Altersgeschichten

Wohnen und Leben gemeinsam erforschen

07.03. - 08.12.2025
Sujet Ausstellung  Sujet Ausstellung

Bildinformationen

Laufzeit

07.03. - 08.12.2025

Eröffnung

06.03.2025 17:00

Ort

Volkskundemuseum am Paulustor, Stöckelsaal

Kuratiert von

Johannes Maier und Birgit Johler

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Über das
Projekt

Wie definieren Menschen 65+ ihr Zuhause? Welche Bedürfnisse stecken dahinter und welche Gewohnheiten ergeben sich daraus? Welches Bild lässt sich vom eigenen Wohnen zeichnen und was sagt unser Wohnen über eine Gesellschaft aus, die immer älter wird?

 


Das sind nur ein paar Fragen, denen im Zuge des partizipativen Ausstellungsprojektes Altersgeschichten: Wohnen und Leben gemeinsam erforschen nachgegangen wird. Anhand von persönlichen Geschichten, Objekten, Texten und durch gemeinschaftlichen Austausch soll der Fokus auf die Menschen und ihre Beweggründe für bestimmte Wohn- und Lebensformen gerichtet werden.

In einem gemeinsamen Prozess mit Teilnehmer*innen verschiedener Workshops, die sowohl vor Ort als auch außerhalb des Museums stattfinden, werden die gewonnenen Inhalte regelmäßig in die Ausstellung eingearbeitet. Auf dieser Basis soll der Bereich sukzessive wachsen und weiterentwickelt werden.

 


Objekte sollen dabei dem Prozess der Weitergabe von Erfahrungen und Wissen dienen und Mittler und Träger von Erzählinhalten rund um alltägliche Wohn- und Lebenspraxen im demografischen Wandel werden.

Menschen mit ihren Gedanken und Empfindungen zu sehen, sie sprechen zu lassen, zu verstehen und daraus Geschichte(n) zu generieren, ist Ziel des Projekts. Die Museumsräume dienen dabei als gemeinsame Forschungswerkstätte und Plattform für ein besseres Verständnis und gemeinschaftlichen Austausch.

Was bisher geschah …

Am 8. März 2025 fand der Auftakt des Projektes „Altersgeschichten. Wohnen und Leben gemeinsam erforschen“ statt. Über 250 Besucher*innen wohnten der Veranstaltung bei, die ihr Highlight mit einem Auftritt der „Wilden Alten – Eine Theatergruppe zur Rettung der Welt“ fand. Gemeinsam mit dem Publikum zogen die Schauspieler*innen in die Räumlichkeiten des Sonderausstellungsraums des Stöckelgebäudes ein, um ihre persönlichen Geschichten zum Thema „Wohnen und Leben“ performativ darzustellen. Seither hat sich einiges rund um das Projekt getan.
Der Sonderausstellungsraum wurde zum Museumslabor, um sich so vor Ort aus den verschiedensten Perspektiven der Thematik anzunähern.

Mit einem ersten Workshop, der nur wenige Tage nach dem Auftakt stattfand, begann sich eine erste Gruppe dem Thema konstruktiv anzunähern und sich auszutauschen. Moderiert von Karin Ondas und einem Team des Volkskundemuseums, setzten sich interessierte Workshopteilnehmer*innen inhaltlich mit dem Thema auseinander. Eine der Hauptfragestellungen war zunächst, welche Themen für sie in der zukünftigen Ausstellung sichtbar sein sollen.
Dabei stachen vor allem die Themengebiete „Altersvielfalt“, „Teilhabe – Vorausdenken und Planen“ sowie die verschiedenen Facetten von „Wohnformen und Wohnen“ heraus.
Diese drei Themengebiete wurden mit den einzelnen Teilnehmer*innen nochmals im Detail analysiert und besprochen, um so ein strukturierteres Bild und Verständnis zu erhalten. Der zweite Workshop setzte nahtlos an diese drei Themen an. Die größtenteils neuen Teilnehmer*innen begannen sich ebenfalls inhaltlich einzubringen. Ebenso wurde auch das Thema der „Objektsuche“ aufgemacht und die Gruppe konnte sich mit Objektideen und Geschichten einbringen, die sie teilweise aus persönlicher Sicht beschrieben oder mit Ideen ergänzten, um ihre Wünsche zu äußern.


Im dritten Workshop wurde mit einer klaren Fragestellung gearbeitet, die bereits vorab an die angemeldeten Teilnehmer*innen übermittelt wurde: „Welches Ding möchte ich (im Alter) nicht missen?“ Es wurde gebeten, das Ding oder ein Foto davon mitzubringen. Die Dynamik, die sich nach der Vorstellungsrunde ergab, war bis dato ein besonderes Highlight des partizipativen Ausstellungsprojektes. Durch die gemeinsamen Gespräche und die Arbeit in Kleingruppen haben sich drei prägende Themenstränge herausgebildet, die natürlich auch die bisherigen Forschungsergebnisse berücksichtigen: Die Themenbereiche „Bewegung und Mobilität“, „Kommunikation“ und „Emotionales“ sollen drei Erzählebenen in der zukünftigen Ausstellung repräsentieren und die Vielseitigkeit des Alters bzw. auch die Individualität und persönlichen Bedürfnisse des Alterns, Wohnens und Lebens zeigen. Dazu gehören persönliche Lebensgeschichten und Erinnerungen, die handschriftlich, per Computer, mit einer Zeichnung oder fotografisch festgehalten worden sind. Haushaltsgegenstände wie ein Löffel, ein Nussknacker, ein Teigrad, eine Schere, ein Schweizer Taschenmesser etc., die viel mehr als ihre eigentliche Funktion zu erzählen haben. Bücher und Fahrräder, die geistigem und körperlichem Stillstand entgegenwirken. Oder auch ein Klavier und handgestrickte Socken, die für Wohlfühlen und Wärme sorgen.
Die hier angeführten Beispiele symbolisieren jedoch nur einen kleinen und individuellen Zugang der inhaltlichen Auseinandersetzung des Projektes „Altersgeschichten“.

CIRAC

Das Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung der Uni Graz (kurz CIRAC) unterstützt das Projekt von Anfang an mit wissenschaftlicher Expertise und Input von außen. Ebenso leitete das CIRAC-Team einen Workshop mit dem Titel „Altes Ding! Alltags-Dinge der Vergangenheit. Alters-Dinge der Zukunft“. In diesem Workshop wurden Fragen nach der Zukunftsgestaltung im Alter sowie der Digitalisierung von Frauen 50+ nachgegangen. Aus den Ergebnissen wurde ein Kartenspiel von den Teilnehmerinnen angefertigt.
Ein weiterer wichtiger Punkt war der Evaluierungsworkshop Mitte Juni, zu dem Ulla Kriebernegg und Anna Kainradl von CIRAC geladen haben. Gemeinsam mit Expert*innen und dem Team des Volkskundemuseums wurden der bisherige Verlauf des Projektes, offene Fragen und weitere Schritte besprochen und diskutiert.

Jugend am Werk

Ebenso besteht ein reger Austausch mit „Jugend am Werk“ hinsichtlich der Auseinandersetzung des Alterns (und Wohnens) von Menschen mit Behinderung. So fanden bereits Treffen sowohl im Museum als auch in den Räumlichkeiten von „Jugend am Werk“ statt. Ein besonderes Highlight war der Workshop „Älter werden“, der von Klient*innen von „Jugend am Werk“ ins Leben gerufen wurde, um verschiedene Fragestellungen rund um das Altern zu diskutieren. Dabei ging es vorrangig um rechtliche Fragestelllungen bis hin zur Auseinandersetzung mit dem Tod.

TU-Wohnbau

Eine Lehrveranstaltung des Instituts für Wohnbau der TU Graz unter der Leitung von Andreas Lichtblau widmet sich dem Thema des Wohnens im Alter unter prekären Umständen. Mit dem Titel housing 2nd – zur Bekämpfung von Obdachlosigkeit – wurden Studierende dazu animiert, bestehende (Wohn-)Leerstände zu suchen und diese umzuwidmen. Dadurch sollen Zugangsbarrieren im Hinblick auf leistbares Arbeiten und Wohnen überwunden werden, um neue Perspektiven für das Leben im Alter zu schaffen. Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung im Alter hat eine enorme Brisanz, verstärkt durch eine immer älter werdende Gesellschaft. Dabei geht es um monetäre Schwierigkeiten, soziale Deprivation und generationsübergreifende Interaktionen.

Erzählcafés

Bisher gab es zwei inhaltliche Erzählcafés, die zum einen vor Ort im Museum und zum anderen in einem Pflegewohnheim in Graz stattfanden. Die Resonanz und der Austausch mit den teilnehmenden Personen zu den Themen „Alter(n) und Wohnen“ waren geprägt von einer großen Bandbreite an Erzählungen und Emotionen. Viele Geschichten wurden erzählt, viele Fragen gestellt und Antworten gegeben. Die Erzählungen reichten von Kindheitserinnerungen vom Aufwachsen bis hin zu Wunschträumen für zukünftige Generationen, bei denen sich auch mal Tränen der Freude oder Trauer zeigten.

Schreibwerkstatt Gratwein

Eine weitere thematische Auseinandersetzung vor Ort im Museumslabor lieferte die biografische Erzähl- und Schreibwerkstatt Gratwein-Straßengel unter der Leitung von Maria Fromm und Stefan Schmied. Sie luden dazu ein, persönliche Geschichten zum Wohnen und Altern zu schreiben, wobei der Bogen von der Kindheit bis in die Zukunft gespannt wurde. Mit den Fragestellungen „so bin ich aufgewachsen“ hin zu „so will ich Alt werden“ setzte sich eine knapp fünfzehnköpfige schreibfreudige Gruppe auseinander.

Weitere Aktivitäten

Workshop mit der HLW/FSB Mureck – Fachschule für Sozialberufe

Gemeinsam mit Schüler*innen zwischen 15 und 18 Jahren wurde das Thema „Alter & Pflege“ diskutiert und beforscht. Ein Schwerpunkt war dabei die Zukunft der Pflege und die Wünsche und Perspektive der Jugendlichen in diesem Arbeitsbereich.
 

Präsentation: „Als die Welt in Ordnung war: Imaginationen der 1970er-Jahre“
 

Im Rahmen einer Lehrveranstaltung am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Karl-Franzens-Universität Graz haben Studierende ein Semester lang Fragen an die Siebzigerjahre gestellt. Das Finale der Lehrveranstaltung fand im Volkskundemuseum statt – mit einigen zeittypischen Objekten, einem Erzählcafé und einer Open Lecture.

Vortrag von Gabriele Schrümpf: Altern im urbanen Raum. Bürgerliche Lebenswelten alleinlebender Senior*innen

Basierend auf der kulturanthropologischen Untersuchung im Rahmen ihrer Masterarbeit befasste sich Gabriele Schrümpf mit den Lebenswelten, Konzepten und Strategien alleinlebender Senior*innen aus dem bürgerlichen Milieu im urbanen Raum. Ziel dieser Forschung war es, herauszufinden, wie alleinlebende und -stehende Senior*innen sich und ihr Leben organisieren. Welche Optionen für Kontakte, Kommunikation, Freizeit und Pflege mentaler und körperlicher Gesundheit haben sie? Welche Hilfestellungen gibt es? Wie sieht Zufriedenheit im Leben als älterer Mensch aus? In der an den Vortrag anschließenden Diskussion wurden Themen wie etwa die Selbstständigkeit im Alter, die sozialen Netzwerke, die Frage der Leistungsfähigkeit und auch die Bedeutung der finanziellen Möglichkeiten besprochen.

Ausblick

Die bisherigen Rückmeldungen von Teilnehmer*innen, Besucher*innen, Gesprächspartner*innen, Organisationen etc. sind mehr als nur positiv. Immer mehr Menschen wollen Teil des Projektes sein und einen Beitrag zur werdenden Ausstellung beisteuern. Eine weitere konkrete Möglichkeit für Teilhabe und Austausch besteht vom 16. bis 18. September 2025 im Volkskundemuseum am Paulustor. So findet am 16. und 17. September ein zweitägiges Symposium – organisiert von der „Age und Care Research Group Graz“ in Kooperation mit dem Volkskundemuseum – statt. Unter dem Titel „Altersgeschichten: Wohnen – Sorgen – Leben“ gibt es ein breites Programm, das unter www.ageandcaregraz.at zu finden ist. Am Do., 18. September 2025, findet von 10:00-14:30 Uhr der vierte inhaltliche Workshop statt. Für beide Veranstaltungen wird um Voranmeldung gebeten. Außerdem sind bis zum 8. Dezember 2025 („Forschungsende“) noch verschiedene Veranstaltungen geplant, wodurch sich die Inhalte und Ergebnisse laufend aktualisieren.

 

Kooperationspartner

CIRAC – Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care- Forschung der Karl-Franzens Universität Graz

Inklusion und Outreach Universalmuseum Joanneum

Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Karl-Franzens Universität Graz

Institut für Wohnbau, TU Graz

Migrant:innenbeirat der Stadt Graz

Senior:innenbüro der Stadt Graz

Studio Magic

Vermittlungsteam Volkskundemuseum

„Die wilden Alten: Eine kreative Eingreiftruppe zur Rettung der Welt“

Einblicke

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