Dirndl, Jeans und Seidenstrumpf
Was Kleidung aus uns macht
02.03.-01.12.2013
Das Volkskundemuseum wird heuer 100 Jahre alt und nutzt diesen Anlass, um einen seiner bedeutendsten Sammlungsschwerpunkte in einer Sonderausstellung unter die Lupe zu nehmen: Kleidung. Während sich die Dauerausstellung auf die Entwicklung der Tracht konzentriert, geht Dirndl, Jeans und Seidenstrumpf nun dem Umgang mit Kleidung, ihrer Materialität und ihrer semantischen Bedeutung bis in die Gegenwart nach.
Der Einstieg thematisiert die Rolle der Kleidung als Träger von Erinnerung: Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in der Steiermark stellen dazu ein persönliches Kleidungsstück vor und berichten, an welches besondere Ereignis oder welche biografische Phase es sie erinnert. Der thematische Bogen spannt sich bis zur Porträtgalerie der Fotografin Herlinde Koelbl, die dem Einfluss von Uniform, Ornat und Arbeitskleidung für das Selbstbild auf den Grund geht.
Dazwischen werden in einzelnen Postionen ungewöhnliche Objekte der Sammlung aufgegriffen, in den Kontext ihrer historischen Bedeutung gestellt und mit Bezügen zur Gegenwart kontrastiert. Nicht prunkvolle Gewänder werden dazu aus dem Depot geholt, sondern Begleiter des Alltags. So wird etwa der einstige Wert der Kleidung gemessen an der Akribie, mit der sie geflickt und ausgebessert wurden. Der Wert menschlicher Arbeit, die dabei kleine Meisterleistungen vollbrachte, stand gegenüber dem Wert des Materials in einem lächerlich kleinen Verhältnis.
Bei zwei Ikonen der Alltagskleidung wird eine parallele Entstehungsgeschichte rekonstruiert – Dirndl und Jeans haben mehr miteinander gemein als man denkt. Ein weiteres Leitobjekt ist die schwarze Lederjacke. Schnitt und Material lassen sie leicht als männliches Attribut mit rebellischer Vergangenheit deuten und sie leitet thematisch in die Symbolhaftigkeit von Kleidung und ihre Funktion der sozialen Verortung ein. Auch auf die Unterwäsche wird ein Blick geworfen: Welche Zeichen werden gesetzt, wenn Teile des Untergewands sichtbar bleiben sollen?
Daneben fragt die Ausstellung nach Selbst- und Fremddeutung durch Kleidung und beleuchtet ungewöhnliche Materialien, etwa eine Weste aus Zunderschwamm oder eine Designjacke aus zerschnittenen Müllsäcken. Und im legendären Trachtensaal des Museums regen zwei aufeinander folgende künstlerische Interventionen unter dem Titel „Sehnsuchtsgewand“ zur Nachdenklichkeit gegenüber ästhetischen, gesellschaftlichen und politischen Aspekten der Tracht an.
Volkskundemuseum
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