Fauth fotografiert
Ein weststeirisches Hof-Atelier
28.04.-08.10.2017
Über die Ausstellung
Zu Lebzeiten war Franz Fauth (1870–1947) im oberen Sulmtal eine weithin bekannte Persönlichkeit. So verschreckte er als einer der ersten Motorradbesitzer des Bezirkes Deutschlandsberg Mensch und Vieh und erfreute sich als Musikant des bekannten „Fauth Trios“ großer Beliebtheit. Seit 1888 war Franz Fauth auch als Fotograf tätig und betrieb erfolgreich ein Atelier auf seinem Hof in Korbin.
2016 wurden auf dem Heuboden oberhalb der ehemaligen Dunkelkammer aus einer ca. 50 cm hohen Schicht aus Heu, Stroh und Ziegelschutt mehr als 12.000 Glasplattennegative, Fotopositive, Dokumente und fotografische Geräte freigelegt und geborgen. Die Ausstellung erzählt anhand ausgewählter Fotografien und Dokumente diese außergewöhnliche Geschichte.
Aus dem Programm
Fr 05.05.
15:30-16:30
Einführung zu: "Gesammelte Geschichte" und "Fauth". Exklusiv für Pädagoginnen und Pädagogen
Führung, Schule> Museum für Geschichte
Führung, Schule
> Museum für Geschichte
Bildergalerie
Die Geschichte
Franz Fauth wird 1870 geboren und wächst als eines von fünf Kindern in Korbin auf. Schon in der Volksschule weckt Lehrer Martin Leitinger sein Interesse an der Lichtbildnerei. Nach dem Unterricht darf er dem Amateurfotografen in der Dunkelkammer zur Hand gehen. Seine Brüder finden ihr wirtschaftliches Auskommen als Landwirt (Vinzenz), Hafner (Hans) und Tischler (Josef), doch er selbst geht eigene Wege: Franz Fauth wird Landwirt, Musiker und Fotograf. Als einer der Ersten in der
Weststeiermark meldet er 1893 das Fotografen-Gewerbe an.
Um 1900 errichtet er auf seinem Hof ein Tageslichtatelier, er investiert in Innenausstattung und Kameratechnik. Seine Haupttätigkeit ist die Porträtfotografie. Die Gemeinde-Chronik beschreibt ihn als technisch interessiert: „So war er Besitzer eines der ersten Fahrräder.
1904 erstand er ein Motorrad und schaffte sich wohl als einziger im weiteren Umkreis einen Phonographen (…) an. Außerdem war er der erste Rundfunkteilnehmer in St. Peter.“
Aus seiner Ehe mit Maria Plank (1905) gehen drei Kinder hervor. Die Söhne Franz und Josef beginnen Anfang der 1920er-Jahre beim ihrem Vater eine Fotografenlehre. Das Hof-Atelier Fauth in St. Peter im Sulmtal überdauert auch die nicht nur wirtschaftlich unsteten Jahrzehnte der Zwischenkriegszeit. Aus dem Zweiten Weltkrieg kehrt Sohn Josef kriegsversehrt heim, Franz kommt im Herbst 1945 aus russischer Gefangenschaft zurück. Zu diesem Zeitpunkt ist Franz Fauth senior bereits 75 Jahre alt und schwer krank. Er verstirbt 1947 in Korbin.
Franz Fauth junior (1905–1996) führt das Hof-Atelier und die Landwirtschaft bis zu seiner Pensionierung 1970 weiter. Sein Bruder Josef „Pepi“ Fauth (1907–1968) unterstützt ihn dabei als Fotograf. Seiner künstlerischen Ader folgend, versucht er sich besonders im Kolorieren
von Fotografien und in der grafischen Gestaltung von Grußkarten. Vom Schaffen der beiden Fauth-Söhne ist nur wenig erhalten.
Bei seinem Großvater Franz Fauth senior ging auch Karl Habenbacher in die Fotografenlehre. Dessen Enkel betreibt nach wie vor ein eigenes Foto-Studio im benachbarten St. Martin im Sulmtal. Enkelin Maria Fauth aus Korbin schlägt eine andere berufliche Laufbahn ein. Wohl aber teilt sie die Leidenschaft der Familie Fauth für die Fotografie: Seit Jahren arbeitet sie ehrenamtlich als Bildchronistin für ihre Gemeinde St. Peter im Sulmtal.
Das Atelier und die Dunkelkammer der Familie Fauth existieren nicht mehr. Seit dem Umbau von Haus und Hof werden diese Räume anderweitig genutzt. Erhalten blieben jedoch einige fototechnische Arbeitsgeräte – sie sind Relikte aus einer vordigitalen Zeit.
Porträts
Franz Fauth war vor allem Porträtfotograf. Dies bezeugt der überwiegende Teil der mehr als 12.000 Glasplattennegative von den 1910er- Jahren bis 1945. Sie zeigen unbekannte Personen, die wohl in Fauths näherer Lebenswelt, dem oberen Sulmtal bzw. dem Bezirk Deutschlandsberg zu Hause waren. Manchmal ist auf der Gelatineseite eines Glasplattennegativs ein Name eingeschrieben.
Viele Fotonegative, vor allem jene aus den 1940er-Jahren, sind unterbelichtet, unscharf und mechanisch beschädigt. Fauth war zu diesem Zeitpunkt bereits über 70 Jahre alt und schwer krank. Das Fotografieren und die Arbeiten in der Dunkelkammer übernahmen 1945 – unter Fauths Anleitung – vorwiegend Kinder aus der Nachbarschaft.
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