Fragment

aus dem 17. Jh.

Fragment eines Reliefs, das vermutlich zu einem Altarretabel gehörte.

Dem biblischen Schöpfungsbericht zufolge erhielt Adam mit Eva eine ihm angemessene Gefährtin. Die Zusammenführung wird hier nach Art einer Eheschließung mit dem Segen Gottvaters dargestellt. Das Motiv ist formal eng an den Typus des „Sposalizio della Vergine“, der Vermählung Mariens mit Joseph, angelehnt. Dieser Stoff ist den apokryphen, nicht als kanonisch anerkannten Evangelien entnommen und wurde im 16. Jh. wiederholt behandelt, u. a. von Raffael.

Die Analogie zum Sakrament der Eheschließung wie auch die Deutung Mariens als „neuer Eva“ lieferte aus Sicht der gegenreformatorischen, am Ehesakrament festhaltenden Theologie eine überaus plausible Begründung. Kleinformatige Altarretabel mit reichem Reliefschmuck wurden für die häusliche Andacht in fürstlichen wie patrizischen Haushalten der Frühen Neuzeit benötigt. Das Grazer Fragment hat sicher zu einem solchen Retabel gehört, das in einer süddeutschen Werkstatt des frühen 17. Jhs. entstanden sein dürfte.