11. Dezember 2017, Walter Feldbacher
11. Dezember 2017, Walter Feldbacher
Seit Anfang 2017 arbeiten die Multimedialen Sammlungen am Universalmuseum Joanneum mit ihren Partnerinnen und Partnern am Projekt „Landesaufnahme II – Steirische Wirtschaftsgeschichte in medienhistorischen Artefakten seit 1850“, gefördert vom Land Steiermark, Referat Wissenschaft und Forschung.
Dabei sind analoge Foto-, Film-/Video- und Tondokumente von bestehenden Industrieleitbetrieben und traditionsreichen Gewerbeunternehmen genauso von Interesse wie jene bereits „verschwundener“ Wirtschaftsbetriebe und/oder längst „abgekommener“ Wirtschaftszweige. Hierfür werden Firmenarchive bzw. im Falle nicht mehr bestehender Unternehmen auch private und öffentliche Sammlungen in allen steirischen Bezirken (mit Ausnahme der Landeshauptstadt Graz) geortet und um Projektteilnahme angefragt.
Projektziel ist eine zahlenmäßige und inhaltliche Erfassung der analogen Foto-, Film-/Video- und Tondokumente. Gemeinsam mit den schriftlichen Quellen zur jeweiligen Betriebsgeschichte sollen diese in das kulturelle Gedächtnis des Landes eingeschrieben werden. Ein hierfür konzipierter Erhebungsbogen wird samt Projektbeschreibung digital verschickt bzw. in analoger Form vor Ort gemeinsam mit den Projektpartnern ausgefüllt. Darin ersuchen wir um grundlegende Angaben zu Verfahrensarten, Trägermaterialien, Personen, Umfang, Datierung und inhaltliche Beschreibungen ebenso wie um Informationen zum Erhaltungszustand der Objekte. Auch gute Schätzungen und eine überblicksartige Beschreibung dieser Bestände sind für unser Vorhaben sehr hilfreich. Letztendlich können diese Angaben Mosaiksteine für eine medienhistorische Industrie- und Gewerbelandkarte der Steiermark sein.
Da eine flächendeckende Erhebung von analogen fotografischen und audiovisuellen Beständen zur steirischen Wirtschaftsgeschichte unmöglich ist, haben wir uns zum Ziel gesetzt, eine möglichst breit gestreute Auswahl an Unternehmen nach Regionen und Branchen als Projektteilnehmer zu gewinnen. Dank der Kooperation mit dem Institut für Geschichte, Fachbereich Zeitgeschichte, der Karl-Franzens-Universität Graz (Dr. Nicole-Melanie Goll) können wir zu einzelnen Betrieben/Themen wissenschaftliche Tiefenbohrungen vornehmen. Dabei werden Themen wie die Arisierung von Betrieben, der Einsatz von Zwangsarbeitern während der beiden Weltkriege, Wiedergutmachungszahlungen, Marshallplan-Hilfe oder Arbeitsmigration untersucht.
Im Rahmen der „Landesaufnahme II“ werden ausgewählte steirische Wirtschaftsgeschichten laufend auf der Webseite des Museums für Geschichte/UMJ präsentiert. Auf Neueinträge weisen wir via Facebook-Postings hin.
Die folgenden zehn fotografischen Aufnahmen zeigen wir Ihnen nun erstmals:
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Ab Frühjahr 2018 soll parallel dazu in zwei weststeirischen Bezirken eine neue Art der Wissensgenerierung im Rahmen der „Landesaufnahme“ erprobt werden:
Gemeinsam mit dem Verein „Inspire thinking“ werden die Bezirke Deutschlandsberg und Voitsberg unter Anwendung beteiligungsorientierter und interdisziplinärer Methoden einer kulturwissenschaftlichen Tiefenbohrung unterzogen. Ziel ist es, eine Verbindungslinie zwischen Industrie- und Wirtschaftsgeschichte auf der einen Seite und aktuellen regionalpolitischen Entwicklungen auf der anderen Seite herzustellen.
Gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung werden Mag. Edith Zitz und ihr Team u. a. folgende Fragen nachgehen: Welche Auswirkungen hatte die Veränderung von Wirtschaft und Industrie in den Bezirken Voitsberg und Deutschlandsberg in den letzten zwei Jahrhunderten? Wie hat sich dies in den Raum und die Menschen, die diesen Raum bewohnen, eingeschrieben? Welche Spuren, auch baulicher Natur, haben Gewerbe und Industrie zurückgelassen? In welcher Form präg(t)en Industrie, Wirtschaft und Arbeit die regionalen Identitäten?
„Inspire thinking“, eine gemeinnützige Grazer Einrichtung mit den Kernbereichen Bildung und Beteiligung, hat in den letzten Jahren breite Erfahrungen mit partizipativen, transdisziplinären und diversitätssensiblen Aktivitäten in den Regionen gesammelt. Im Falle des vorliegenden Projekts sind z. B. sozialhistorische Streifzüge, Betriebsbesuche oder Exkursionen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Fachleuten etc. geplant.
Ausgangspunkte dieser Aktivitäten werden zum einen jene analogen medienhistorischen Bestände sein, die im Laufe des Projekts recherchiert werden, zum anderen die derzeit lokal relevanten gesellschaftlichen Fragestellungen.
2019 sollen schließlich die Ergebnisse der „Landesaufnahme II“ in eine Ausstellung im Museum für Geschichte zur steirischen Wirtschaftsgeschichte einfließen sowie in einer Publikation der Öffentlichkeit präsentiert werden.