Bezirk Bruck-Mürzzuschlag

Historisches Material zur Wirtschaftsgeschichte im heutigen Bezirk Bruck-Mürzzuschlag

Bildinformationen

STYROMAG in Oberdorf

Der Bergbau in Oberdorf hatte bereits um 1850 mit dem Abbau von Talkum am Kaintaleck begonnen. Das abgebaute Material wurde nach Trofaiach transportiert und dort verarbeitet. Der Magnesitabbau in Oberdorf begann 1906 in der Lagerstätte Wieser. Der Magnesit wurde zunächst zur Verhüttung nach Kraubath verbracht. Erst 1911 wurde in Oberdorf der erste Schachtofen mit einer Tagesleistung von 1,5 t – wenige Monate später ein zweiter Schachtofen mit einer Tagesleistung von 12 t errichtet.

1917 wurde das Werk unter Kriegsdienstleistung gestellt und lieferte sowohl rohes, als auch gebranntes Gestein für Kriegszwecke. Damals waren im Werk zusätzlich 70 Soldaten des Militärarbeiterkaders Lebring als Taglöhner und Bergarbeiter beschäftigt - auch kriegsgefangene Russen wurden zur Arbeit verpflichtet.

Bald nach Kriegsende setzte eine intensive Investitionstätigkeit im Zusammenhang mit dem Magnesitabbau in Oberdorf ein. So wurde 1919 mit dem Bau einer Schmalspurbahn von Bruck bis Oberdorf begonnen und bereits ab April 1920 verkehrte regelmäßig ein Zug auf dieser Strecke zum Transport von Kohle für den Brand der Schachtöfen bzw. zum Abtransport des gebrannten Magnesits. Zudem wurden vier neue Schachtöfen mit der zugehörigen Schachtofenhalle fertiggestellt.  In den Jahren 1920/1921 wurde auch eine Materialseilbahn gebaut, die das Abbaugebiet Wieser mit dem Werk in Oberdorf verband. In dieser Zeit wurden auch die beiden steirischen Magnesitgesellschaften in Oberdorf und Kraubath zur MAGINDAG (Magnesitindustrie AG – später Veitscher Magnesitwerke AG) fusioniert.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden im Bergbau sowie in der Verhüttung auch Kriegsgefangene eingesetzt. Gebrannter als auch roher Magnesit waren kriegswichtiges Material. Ab 1950 konnte die Bohrleistung aufgrund des technischen Fortschrittes wesentlich gesteigert werden, 88 Bergleute waren damals beschäftigt und mit einer Diesellok gefördert. 1954 wurden 30 Betonsilos mit einem Fassungsvermögen von je 80 t errichtet. 1960 dürfte Oberdorf den Höhepunkt seiner bergmännischen Geschichte erreicht haben: Das Werk zählte 199 Mitarbeiter, die Bergbaumannschaft mit ca. 88 Bergleuten förderte damals ca. 120.000 t Rohstein. Die vier Schachtöfen produzierten 30.000 t Kauster. In Oberdorf gab es damals noch vier Gasthäusern, zwei Gemischtwarenhandlungen, zwei Fleischer, ein Kino und eine Volksschule. Von 1964 bis 1966 wurde die Materialseilbahn wieder abgebaut und ganz auf LKW-Transport umgestellt. Die 1970 von Bruck nach Oberdorf gebaute Erdgasleitung versorgte nun die Brennöfen mit der notwendigen Energie.

Darauf folgte im Jahre 1985 der Neubau des ersten und einzigen Wirbelschichtofens zur Herstellung von kaustisch gebranntem Magnesit in der Welt. Mit diesem Wirbelschichtofen, der über 25 Jahre lang das Rückgrat der Kausterproduktion in Oberdorf bildete, wird eine Produktverbesserung im Rahmen des Brennvorgangs dadurch erzielt, dass unerwünschte Nebenprodukte mit dem anfallenden Bettmaterial ausgeschieden werden.

1984 wurde das Werk Oberdorf als Bestandteil der Magindag AG aus der Veitscher Magnesit AG ausgegliedert. Nach der Insolvenz der Firma Magindag AG wurde der Betrieb Oberdorf von der neugegründeten STYROMAG, Styromagnesit Steirische Magnesitindustrie GmbH, übernommen. Federführend bei der Übernahme war damals der heutige Alleingesellschafter der STYROMAG – Dr. Ernst H. Stefan –, der damals als geschäftsführender Gesellschafter der Duralit Österreich GesmbH der bedeutendste Kunde des Werkes Oberdorf für kaustisch gebrannten Magnesit war, den die Duralit zur Herstellung von magnesitgebundenen Industriefußböden (Sorelzement) einsetzte.

100 Jahre nach der Errichtung des ersten Schachtofens in Oberdorf – 2011 – wurde ein neuer Etagenofen fertiggestellt, der den Ausstoß an kaustisch gebranntem Magnesit in Oberdorf um 50 % erhöht. Mit der Errichtung des Etagenofens werden wichtige strategische Ziele erreicht.

Die STYROMAG war somit zum Einen erstmals in der Lage, gekörntes/granuliertes Material (Kauster) herzustellen, andererseits war mit dem zweiten Brennaggregat die Versorgung der Kunden absolut sichergestellt. Darüber hinaus können mit der speziellen Steuerung des Brennvorganges im Etagenofen individuelle Kundenanforderungen erfüllt werden.

Quelle: Vortrag Dr. Ernst H. Stefan

ECE – Einkaufszentrum am Europaplatz in Kapfenberg

Hinsichtlich der baugeschichtlichen Entwicklung rund um den heutigen Europaplatz ist eine um 1910 aufgelegte Postkarte mit Blick in die Bahnhofstraße (die eigentliche Wiener Straße in Kapfenberg) von Interesse. Auf der linken Seite sieht man nämlich das ehemalige „Graf-Haus“, welches zwischen 1962 und 1965 dem Neubau „Kaufhof Poms“ weichen musste. Dieses Geschäftshaus erfuhr 1967 noch eine beträchtliche Erweiterung und sollte schließlich 1999 teilweise ins Einkaufszentrum eingegliedert werden.

Das heutige Einkaufszentrums am Europaplatz (ECE) wurde am 19. November 1992 eröffnet. Die Kleine Zeitung vom 17.11.1992 berichtete hierzu, dass dieses 200 Millionen Schilling umfassende Bauvorhaben in nur 16 Monaten realisiert werden konnte und dabei 80 heimische Unternehmen beteiligt waren. Mehr als 30 Betriebe – darunter auch alteingesessene Kapfenberger Firmen -  haben hier einen neuen Standort gefunden. Die letzte Baulücke am Europaplatz war somit geschlossen.

2005 schuf ein weiterer Zu- und Umbau rund 4.000 m² Nutzfläche. Somit hat das EZE eine Gesamtfläche von 18.000 m² erreicht und ist nun das drittgrößte Einkaufscenter Österreichs außerhalb einer Landeshauptstadt. Täglich besuchen rund 10.000 Kunden das ECE und zählt mit knapp 500 Arbeitsplätzen zu den größten Arbeitgebern der Region.

Böhler Edelstahl Kapfenberg – die Anfänge eines steirischen Global Players

"Denn sie glaubten an sich und an den Steirischen Stahl." (Zitat Otto Böhler)

Am 15. April 1870 gründeten die aus Frankfurt am Main stammenden Brüder Albert und Emil Böhler die Gebrüder Böhler& Co Handelsgesellschaft in Wien gründeten. Gerade einmal 25 und 27 Jahre alt, erkannten sie das Potenzial des in der Steiermark erzeugten Stahles, dessen Vermarktung sie sich zum Ziel gesetzt hatten. Ein Vertrag für den exklusiven Vertrieb dieser Produkte sollte der Beginn einer bemerkenswerten Erfolgsgeschichte werden.

Schon nach kurzer Zeit war Böhlerstahl ein Qualitätsbegriff. Um auf die gestiegene Nachfrage besser und flexibler reagieren zu können, erwarben die Brüder neben anderen Produktionsstätten auch bereits 1872 die Bruckbacherhütte, ein Schmiede.- und Walzwerk in Waidhofen. Ab nun war man Produzent. Die Stahlblöcke, also das Vormaterial, bezog man aus Kapfenberg. Die Produktvielfalt wurde stetig erweitert.

Mittlerweile war auch Friedrich Böhler, der wie Otto in England studierte und aufgrund vieler Reisen ausgezeichnete Kontakte in alle Welt hatte, ins Unternehmen eingetreten. Er übernahm die Funktionen von Emil, der 1875 verstarb.

In Kapfenberg sorgte Dr. mont. Fridolin Reiser, ein begnadeter Metallurge und Schüler des berühmten Peter Tunner für  revolutionäre metallurgische Erkenntnisse, die in seinem berühmten Werk über "Das Härten des Stahles in Theorie und Praxis" weltweit für Furore sorgte und in über 30 Sprachen übersetzt wurde. Die Kunden waren begeistert und erkannten rasch diese Wettbewerbsvorteile. Die Nachfrage explodierte förmlich und aus der anfänglichen österreichisch-ungarischen Vertriebstätigkeit folgten Niederlassungen in Deutschland, Frankreich und Russland. Sogar in England, ausgerechnet in Sheffield, vor den Toren der berühmten Sheffield Stahlwerke, die damals dominierend die k.u.k Monarchie belieferten, wurde eine Niederlassung errichtet.

Böhler gelang es, den englischen Stahlgiganten immer mehr zu verdrängen und durch gewieftes Marketing und kompromisslose Qualität deren Kunden für sich zu gewinnen.

"Die Arbeit eines knappen Jahrzehntes hat genügt, um den englischen Stahl aus dem Felde zu schlagen", soll Otto Böhler, ein Bruder Emils, Alberts und Friedrichs später gesagt haben.

Es folgten Niederlassungen in Brüssel, Odessa, Baku und Riga und mit Gründung von Böhler Boston wurde 1889 der legendäre Stahl auch über den Atlantik verschifft. Der Besuch eines hohen japanischen Offiziers, er entwickelte das Repetiergewehr, sollte der Beginn der Geschäftsverbindung mit Japan sein. Später folgten Vertretungen in Tokio und Kokura sowie Shanghai. Böhler war Global Player, eine Position, die keine andere österreichische Marke nur annähernd erreichte. Ein Beweis für die Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem ist die Tatsache, dass Albert Böhler das erste Telefonat überhaupt von Wien nach Tokio führte.

1894 erwarben die Gebrüder Böhler schließlich um 800.000 Gulden von der Österreichischen Montangesellschaft die Gussstahlhütte in Kapfenberg, dessen Vertrieb sie schon 24 Jahre exklusiv innehatten.

Der Werkzeugstahl erfreute sich höchster Beliebtheit und das Unternehmen wuchs in Kapfenberg von 400 Beschäftigten im Jahre 1894 auf ca. 7.000 im Jahre 1914. Weltweit zählte man sogar schon 14.000 Mitarbeiter.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verlagerte die Produktion hin von zivilen zu Kriegsprodukten.

Am 3. Dezember 1914 starb Friedrich Böhler, sein Bruder Otto am 5. April ein Jahr davor. Es sollte ihnen erspart bleiben, ihr Unternehmen als ausschließlichen Kriegswaffenproduzenten miterleben zu müssen.

Quelle: 120 Jahre Böhler Kapfenberg, Kurt Weidhofer, 2016

After Work in der Stahlstadt - Kapfenberger Stadt-Kino

Bereits um die Jahrhundertwende wurde am Lindenplatz in Kapfenberg neben dem „Hammerl-Gasthaus“ ein Kaiserpanorama errichtet. 1910 baute Franz Hammerl an das bestehende Gasthaus einen großen Trakt mit einem Theater- und Ballsaal an. Ein Jahr darauf eröffnete Franz Hammerl in diesem Theatersaal zudem ein Kinematographentheater, in welchem Stummfilme mit Orchesterbegleitung vorgeführt wurden. 1930 wurde schließlich das Lichtspieltheater als Tonkino eröffnet. Anfänglich wurden Filme nur am Wochenende vorgeführt, ab Mitte der Dreißigerjahre gab es bereits täglich Vorstellungen. 1932 ging das Stadtkino in den Besitz von Rudolf Folk über, dessen Familie das Kino – in der dritten Generation – bis 2013 besaß. Danach übernahm die „Diesel Kino“ Gruppe das Unternehmen.

In den ersten Nachkriegsjahren wurde der Betrieb mit einem eigenen Stromaggregat aufrechterhalten. Durch die Entwicklung des Breitwandfilmes und der „Cinemascope-Projektion“ war es 1956 notwendig geworden, die Bildfläche von bisher vier Metern Breite auf elf Meter zu vergrößern. Mitte der Sechzigerjahre begann sich, bedingt durch das Fernsehen, ein Publikumsrückgang bemerkbar zu machen. 1984 wurde der große 650 Personen fassende Kinosaal in zwei Säle geteilt.

In Kapfenberg erfreute sich das Publikum noch an drei weiteren Kinos: Die Rio-Lichtspiele (1955 – 1985), die Nord-Lichtspiele am Schirmitzbühel (1958 – 1972) und das Volkskino im Werkshotel Böhlerstern (1918 – 1928 und 1947/48).

voestalpine Tubulars GmbH & Co KG

Mit freundlicher Unterstützung der voestalpine Tubulars GmbH & Co KG in Kindberg-Aumühl dürfen wir aus der Firmenchronik Kindberg-Aumühl – Industriegeschichte bis zur voestalpine Tubulars, Alexander Schein, Kindberg 2015, folgende Fotomeile präsentieren. Sämtliche Bilduntertitel sind dieser Publikation entnommen.

Die „Zuckerlzentrale“ in Bruck an der Mur

Im Jahr 1925 begründeten Josef und Leopoldine Huber die Tradition des Süßwarenhandels im historischen Flößmeisterhaus, Herzog-Ernst-Gasse 5.

Bäckerei und Möbelhandlung Stadler in Kindberg

Josef Stadler erwarb 1928 eine seit Jahrhunderten bestehende Bäckerei in der Kindberger Hauptstraße. Nach seinem Tod 1968 wurde sie von Sohn Egon noch bis in die 1970er-Jahre weitergeführt. Auch Tochter Inge arbeitete in der Bäckerei mit.

In den 1950er-Jahren betrieb sie im Elternhaus mit ihrem Mann Johann Wurzinger (hauptberuflich Gendarm) vorerst eine Gebrauchtwaren-, dann eine Möbelhandlung. Ab den frühen 1960er-Jahren führten sie das Möbelgeschäft in einem eigens errichteten Gebäude in der Bahnhofstraße noch etwa zehn Jahre lang weiter.

Hotel Gruber – ein Hotspot in Kindberg

Drei Generationen der Familie Gruber besaßen zwei nebeneinanderliegende Bürgerhäuser in der Hauptstraße und betrieben dort zunächst eine Fleischhauerei und ein Gasthaus: Johann Gruber ab 1877, Johann jun. ab 1888 und Franz von 1933 bis zu seinem Tod 1971. Franz Gruber erwarb sich auch als Obmann des Fremdenverkehrsvereines große Verdienste um Kindberg.

Nach mehreren Umbauten bot das Hotel zuletzt 66 Fremdenzimmer, Garagen, eine Gästebibliothek und eine Liegeterrasse an.

Der steirische Landeshauptmann Josef Krainer sen. sowie der britische Außenminister und spätere Premierminister Anthony Eden waren hier wiederholt zu Gast, aber auch Eleanor Roosevelt, Maxi Böhm oder Udo Jürgens.

Abriss des legendären Hotels Gruber in Kindberg, 1975

Schneidermeister Josef Hessinger auf der 1. Mürztaler Handwerker-Ausstellung

Josef Hessinger nahm an der „1. Mürztaler Handwerker-Ausstellung“ teil, die von 5. bis 26. August 1906 in Kindberg stattfand. Er war auch Mitglied im Presseausschuss dieser Veranstaltung. Der Genossenschaftsverband Kindberg bezweckte mit dieser Schau, den damals „schwer um seine Existenz kämpfenden Mürztaler Handwerkerstande“ zu stärken.

In der „Handwerker-Halle“ präsentierten sich 99 – mehrheitlich Mürztaler – Betriebe aller Sparten. Zudem wurden in der „Maschinen-Halle“ technische Errungenschaften aus der Monarchie und dem Ausland ausgestellt. Damit sollte die Einführung von Maschinen und verbesserten Werkzeugen in den heimischen Betrieben angeregt werden.

Josef Hessinger war auch 1924 bei der 2. Mürztaler Handwerker-Ausstellung (ebenfalls in Kindberg) vertreten.

Gemischtwarenhandlung Lutz und die Matauschek-Schmiede in Kindberg

Hans Lutz lernte zuerst Tischler und machte dann eine Handelslehre im Geschäft seiner Tante und Ziehmutter Johanna Korzinek (geb. Lutz), welches er nach ihrem Tode 1935 übernahm. Er verkaufte hauptsächlich Lebensmittel, aber auch etwa Toilettenartikel, Viehsalz, Petroleum, Schulhefte usw. Seine Frau Josefine unterstützte ihn dabei. Sie war die Tochter des Schmiedemeisters Josef Matauschek, der eine Werkstatt in Kindberg betrieben hatte. Nach Matauscheks frühem Tod im Jahr 1915 führte die Witwe Mathilde den Betrieb noch eine Zeit lang weiter.

Hans Lutz musste die Gemischtwarenhandlung aufgrund der damals aufkommenden billigeren Konkurrenz 1967 schließen. In den folgenden 30 Jahren war die Grazer Wechselseitige Versicherung AG im ehemaligen Geschäftslokal eingemietet, dann wechselten die Mieter wiederholt.

Die Schrack-Fabrik auf der "Sensen-Insel"

Die Wiener „E. Schrack Elektrizitäts-Aktiengesellschaft“ erwarb 1971 die Kindberger „Senseninsel“, das Areal einstiger Sensenhämmer. Dort befand sich das Gebäude der aufgelassenen Schafwollwarenfabrik Grazer, in dem die Firma Schrack ein Werk für Nachrichtentechnik einrichtete.

Bei der Eröffnungsfeier 1972 waren bereits 170 Personen, großteils Frauen, beschäftigt. In den 1980er-Jahren wurde der Bau um Fertigungs- und Lagerhallen erweitert, und die Zahl der Mitarbeiter stieg auf über 500 (ca. 75 Prozent Frauen).

Im Kindberger Werk wurden Telefon-, aber auch Brandmeldeanlagen montiert, von hier kam des Weiteren etwa die elektronische Ausstattung des Arlberg-Straßentunnels. Ende der 1970er-Jahre erfolgte die Umstellung von Elektromechanik auf Elektronik. Stromversorgungsgeräte für die Computerindustrie wurden ein weiteres Standbein.

Ab 1993 wechselten die Eigentümer mehrmals und 2004 zog sich die letzte Elektronikfirma von der Senseninsel zurück.

Die präsentierten Fotografien sind im Besitz von Rudolf Dorn, der mit besonderer Unterstützung durch seine Frau Hedwig das „Schrack-Werk“ in Kindberg aufbaute und dessen erster Direktor wurde.

Aus dem Archiv der Sparkasse Kindberg

Die Sparkasse der Marktgemeinde Kindberg wurde 1873 gegründet und hatte ihren Sitz im Rathaus. Das heutige Sparkassengebäude konnte im Dezember 1938 bezogen werden.

Ebenfalls 1938 wurde die Zweigstelle in Krieglach eröffnet, weitere Geschäftsstellen der Sparkasse Kindberg folgten: Wartberg im Mürztal (1969), Veitsch (1970), Kindberg-Aumühl (1972), Mitterdorf im Mürztal (1980) und Kindberg-Hammerherrenviertel (1989).

1992 ging die Sparkasse Kindberg in der Steiermärkischen Bank und Sparkassen AG auf. Seit 1998 ist Kindberg Sitz eines Regionalzentrums der Steiermärkischen Bank und Sparkassen AG.

Drei Generationen Friseur Weis in Kindberg

Der Familienbetrieb wurde 1931 von Franz Weis im Gebäude der Fleischhauerei und des Gasthauses Ilgerl „Zum Schwarzen Adler“ in der Kindberger Hauptstraße gegründet und 1967 von seinem Sohn Walter Weis übernommen. KommR Walter Weis‘ Nachfolger wurde 2013 dessen Sohn Markus Weis. Das Haus, in dem der Betrieb seit Anbeginn untergebracht ist, wenn auch in unterschiedlichen Räumlichkeiten, ist mittlerweile im Besitz der Friseurfamilie.

Der „Herrgottsbäck“ und der „brotsegnende Heiland“ in Mariazell

Manfred Feischl, ein Nachfahre dieser einstigen Bäckerdynastie, hat uns freundlicherweise nicht nur Fotografien für das Projekt zur Verfügung gestellt, sondern weiß auch eine ganz besondere Geschichte zu erzählen. Der folgende Beitrag knüpft an eine fotografische Aufnahme (Titelbild) von Josef Kuss aus dem Jahre 1916 an. Sie zeigt die sogenannte „Aposteltafel“ am Gründonnerstag des Jahres 1916 im Hotel Feichtegger in Mariazell.

Doch ehe wir uns auf volkskundliches Terrain wagen, um dieses Foto in seiner Fülle „lesen“ zu können, werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Besitzgeschichte des alten Bäckerhauses „auf dem Bergl“ hinter der Wallfahrtsbasilika Mariazell.

Der Schlussstein des granitenen Torbogens trägt die Initialen „17 JHP 39“, sie stehen für „Josef Hofbauer Pöck (Bäcker) anno 1739“. In diesem Jahr dürfte Josef Hofbauer dieses Haus erworben oder umgebaut haben. In der Allerheiligennacht 1827 kamen der damalige Besitzer, Franz Xaver Ott, welcher in die Bäckerfamilie eingeheiratet hatte, seine Angehörigen sowie die Bediensteten bei einem Brand des Betriebes ums Leben. Die Brandruine ersteigerte schließlich der Bäcker Michael Feischl aus Scheibbs mit der Auflage, das Haus möglichst bald wiederaufzubauen und den Bäckerstand alsbald wiederherzustellen. Die Bäckerei wurde Anfang der 1980er-Jahre mangels geeigneter Nachfolge geschlossen und das gesamte Anwesen 1991 veräußert. Heute präsentiert sich das Objekt als Mehr-Parteien-Haus mit einem Optiker-Geschäft an der Straßenfront.

Der „brotsegnende Heiland“

Im Jahre 1843 schnitzte ein Sohn des Bäckermeisters Michael Feischl, nämlich Peregrin Feischl, eine lebensgroße Christusfigur, die nach altem Brauch nach der Gründonnerstagsliturgie in der Apostelrunde beim Abendmahl ihren Platz einnimmt. Nach der Familienüberlieferung habe dieser Peregrin Feischl zeit seines Lebens nur diese eine Figur – nach einem aus Brotteig angefertigten Modell – geschnitzt. Aus Holz gefertigt sind das Haupt, die Füße, die segnende rechte und die linke Hand, die das Brotlaibchen hält. Alljährlich wird diese Figur für den Gründonnerstagabend neu eingekleidet. Der Holzkörper der Gliederfigur wird zunächst in das weiße Arbeitsgewand eines Bäckers gekleidet, darüber wird ein weites, langes Hemd gezogen. Wie die priesterliche Alba wird es mit einer roten Kordel umgürtet und ein roter, blau gefütterter und mit Goldborten eingefasster Umhang wird umgelegt.

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatten sich vor allem die mit dem steirischen Gnadenort eng verbundenen ungarischen Pilger um die Ausstattung der Christusfigur gekümmert, nach 1945 fertigte Sr. Gertrudis von den Barmherzigen Schwestern in Mariazell dem brotsegnenden Heiland ein neues Hemd, damit er wieder ansehnlich am Tisch der Apostel Platz nehmen könne.

Fußwaschung und Abendmahl

In Mariazell hat sich bis heute am Gründonnerstag der Brauch der Fußwaschung und des Abendmahls erhalten. Die Reihenfolge des Geschehens ist aber, entgegen dem Johannes-Evangelium (nur hier wird von der Fußwaschung berichtet!) umgedreht. Nach der Fußwaschung nämlich ziehen zwölf betagte, als „Apostel“ ausgewählte Männer aus Mariazell und Umgebung zu einer Festtafel, jedes Jahr von einem anderen Gasthaus oder Hotelbetrieb ausgerichtet. Dabei wird jeder „Apostel“ von einem „Apostelführer“ – aus dem Kreis der Gewerbetreibenden aus dem Gnadenort – begleitet. Diese entrichten nach einem gemeinsamen Gebet auch den obligaten Obulus (Silbermünzen), wohl in Anlehnung an die 30 Silberlinge, für die Judas bereit war, den Herrn zu verraten.

In der Mitte der Runde sitzt die lebensgroße Figur des „brotsegnenden Heilands“ umgeben von den zwölf „Aposteln“ und als Vierzehnter am Tisch der Pater Superior des Benediktinerklosters Mariazell. Vor dem Gedeck der Christusfigur liegt das Lamm auf dem Buch der „sieben Siegel“. In der kurzen Zeitspanne, in der die „Apostel“ auf das eigentliche Essen warten, hält jeder von ihnen ein „Herrgottslaiberl“ Brot in den Händen, alle sind gleich groß, nur jenes, das die Christusfigur in der linken Hand hält, ist größer. Der Höhepunkt dieses „frommen Schauspiels“, in Erinnerung an die Einsetzung der „Allerheiligsten Eucharistie“.

Dieses Brauchtum wird nach wie vor unverändert und mit großer Begeisterung aller Beteiligten in Mariazell gelebt. Einst wurde die Figur des „brotsegnenden Heilands“ über das Jahr in einer kleinen Hauskapelle – dem „Herrgottskammerl“ im Haus des „Herrgottsbäcks“ am Pater-Heinrich-Abel-Platz 2 – aufbewahrt und immer wieder von Pilgergruppen aufgesucht. „ Als ,Brotsegnerʻ verehrt und hoch in Ehren gehalten, fragen noch heute immer wieder Besucher von Mariazell nach dieser Christusfigur, die sie vor vielen Jahren mit ihren Eltern oder Großeltern im Haus des ,Herrgottsbäckʻ besucht haben“, erzählt Manfred Feischl. Einige Pilger nahmen dabei natürlich auch gerne ihr Osterbrot von der Bäckerei Feischl mit nach Hause.

Der „Herrgottsbäck“ in einem Satiremagazin

Im „Hans Jörgel“, einer humoristisch-satirischen Wochenschrift, anno 1895, heißt es dazu:

„(…) In Strömen pilgern die Wallfahrer zu dem angeblich’n Brotsegner, legen ihre Semmeln zum Segner auf d’Hand, weil dem, der so ein g’segnet’s Herrgottlaberl in sein Kast’n lieg‘n hat, ‚s Brot niemals ausgeh’n soll (…) G’opfert wird ebenfalls beim Brotsegner, – für welche Zwecke, weiß man net; – g’flennt auch, obschon Niemand weiß, warum? Mir scheint, die beste Auskunft kann ich da d’rüber geb’n; Alles g’schieht zu Nutz und Frommen des Herrgottsbäck’n, der mit sein’ Brotsegner ein viel besseres G’schäft macht, als mit seiner ganzen Bäckerei, weil er net nur eine Unmasse sog’nannter Herggottlaberln, sondern auch Beschreibungen, auf denen ein von der Frau Herrgottsbäckin verfaßtes Gebet (muß schön sein!), druckt is, dann Photographien vom Brotsegner verkauft, obschon er weder zur Schaustellung noch zum Verkauf von Preßsach’n befugt is.“

Das Geschäft mit der Wallfahrt – eine Frage, die sich schon seit der Vertreibung der Händler aus dem Tempel stellt (Evangelien nach Matthäus 21,12 ff. EU; Markus 11,15 ff. EU; Lukas 19,45 ff. EU; Johannes 2,13–16 EU). Doch Geschäftssinn ist auch eine Gnade, und das nicht nur am berühmtesten Gnadenort der Steiermark.

Quellen:
Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, Bd 68, (1965), S.107 ff.
Sepp Walter, Steirische Bräuche im Lauf des Jahres, 1997, S. 141 f.
Paul Ernst Rattelmüller, Bairisches Brauchtum im Jahreslauf, 1985, S. 114 f.
Vereinszeitschrift der Freunde und Förderer des Heimathauses Mariazell, Ausgabe 1 / 2006, Bericht Osterbrauchtum, Josef Grießl
Beschreibung des „Brothergott’s“, E. Feischl, Selbstverlag, Privatbesitz Manfred Feischl
Karl Gündorf in Hans-Jörgel (Komische Briefe des Hans-Jörgel von Gumpoldskirchen an seinen Schwager Maxel in Feselau), 64. Jahrgang, 1895, S. 6 f.

„Eschenbretteln“ aus Mariazell

Hans Brunner stammte aus einer alten Mariazeller Wagnerdynastie und lernte von seinem Vater Rudolf dieses traditionelle Handwerk. Doch die Motorisierung verdrängte allmählich das Pferdefuhrwerk. Der aufkommende Wintersport in der Region brachte jedoch eine zusätzliche Verdienstmöglichkeit: So erzeugte er ab 1931 Schi („Eschenbretteln“), was er aber 1966 aufgrund der rasanten technischen Weiterentwicklung wieder einstellen musste. Der Kunststoffschi kam in Mode. Wagnermeister Brunners Neffe Josef Lammer führte die Werkstätte ab 1973 schließlich als Bau- und Möbeltischlerei weiter.