Der Landbürger aus Weißkirchen bei Judenburg (Vitrine 7) soll einer Museumserzählung nach Viktor Geramb darstellen. Zumindest familiäre Verbindungen sind nach Judenburg nachgewiesen. Die berufliche Laufbahn des gebürtigen Deutschlandsbergers beginnt 1907 im Steiermärkischen Landesarchiv. Geramb beschäftigte sich hier mit regionalen Adelsarchiven und forschte nebenbei zu Rauchstube und Volkslied. 1909 erhielt er eine zentrale Stelle als Sekretär im Landesmuseum Joanneum und heiratete Frieda Suppan, die für ihn auch arbeiten sollte. 1913 gründete Geramb eine neue Abteilung für die Volkskundliche Sammlung im Joanneum. Neben der Einrichtung und Leitung des Volkskundemuseums und des Steirischen Heimatwerks (ab 1934) war der Volksbildner und Trachtenforscher auch führend aktiv im deutschnationalen „Verein für Heimatschutz in Steiermark“ und im völkisch orientierten „Deutschen Schulverein Südmark“. Geramb war katholisch gesinnt und Mitglied der alldeutschen Burschenschaft Gothia in Graz.
Als Universitätslehrer hielt er seit 1924 volkskundliche Vorlesungen und wurde 1935 zum ordentlichen Professor ernannt, u. a. wegen der Konjunktur des Faches „Deutsche Volkskunde“. Reichsdeutsch gesinnt, begrüßte Geramb zunächst den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, allerdings wurde er im Oktober 1938 von seinem universitären Lehramt beurlaubt und wenig später in den Ruhestand versetzt – zu offenkundig war wohl seine Mitarbeit im „autoritären Ständestaat“ gewesen. Im Museum konnte er eingeschränkt weiterarbeiten.
Geramb vertrat zeitlebens eine „angewandte Volkskunde“. Nach 1945 verbündete er sich mit volkskundlichen Kolleg*innen, darunter ehemalige Nationalsozialist*innen, um gegen die Erneuerer im Fach anzutreten.