18. Juli 2019, Barbara Steiner
18. Juli 2019, Barbara Steiner
Die dänische Künstlergruppe Superflex setzt in Graz und am Kunsthaus in insgesamt fünf Jahren mehrere Projekte um. Den Auftakt machte "C.R.E.A.M.", 2017, der Fetisch-Bankomat im Herzen des Kunsthaus-Foyers. 2018 realisierte SUPERFLEX in Graz "Free Shop" und 2019 "Number of Visitors". 2020 wird "Lost Money" umgesetzt. Den Abschluss bildet eine Einzelausstellung mit Arbeiten der Künstlergruppe im Jahr 2021. Im Juli besuchte ich Superflex in Kopenhagen, um die nächsten beiden Projekte für 2020/21 und ihre Einzelausstellung zu besprechen.
Vor Kurzem hat die Künstlergruppe ihr neues Studio bezogen, ein ehemaliges Umspannwerk in der Nyborggade. Der Ort ist an sich schon sehr beeindruckend, doch das Investment, Industrieräume entsprechend den Bedürfnissen eines Künstlerstudios zu adaptieren, ist es nicht minder. Nun gibt es reichlich Platz für Büros, Archiv, Bibliothek, Lagerflächen und für die Projektentwicklung. Sogar ein eigenes Kino ist geplant.
Als Künstlergruppe von Bjørnstjerne Christiansen, Jakob Fenger und Rasmus Nielsen 1993 gegründet, führte Superflex in den letzten Jahren mehrere Großprojekte durch – wie etwa Superkilen in Kopenhagen (mit BIG und Topotek1) und One Two Three Swing für die Tate Modern. Letztgenanntes ist nun am Dora Observatorium in Seoul nahe der nordkoreanischen Staatsgrenze zu sehen. Als Donald Trump Kim Jong-un an der Grenze der beiden koreanischen Staaten traf, wurde One Two Three Swing im nationalen Fernsehen zusammen mit dem politischen Ereignis gezeigt und fungierte sogar als Metapher, die unbeweglichen Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea in Bewegung zu setzen. Zeitgleich zur nächsten Biennale in Venedig (2021) wird Superflex im Auftrag von TBA21 Academy Deep Sea Minding, ein groß angelegtes künstlerisches und wissenschaftliches Forschungsprojekt, umsetzen, das sich mit den Folgen des Klimawandels und dem Anstieg des Meeresspiegels befasst.
Die Gruppe stand dem Kunstbetrieb von Anfang an skeptisch gegenüber. Zunächst war das Verhältnis oppositionell, heute könnte man es eher im Sinne einer wechselseitigen Herausforderung beschreiben. Superflex bewegt sich in dem von der Gruppe kritisierten Terrain, ohne sich deshalb ökonomischen Mechanismen und Machtverhältnissen in einer globalisierten Welt zu unterwerfen. Diese werden exponiert, mitunter übersteigert oder demontiert. Mit künstlerischen „Tools“ bietet Superflex auch Alternativen zu bestehenden ökonomischen Modellen und Machtverhältnissen.
Im Laufe der Zeit hat sich die Organisationsform verändert: Stand der Name Superflex zunächst synonym für die drei Gründer, so fungiert dieser nun als eine Art Metakonstruktion. Heute arbeiten insgesamt fünfzehn Personen für Superflex, letztendlich auch Bjørnstjerne Christiansen, Jakob Fenger und Rasmus Nielsen. Die personelle Zusammensetzung (mit Malene Natascha Ratcliffe als Studio Director, Mikael Brain als Director of Development and Production und vielen anderen) und die neuen Produktionsanforderungen manifestieren sich nicht zuletzt auch räumlich im neuen Studio in der Nyborggade.
Ausstellung
SUPERFLEX
Sometimes As A Fog, Sometimes As A Tsunami
Als Abschluss der fünfjährigen Zusammenarbeit zwischen Kunsthaus Graz und SUPERFLEX präsentiert diese Einzelausstellung eine Auswahl neuer sowie bereits existierender Werke. Sie konzentriert sich auf den Kapitalismus als Auflösungsfaktor unserer gesellschaftlichen Realitäten.
26.11.2021 - 13.03.2022
Projekt
SUPERFLEX
Fünfjahresplan
In Graz und am Kunsthaus werden sie in insgesamt fünf Jahren mehrere Projekte umsetzen. 2017 starteten sie mit C.R.E.A.M., dem Fetisch-Bankomaten im Herzen des Kunsthaus-Foyers. 2018 realisierten SUPERFLEX in Graz Free Shop, 2019 wurde die Arbeit Number of Visitors von SUPERFLEX und Jens Haaning am Eingang installiert und auch 2020 wird das Projekt Lost Money ortsspezifisch umgesetzt.
Temporäre Installation
Lost Money / Handful
SUPERFLEX
Euro-Münzen werden über den Boden des Kunsthaus-Vorplatzes und im Inneren verteilt. Diese sind allerdings fest mit dem Boden verbunden und lassen sich nicht von diesem lösen.
23.09.2020 - 31.12.2022
Installation
Number of Visitors
SUPERFLEX und Jens Haaning
Die Installation wird zur Illustration der Bedingungen und „Erfolgsfaktoren“ der meisten kulturellen Institutionen heute – je mehr Besucher/innen, desto mehr Möglichkeiten der wirtschaftlichen und politischen Unterstützung und Anerkennung.
01.01.2019 - 15.03.2022
Projekt
Free Shop
SUPERFLEX
SUPERFLEX begannen 2003 in Bremen mit dem Projekt Free Shop. Seitdem wurden Free Shops in Japan, Mexico, Polen, Dänemark, Norwegen und den USA realisiert. Im Rahmen dieses Projekts, das im Prinzip in jedem x-beliebigen Geschäft durchgeführt werden kann, bekommen Kundinnen und Kunden an der Kasse einen Bon mit der Endsumme 0 ausgehändigt, d. h. sie müssen für ihren Einkauf nichts zahlen.
01.09. - 25.09.2018
Projekt
e.g.
Simon Starling & Superflex
Ein abteilungsübergreifendes, pan-steirisches, polyphones Projekt unter der Regie von Simon Starling und Superflex, mit Super Eggs von Piet Hein.
10.06.2011 - 07.03.2013