Ideen für zu Hause

Historische Spiele

Die Freizeit der Kinder am Land war einst gering, doch sie spielten, wann immer es ihnen möglich war, in den Unterrichts- und Arbeitspausen, am Schulweg und während der Arbeit. Die Kinder verbanden Arbeit und Spiel, erzählten sich Geschichten beim Viehhüten, beim Wasserholen sangen sie Lieder und bei der Arbeit oder am Weg zur Schule spielten sie mit Gegenständen, die die Natur ihnen bot.

Die Eltern hatten kaum Zeit, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen. Ihre Spielgefährtinnen und -gefährten waren Geschwister, Schulkameraden, Nachbarkinder oder andere am Hof lebende Kinder. Daher spielten sie im Garten, in der Scheune oder auf dem Heuboden, im Wald und auf den Wiesen und Feldern.

Eine Sache hat sich im Vergleich zu heute grundsätzlich geändert: Kinder zum Mitspielen waren schnell gefunden, Mangel an Spielkameradinnen und -kameraden herrschte damals nicht. Auch die Spielräume der Kinder werden heute knapper. Wenn Platz zum Spielen verschwindet, gehen leider auch viele alte Spiele verloren. Diese alten Kinderspiele sind ein Schatz, den wir pflegen und weitergeben wollen. Spiel und Spaß mit der ganzen Familie versprechen die Spielevorschläge, die wir hier zusammengestellt haben. Wir wünschen viel Freude beim Nachspielen!

 

Komm, spiel mit mir!



„Zum Spielen haben wir herumlaufen können, wie wir wollten. Wir sind in den Wald hinaufgelaufen, hatten rundum Wiesen und sind im Sommer auch zum nahe gelegenen Bach gegangen. Uns ist immer etwas eingefallen. Die Freiheit beim Spielen war etwas Wunderbares.“ (Oststeiermark, 1926)

Spiele für den Garten

© Maria Steinböck

„Feuer, Wasser, Sturm und Blitz“

Gefährlich war das Leben mit den Naturgewalten immer schon. Die Menschen am Land waren besonders davon betroffen, weil Unwetter die Ernte zerstören und so große Not bringen konnten. Im Spiel wird zunächst jemand ausgezählt, der beliebig „Feuer“, „Wasser“, „Sturm“ oder „Blitz“ ankündigt. Die übrigen Mitspieler/innen müssen auf das jeweilige Ereignis sofort reagieren und dazu passende Aktionen ausführen.
 

  • Beim Zuruf „Feuer“ muss man sich flach auf den Boden legen,
  • bei „Wasser“ muss man auf einen Gegenstand klettern,
  • bei Sturm muss man sich an einem Gegenstand festhalten,
  • bei „Blitz“ muss man sich so klein wie möglich auf den Boden hocken.


Nach jeder Aktion scheiden alle aus, die falsch reagiert oder zu lange überlegt haben. Das Spiel geht so lange, bis nur mehr eine/r übrig ist. Die oder der ist dann der neue Ansager.

Zimmer, Küche, Kabinett

Zuerst wird ein/e „Zimmer, Küche, Kabinett“-Rufer/in ausgewählt. Alle anderen Kinder stellen sich mind. 10 m in hinter der Ruferin bzw. dem Rufer in einer Linie auf.

Die Ruferin/der Rufer steht mit dem Rücken zur Gruppe und sagt laut: „Zimmer, Küche, Kabinett, hinterm Ofen steht ein Bett!“Während der Reim gesprochen wird, dürfen sich die Kinder in Richtung Rufer bewegen (gehen, laufen …).

Aber aufgepasst: Ist der Reim fertig ausgesprochen, dreht sich die Ruferin/der Rufer blitzschnell um. Alle anderen Spieler/innen müssen sofort ganz starr stehenbleiben. Jetzt schaut die Ruferin/der Rufer ganz genau, ob auch wirklich alle stillhalten. Stellt sich heraus, dass sich ein Kind bewegt hat, muss dieses wieder zum Ausgangspunkt zurück. Gewonnen hat jenes Kind, das als erstes die Ruferin/den Rufer berührt. Dieses Kind ist die nächste Ruferin bzw. der nächste Rufer.
 

Erfahren Sie mehr über das Kabinett Expand Box

Das Kabinett war etwas typisch Wienerisches. In alten Wiener Zinshäusern gab es zwei Standardgrundrisse: „Zimmer-Küche“ und „Zimmer-Küche-Kabinett“. Letzteres war zwar auch nichts für feine Leute, dennoch lebte jemand mit Kabinett besser als andere in „Zimmer-Kuchl-Wohnungen“. Vom Gang aus betrat man direkt die fensterlose Küche. Das dahinterliegende Zimmer hatte ein Fenster ins Freie. Wer in solchen Verhältnissen wohnte, wusste das zusätzliche Kammerl, das Kabinett, zu schätzen. Die Kinder in anderen Bundesländern und am Land hatten kaum eine Vorstellung davon, was ein Kabinett ist. Oft wurde das Spiel am Land auch „Ochs am Berg“ genannt – in diesem Fall hatte man nur Sekunden Zeit, um zu erstarren – oder man nannte es auch „Der Hase läuft über das Feld“.

„Figurenwerfen“

Ein größeres Kind – die „Werferin“ bzw. der „Werfer“ – nimmt der Reihe nach die anderen an einer Hand, dreht sich mit ihnen kurz, aber möglichst schnell um die eigene Achse und lässt sie dann aus. Der Schwung schleudert sie weg, wobei sie versuchen müssen, in einer möglichst seltsamen Stellung zu erstarren. Die Werferin oder der Werfer wählt aus den „Figuren“ die schönste aus, und dieses Kind ist die nächste Werferin bzw. der nächste Werfer.

Sautreiben

Für das Spiel „Sautreiben“ benötigt man 70 cm lange Stecken und leere Blechdosen.

Die Blechdose ist die Sau. Die Spieler/innen stehen im Kreis, der ca. 4 m Durchmesser hat, um den Saustall herum, das ist eine Grube mit 30 cm Durchmesser in der Mitte des Kreises. Alle Kinder haben vor sich ein Haus, d. h. eine Vertiefung in der Erde, in das sie ihren Stecken stellen. Ein Kind, die Sautreiberin/der Sautreiber, steht außerhalb des Kreises.

Die Sautreiberin/der Sautreiber muss nun die Sau (Blechdose) in den Saustall (Grube in der Mitte des Kreises) bringen. Die Hausbesitzer/innen haben ihre Schläger im Haus und dürfen ihn nicht auslassen.

Zu Beginn des Spiels wirft ein Kind die Sau möglichst weit vom Saustall weg. Die Sautreiberin/der Sautreiber treibt sie mit dem Stecken in Richtung Saustall. Wenn sie in die Nähe der Hausbesitzer/innen kommt, beginnen diese mit der Abwehr. Nun wird der Stecken genommen und die Sau wieder weit weggeschleudert. Die Sautreiberin/der Sautreiber versucht indessen, ein leeres Haus zu erwischen und seinen Stecken hineinzusetzen. Wenn das gelingt, wird die belagerte Hausbesitzerin oder der belagerte Hausbesitzer zum neuen Sautreiber.

Wenn die Sautreiberin/der Sautreiber aber die Sau in den Saustall befördert, dann müssen die Spieler/innen ihre Häuser wechseln. Alle Kinder, auch die Sautreiberin/der Sautreiber, versuchen nun, ein neues Haus zu ergattern. Die übrig gebliebene Spielerin bzw. der übrig gebliebene Spieler ist der neue Sautreiber.

Auch wenn es der Sautreiberin/dem Sautreiber gelingt, eines der mitspielenden Kinder mit der Sau zu treffen, muss die/der Getroffene nun Sautreiber sein.

Spiele für drinnen

© ÖFM Stübing

Blinde Kuh

Einem Kind werden mit einem Tuch die Augen verbunden. Anschließend wird es so lange gedreht, bis es die Orientierung verliert und im Raum umherirrt. Nun muss es eine Mitspielerin oder einen Mitspieler fangen. Die umstehenden Mitspieler/innen versuchen mit Geräuschen und Berührungen die „blinde Kuh“ zu irritieren.

Erfahren Sie mehr über die blinde Kuh: Expand Box

„Blinde Kuh“ war ein typisches Stubenspiel. Wenn es im Herbst draußen kalt wurde, waren die Kinder in der Stube und spielten dieses Spiel. „Blinde Kuh“ wurde ursprünglich auch von Erwachsenen gespielt und erst im Lauf der Zeit zu einem reinen Kinderspiel. Jahrhundertelang war es ein Hit bei Jugendlichen, denn es war ein ideales Spiel, um zu flirten und sich so näherzukommen. Im Mittelalter war „Blinde Kuh“ aus sittlichen Gründen verboten, was aber nichts daran änderte, dass es im 17. und 18. Jahrhundert seine Hochblüte erlebte. Die Hofdamen und -herren spielten es mit Begeisterung, auch Goethe, von dem es ein Gedicht zu „Blinde Kuh“ gibt, war mit Eifer dabei. Lange vor Goethes Zeit war es auch ein Spiel für Kinder, wie z. B. von Breughel dargestellt. Ab dem beginnenden 19. Jahrhundert wurde es – wie schon in der Antike – zum reinen Kinderspiel.

I bin der Michl mit dem Strichl

Alle Mitspieler/innen sitzen im Kreis und jede/r bekommt einen färbigen Strich auf die Stirn. Am besten verwendet man Lippenstift oder einen anderen Schminkstift.

Ein Kind beginnt zu fragen: „I bin der Michl mit einem Strichl, wie viel Strichl hast du?“ Wer diesen Satz nicht korrekt sagt oder falsch antwortet, bekommt einen Strich.

Dieser fragt jetzt: „I bin der Michl mit zwei Strichl, wie viel Strichl hast du?“ So wird reihum gefragt und bei ein paar Runden kommen schon einige Strichl zusammen.

Onkel Fritz sitzt in der Badewanne

Gebraucht werden ein Blatt Papier und Schreibzeug.

Das Papier wird der Breite nach 5 Mal gefaltet und die Spalten beschriftet mit: Männliche Person, Weibliche Person, Tätigkeit, Zeitpunkt, Ort.

Die erste Spielerin oder der erste Spieler schreibt etwas in die erste Spalte, faltet den Zettel und gibt ihn an seine Nachbarin bzw. seinen Nachbarn weiter. Jede/r schreibt immer in der nächsten Spalte etwas dazu und am Ende wird das Blatt wieder aufgefaltet und der ganze Satz vorgelesen. Da steht dann z. B.: „Onkel Fritz und Tante Pepi schnarchen abends in der Früh in der Badewanne.“

Pfitschigogerln

Zum Pfitschigogerln benötigt man eine kleine und eine große Münze, Lineal oder Kamm, Tischplatte und Stäbchen (für das Tor).

Auf einem Tisch wird an einem Ende ein Tor gekennzeichnet. In der Mitte des Tisches liegt eine kleine Münze. Nun müssen die Spieler/innen nacheinander ihre Münze auf den Tisch legen und damit mithilfe des Lineals oder Kamms die kleine Münze treffen. Jede Spielerin/jeder Spieler hat fünf Versuche, je nach Vereinbarung. Wer die meisten Tore erzielt, hat gewonnen.

Personen raten

Ein/e Mitspieler/in denkt sich eine Person aus, die alle kennen. Die anderen Mitspieler/innen müssen diese Person nun erraten, indem sie Fragen stellen, die nur mit Ja oder Nein beantwortet werden dürfen. „Ist die Person weiblich?“,„Hat die Person blonde Haare?“ etc.

Eine Abwandlung des Spiels ist das „Tiere raten“. Ein bestimmtes Tier wird ausgedacht und die anderen müssen erraten, welches gemeint ist. – „Hast du Federn?“ oder „Kannst du schwimmen?“

Topfschlagen

Für dieses Spiel benötigt man: Topf, Kochlöffel, Tuch

Einem Kind werden die Augen mit einem Tuch verbunden. Dann drehen die anderen Mitspieler/innen das Kind im Kreis, damit es die Orientierung verliert, und geben ihm einen Kochlöffel in die Hand. Inzwischen haben die anderen Kinder den Kochtopf irgendwo im Raum verkehrt herum aufgestellt. Das Kind mit den verbundenen Augen muss nun auf allen Vieren versuchen, den Topf zu finden und mit dem Kochlöffel auf den Topf zu schlagen.

Damit die Suche nicht ewig dauert, dürfen die umstehenden Kinder das suchende unterstützen und mit „kalt“ und „warm“ die Richtung anzeigen. Hat das Kind den Topf gefunden, darf es die Augenbinde wieder abnehmen und erhält ein kleines Geschenk, das unter dem Topf versteckt ist.

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Österreichisches Freilichtmuseum Stübing

Enzenbach 32
8114 Stübing, Österreich
T +43-3124/53700
F +43-3124/53700-18
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Öffnungszeiten
31. März 2023 bis 31. Oktober 2023 Mo-So, Feiertag 10 - 18 Uhr

Einlass bis 17 Uhr


01. November 2023 bis 30. November 2023 Sa, So 10 - 16 Uhr

Einlass bis 15 Uhr. Einzelne Gebäude im Museumsgelände geöffnet.
Reduzierter Eintrittspreis: 6 € (Eintritt frei mit Jahresticket und für Besucher*innen unter 19 Jahren)
Gasthaus „Zum Göller“: 10-15 Uhr


01. Dezember 2023 bis 31. März 2024 geschlossen