29. Mai 2015 / Theresa Wakonig
Eine lange Beziehungsgeschichte
Seit 1382 gehörte Triest zur habsburgischen Ländermasse, doch schon eine Urkunde aus dem Jahr 1357 bezeugt, dass österreichische Münzen in Triest im Umlauf waren. Im 15. Jahrhundert regierte Kaiser Friedrich III. von Graz aus für längere Zeit das „Heilige Römische Reich“. In seiner Residenz ließ sich der Regent eine Stadtburg errichten und in Triest das Kastell auf dem Hügel von San Giusto ausbauen.
Triestinisches in Graz und umgekehrt
Im 16. Jahrhundert lebten viele Triestiner Beamte in Graz. So entstand ein italienisches Viertel, in dem Spezialitäten wie der Terrano, der rote Wein vom Karst, und die Triestiner Ziwöben, große Rosinen, geschätzt waren. Auch Fische aus der Adria wurden gerne verzehrt.
Die wirtschaftlichen Kontakte zwischen Graz und Triest intensivierten sich um 1728, da in diesem Jahr die Triester Straße fertiggestellt wurde. Diese Handelsader verband Wien über den Semmering mit Graz, Marburg, Ljubljana und schließlich Triest. Graz wurde ein bedeutender Ruheplatz an dieser Route.
Nicht nur der Handel, sondern auch der Tourismus florierte mit dem Bau der Südbahn ab 1842. Die Eisenbahn verkürzte die Reisezeiten radikal und ermöglichte eine Demokratisierung des Reisens. Die privilegierten Schichten – die es sich leisten konnten, Urlaub zu machen – sehnten sich nach Kühle. Sie verbrachten ihre „Sommerfrische“ in den Bergen, während man im Winter ans Meer fuhr. Körperbräune war noch kein prestigeträchtiges Fashionstatement, gefragt war vornehme Blässe – sonnengebräunt waren nur Proletarier. Doch im Zuge der Lebensreformbewegung entwickelte sich die Badekultur. Sie verstand sich nicht nur als gesundheitsorientiert, sondern auch als kommunikative Freizeitgestaltung.
Trennung durch Krieg
Der Erste Weltkrieg brachte Graz und Triest harte Zeiten. Viele Triestiner fühlten sich Italien zugehörig und taten sich darum schwer, gegen Italiener zu kämpfen. Im Tal des Isonzo fanden 12 grausame Schlachten statt, die bei den diesjährigen Triest-Tagen im Museum im Palais ein Schwerpunktthema sind. Für Graz wie für Triest änderte sich nach dem Krieg die geopolitische, wirtschaftliche und kulturelle Situation auf grundlegende Art. Das nationalsozialistische Gedankengut fiel Jahre darauf in Graz auf einen fruchtbaren Boden, und auch in Triest fand der Faschismus wegen des gespannten und gereizten Klimas eine starke Anhängerschaft
Viel gemeinsam
Graz und Triest teilten sich nach 1945 in vielen Aspekten ein ähnliches Schicksal, vor allem durch die unmittelbare Nähe zu vorerst kaum durchlässigen Grenzen. Beide Städte entsannen sich aber der gemeinsamen Vergangenheit und engagierten sich zum Beispiel in der Arbeitsgemeinschaft Alpe-Adria. Seit 1973 unterstreicht eine Städtepartnerschaft die langen Beziehungen zwischen Graz und Triest, die auch in schwierigen Zeiten nie unterbrochen waren.
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