Demokratie als Lebensform

Aufbrüche und Missverständnis im Schatten des Nationalsozialismus

04.12.2025

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Datum

04.12.2025

Uhrzeit

18:30

Ort

Museum für Geschichte, Prunkraum/Veranstaltungsraum

Kosten

Teilnahme kostenlos

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Über die
Veranstaltung

Statt darauf zu starren, wie Demokratien sterben, konzentriert sich dieser Vortrag darauf, was sie am Leben erhält. Er knüpft an die verbreitete Krisendiagnose an, ohne sich der Verzweiflung zu überlassen. Wer über die Gefährdung der Demokratie redet, kann die Lust am Untergang pflegen oder nach Wegen suchen, wie die Demokratie ihre Fassung bewahrt. Wer so fragt, erinnert zugleich daran, dass die Demokratie eine fragile Ordnung ist, die ohne sorgfältige Pflege „in der Luft“ hängt. Sie erschöpft sich nicht im Gang zur Wahlurne, in Parteiarbeit, in Parlamentsdebatten oder im Mit- und Gegeneinander der drei Gewalten. Wie in den 1940er-Jahren öffnet auch heute die Diagnose ihrer Krise den Blick dafür, dass Demokratie nichts weniger ist als eine Lebensform. Der Begriff der Demokratie als Lebensform beansprucht keine analytische Präzision, sondern dient als störrischer Reisebegleiter bei der Suche nach den Voraussetzungen der pluralistischen Demokratie. Damit öffnet sich der Blick für ihre kulturellen und sozialen Grundlagen. Dieses Thema begleitet die moderne Demokratie seit ihrer Geburt im 17. und 18. Jahrhundert und prägt dann besonders die öffentliche Diskussion der späten 1940er- und 1950er-Jahre. In der Erinnerung an diese Debatten blitzt ein Gespür dafür auf, dass wir die Demokratie als Herrschafts- und als Lebensform ausprobieren, immer wieder neu entwerfen und einüben müssen. Der Ausgang des Experiments ist offen. Die Einsicht, dass die Demokratie notwendigerweise gefährdet ist, läuft ins Leere, wenn sie nicht ein Nachdenken darüber provoziert, was die Demokratie am Leben erhält.

 

Till van Rahden (Universität Montréal/Kanada)

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Abendvortrag im Rahmen der Tagung „Entnazifizierung und Demokratisierung – Die Steiermark am Weg zur Zweiten Republik“