser beliebte Heischebrauch lässt sich auf das Ritual des Glückwünschens zurückführen - gleichgültig, ob die Heischenden als Hl. Dreikönige verkleidet sind und für einen gutes Zweck sammeln oder ob sie Ruten mit sich führen, um die Erwachsenen „frisch und gesund“ zu schlagen und das Erheischte für sich selbst einstecken. Ursprünglich ist nie jemand für andere heischen gegangen. Vielmehr galt dieses Brauch als ein Recht der Armen und Bedürftigen.
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