12. Januar 2022 / Katia Huemer
Auf dem Weg zur „grünen Bubble“?
Georg Tappeiner, Berater bei pulswerk (einer Tochtergesellschaft des Österreichischen Ökologie-Instituts) und Mitentwickler des Österreichischen Umweltzeichens für Museen, sollte uns bei diesem Prozess begleiten. Sein Vorschlag: Das Kunsthaus Graz sowie das Volkskundemuseum (das 2020/21 umgebaut worden war und dadurch bereits entsprechend viele der geforderten Parameter erfüllte) sollten die Vorreiterrolle übernehmen, später gefolgt von den anderen 17 Museen, die das Joanneum ebenfalls umfasst.
Was ist das österreichische Umweltzeichen und wozu brauchen Museen so etwas?
Das Österreichische Umweltzeichen ist ein Gütesiegel für ökologische Wirtschaft, das vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie verliehen wird. Die Anforderungen zur Erlangung des Siegels sind in einem Richtlinienkatalog festgehalten, dessen Erfüllung und Einhaltung von einer unabhängigen Prüfungsstelle begutachtet werden. Das Österreichische Umweltzeichen wird für die Dauer von vier Jahren vergeben, anschließend ist wieder ein neues Gesamtgutachten fällig.
In einem langen Prozess, der nicht zuletzt vom Kunst Haus Wien vorangetrieben wurde, hat man die Anforderungen für das Gütesiegel auch spezifisch auf die Bedürfnisse von Museen und Ausstellungshäusern angepasst, die – endlich – seit einigen Jahren vermehrtes Interesse an ökologischem Wirtschaften zeigen und sich an Richtlinien zu orientieren versuchen. 2018 war das Kunst Haus Wien somit das erste Museum in Österreich, das sich dieses Gütesiegels erfreuen durfte. Sukzessive folgten andere Häuser wie das MAK, das Museum Niederösterreich, das Naturhistorische Museum Wien, das Belvedere, die Österreichische Nationalbibliothek, die Römerstadt Carnuntum, das Technische Museum Wien und – wie gesagt – das Volkskundemuseum am UMJ sowie das Kunsthaus Graz.
Der Prozess beginnt …
Was der Beantragung des Umweltzeichens beim Bundesministerium folgte, war – federführend koordiniert von André Getreuer-Kostrouch, Leiter der Logistik am UMJ – das Sammeln unzähliger Unterlagen und Belege, die schlussendlich in ein Online-Formular eingepflegt werden mussten, das die Basis für die Prüfung bildete. Zum Glück waren die „großen Brocken“ wie die Umstellung der Leuchtmittel auf LED und ein Abfall-Konzept bereits auf den Weg gebracht oder sogar schon abgeschlossen; einige kleinere infrastrukturelle Anpassungen (etwa die Beschaffung eines umweltzertifizierten Kopierpapiers) wurden vorgenommen und Aktionspläne erstellt.
Der schwierigste Teil liegt jedoch noch vor uns, denn nun müssen den Worten Taten folgen! Ein derzeit dreiköpfiges Kernteam (André Getreuer-Kostrouch, Patrizia Wess und Katia Huemer) fällt die Aufgabe zu, den Prozess am Laufen zu halten, denn die Schaffung einer klimafreundlichen Institution darf nicht als abgeschlossenes Projekt betrachtet werden, im Gegenteil: Sie ist konsequent als Kriterium bei programmatischen wie infrastrukturellen Entscheidungen einzubeziehen. Die Richtlinien des Gütesiegels helfen dabei, den Fokus nicht zu verlieren: Eine regelmäßige Überprüfung der gesetzten oder begonnenen Maßnahmen ist Teil des Prozesses, der mit dem Erlangen des Umweltzeichens angestoßen wurde.
Dafür ist es selbstverständlich essenziell, möglichst alle Mitarbeiter*innen des Museums einzubeziehen, Vorschläge und Ideen einzuholen und gegebenenfalls Überzeugungsarbeit zu leisten, dass ökologische Verantwortung auch von Museen mitgetragen und vorgelebt werden muss.
Angesichts der herrschenden Realität im Ausstellungsbetrieb, der keineswegs als „nachhaltig“ bezeichnet werden kann, gibt es noch viel zu tun. Es gilt, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und ein starkes Netzwerk zu schaffen: Nur gemeinsam lassen sich die Standards im Bereich der institutionellen Nachhaltigkeit heben.
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