5. März 2013, Christoph Pelzl
5. März 2013, Christoph Pelzl
Bildinformationen
Am 15. März 2013 eröffnet im Joanneumsviertel ein völlig neu gestaltetes Naturkundemuseum. Die Besucherinnen und Besucher kommen dann zukünftig regelmäßig in den Genuss spannender Ausstellungen aller naturwissenschaftlichen Abteilungen des Joanneums, von der Botanik bis hin zur Zoologie.
Faszinierende Objekte liegen bereits jetzt schon in den neu gestalteten Ausstellungsräumlichkeiten des Naturkundemuseums “auf der Lauer”. Ein ganz besonderes Exemplar ist hier das Modell eines “Steirischen Fanghafts“, der “riesigen” Eindruck macht.
Mariya Tauschitz, Bühnenbildnerin und Künstlerin, hat das 100fach vergrößerte Tiermodell fürs Naturkundemuseum kreiert und berichtet über die Entstehung ihres sorgfältig gearbeiteten Objektes vom Steirischen Fanghaft:
“Grundlage der Modellbautätigkeit waren Raster-Elektronenmikroskop-Aufnahmen im µm-Bereich (1 µm = 0,001 mm), die an der Karl-Franzens-Universität in Graz entstanden. Danach wählten wir für die Modellbaugröße einen Maßstab 1:100. Durch meine früheren Tätigkeiten, u. a. beim Bühnenbild- und Skulpturenbau, war die Umstellung auf ein so kleines und vor allem filigranes Objekt am schwierigsten. Zuvor musste ich daher erst viele Maschinen und Materialien auf ihre Brauchbarkeit für dieses Projekt testen.
Gleich zu Beginn wartete der schwierigste Teil der Arbeit: das Auge. Dieses besteht aus ca. 6.000 sechseckigen, 2 mm großen Facetten. Wir spannten also ein geeignetes Gewebe über ein Gipsmodell. Die sich dabei bildenden Falten modellierten wir mit einem Graviereisen von Hand nach.
Alle Teile des Insekts wurden vorgefertigt – aus nicht ausstellungstauglichen, aber gut modellierbaren Materialien. Silikon diente dazu, eine Negativform zu gießen. Die Fresswerkzeuge des Insekts entstanden aus einer speziellen Modelliermasse, die man in einer Vakuumkammer eines Zahnarztes aushärten musste. Die zarten Fühler wurden ebenfalls im Original geformt und dann mit einer speziellen Kunststoffmasse verstärkt um einen Metalldraht gegossen.
Der Brustabschnitt (Thorax) des Modells besteht aus einem Styroporkern, überzogen mit mehreren Schichten glasfaserverstärktem Polyester. Die Struktur der Oberfläche musste Quadratzentimeter für Quadratzentimeter manuell mit Acrylmassen aufgetragen werden. Abgussfähige Modelle fertigte ich auch von den Beinen an.
Die Herstellung der vier verschiedenen Flügel – modelliert auf einer Glasplatte – war ebenfalls eine große Herausforderung, da hierbei größtmögliche Transparenz gefragt war. Hochtransparentes Gießharz verfügt über diese Eigenschaft. Andere Modellbauer verwenden häufig tiefgezogene Flügel (hierbei werden Folien mittels Erhitzung, Vakuum und Abkühlung verformt). Das optische Erscheinungsbild hätte bei dieser Modellgröße mit einem echten Flügel aber nur wenig zu tun.
Zum Abschluss bestückten wir die Mantispa Styriaca – so der lateinische Name des Insekts – mit ca. 8.000 verschieden langen Haaren, wobei durch eine besondere Klebetechnik die Haare aus dem Körper „wachsen“.
Die gesamte Arbeitszeit zur Herstellung dieses Modells betrug ca. 1.450 Stunden.