
Franz Allmann, Kraftwerk Pernegg, 1929, Historisches Archiv der VERBUND Hydro Power GmbH, Werksgruppe Steiermark
7. November 2017 / Christoph Pietrucha
Licht an! Die Nacht kommt
Nicht nur die Ausstellung bedarf letzter Vorbereitungen, sondern auch die Nacht als solche. Sie hatte lange Zeit etwas Unheimliches und Bedrohlichen an sich. Im Mittelalter war sie ein Symbol für die Urfinsternis der Heiligen Schrift, die für Chaos, Wüste und Leere stand. Die Dunkelheit wurde mit dem Tod und der Hölle in Verbindung gebracht und wies gleichzeitig auf reale Gefahren hin: etwa auf wilde Tiere und herumstreifende Räuberbanden, die Leben, Hab und Gut bedrohten. Hinter den schützenden Stadtmauern und den nachts abgeriegelten Toren konnten die Bewohner/innen der Stadt ruhiger schlafen als die ungeschützte Landbevölkerung.

Alfred Steffen, Paulustor bei Nacht, Graz, undatiert, Foto: Universalmuseum Joanneum/Multimediale Sammlungen
Heute versperrt wohl kaum eine Stadt ihre Tore. Häufig wurden die Befestigungsmauern im 19. Jahrhundert geschliffen, und wenn sie noch vorhanden sind, dann schmücken sie nur noch die Altstadt und die Sightseeing-Liste des jeweiligen Ortes. Auch das Feuer der Laternen ist aus den Städten verbannt worden. Diese Funktion übernahm zuerst die Gasbeleuchtung, die später durch das elektrische Licht abgelöst wurde. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts können wir von einer allmählichen Elektrisierung der Steiermark sprechen: Die ersten Kraftwerke entstanden und weitere folgten, um den steigenden Bedarf an Energie zu decken. So wurde zwischen 1906 und 1908 das Kraftwerk Peggau gebaut. Es versorgte die Papierfabriken Guggenbach und Leykam-Josefsthal sowie die Eisenbahnlinie Peggau–Markt Übelbach mit der notwendigen Elektrizität. Der Strom aus Peggau beleuchtete neben Graz auch weitere Ortschaften an der Mur.

Franz Allmann, Kraftwerk Pernegg, 1929, Historisches Archiv der VERBUND Hydro Power GmbH, Werksgruppe Steiermark
Durch die Elektrifizierung der Orte entsteht ein neues Stadtbild: Das Grundlicht der Städte ist nun die öffentliche Funktionsbeleuchtung. Sie besteht aus unzähligen Laternen und Ampeln, die die Funktion von Wegen, Straßen und Plätzen sichern. Es bedarf ihrer ständigen Pflege und Wartung, um die Städte nicht in der Dunkelheit versinken zu lassen. Doch viel präsenter ist das Licht der zahllosen Schaufenster und Werbereklamen. Vor allem in der Nacht buhlen sie um Aufmerksamkeit. Schaufenster werden so zu Bühnen – und Straßen zum Theater. Also Licht an! Die Nacht kommt.

Eugen Hauber, Männer beim Anbringen von Werbung, undatiert, Foto: Universalmuseum Joanneum/Multimediale Sammlungen
Schlagworte: Land bei Nacht