Vitrine 1

Von gestern

Bergmann aus der Hallstattzeit, um 700 v. Chr.

 

Warum beginnt die Erzählung im Trachtensaal mit einer Figur aus der Hallstattzeit?

Als Hallstattzeit wird die ältere Eisenzeit ab etwa 800 bis 480 v. Chr. bezeichnet, die sich im Raum der Alpen aus der Urnenfelderkultur entwickelt hatte. Der schwedische Prähistoriker Hans Hildebrand hatte um 1874 die Bezeichnung und den Vorschlag entwickelt, innerhalb der Eisenzeit zwei Kulturen zu unterscheiden, nämlich die Hallstatt- und die Latènezeit. Mit dem Bergmann aus der Hallstattzeit hatte Viktor Geramb nicht nur das Salzkammergut, sondern auch den für die Steiermark von jeher wichtigen Werkstoff Eisen gewürdigt.

Den Brustfleck aus Fell, die Beinumwicklung, Lederriemen und die Schnürschuhe für den Bergmann hatte Geramb auf Grundlage historischer Text- und Bildquellen nachempfunden, die Ziegenfellmütze entsprechend den eisenzeitlichen Funden am Dürrnberger Salzberg bei Hallein. Die Bundschuhe beschrieb der Volkskundler ausführlich im Steirischen Trachtenbuch, für ihn waren Schuhe ein elementarer Bestandteil „trachtlicher Kleidung“. Anfänglich trug die Figurine auch einen ponchoartigen Überwurf.
 

Wie würde diese Figur heute ausgestattet werden?

Archäolog*innen würden das Oberteil heute zumeist länger rekonstruieren, basierend auf szenischen Darstellungen auf bronzenen Gefäßen. Auch hätte die Figurine längere Ärmel, da im Hallstätter Bergwerk eine Ärmelborte gefunden wurde. Für Brustflecke aus Fell gibt es keine Evidenz. Bei vielen Textilfunden aus Hallstatt sind Farben sichtbar, deshalb würde eine heutige Rekonstruktion auch bunter ausfallen.

Bergmann aus der Hallstattzeit um 700 v. Chr.

Bildinformationen

Figurine

vermutlich Alexander Silveri

Kleidung

Melitta Maieritsch

Entstehungszeit

1937/38

Foto

N. Lackner/UMJ

Text

Birgit Johler, mit Dank an Helga Rösel für Informationen zu den Hallstätter Funden.

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Norikerin, um 130 n. Chr.

 

Wie kam es zu der Darstellung der Norikerin und ihrer Kleidung?

Die Figurinen und Kleidungsstücke der Norikerin und des Norikers hatte Viktor Geramb auf Basis des Römerreliefs in der Kirche des Hl. Martin in Greith bei Neumarkt (Bezirk Murau), von Funden in Unzmarkt (Bezirk Murtal) und eines Denksteins aus Flavia Solva anfertigen lassen. Besonders das gewundene Kopftuch, die „Norische Haube“, interessierte ihn.  Für ihn stellte sie eine „stammestrachtliche Sondererscheinung“ dar, eine „Volkstracht im engeren Sinn“. In ihrer damaligen Bedeutung und Popularität verglich er sie mit dem „Ausseerhut“. Schließen und Gürtel interessierten ihn weniger, sie waren für ihn Kunstwerke, die allzu sehr den kunsthandwerklichen Strömungen unterworfen waren.


Heutiger Wissensstand

Auch heute dienen Grabsteine als Quelle für das Wissen um norisch-pannonische Kleidung, Kleidungsbestandteile wie Schließen („Fibeln“) und Gürtelschnallen aus Gräbern ergänzen dieses Wissen. Langärmelige Tuniken für Frauen und ein gefibeltes Übergewand sind häufig auf Reliefs zu finden. Der bei der Norikerin rekonstruierte Gürtel findet sich bei sogenannten Dienerinnerindarstellungen, wie zum Beispiel auf dem Relief mit Dienerin aus St. Donat (Kärnten). Als Kopfbedeckung kommen hingegen nicht nur eine, sondern zwei Varianten in Betracht: Eine fix geformte Haube oder ein rechteckiges Tuch, das um den Kopf gewickelt wurde.

Bildinformationen

Figurine

Alexander Silveri

Fassung

Erich Hönig

Kleidung

Melitta Maieritsch

Entstehungszeit

1936/37

Foto

N. Lackner/UMJ

Text

Birgit Johler, mit Dank an Helga Rösel für Informationen zur Darstellung der Norikerin und des Norikers.

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Noriker, um 130 n. Chr.

 

Wie kam es zu der Darstellung des Norikers und seiner Kleidung?

Die Figurinen und Kleidungsstücke der Norikerin und des Norikers hatte Viktor Geramb auf Basis des Römerreliefs in der Kirche des Hl. Martin in Greith bei Neumarkt (Bezirk Murau), von Funden in Unzmarkt (Bezirk Murtal) und von einem Denkstein aus Flavia Solva anfertigen lassen. Die römischen Steindenkmäler aus der Provinz Noricum zeigen Männer oft in Toga, jedoch selten ganze Figuren. Mit den für diese Figurinen verwendeten Grundstoffen Filz, Loden und Leder lieferte Viktor Geramb auch Beispiele für die in der jüngeren Eisenzeit und der römischen Zeit verwendeten Materialien.
 

Heutiger Wissensstand

Die Quellen für die norisch-pannonische Kleidung stammen hauptsächlich von Grabsteinen. Eine der wenigen Darstellungen, die einen ponchoähnlichen Mantel zeigen, ist der 1848 in Weisenau bei Mainz (D) gefundene Grabstein des Blussus und der Menimane (datiert 14–54 n. Chr.). Ein auf einer Schulter gefibelter Rechtecksmantel sowie eine langärmelige Tunika sind beispielsweise auf dem Grabporträt eines Ehepaares aus Seggauberg/Steiermark dargestellt (datiert 200–230 n. Chr.)

Bildinformationen

Figurine

Alexander Silveri

Fassung

Fritz Silberbauer

Kleidung

Melitta Maieritsch

Entstehungszeit

1936/37

Foto

N. Lackner/UMJ

Text

Birgit Johler, mit Dank an Helga Rösel für Informationen zur Darstellung der Norikerin und des Norikers.

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