Von weiblichen Zeiten und den Orten ohne Intimität
Unterhose, gestrickte Monatsbinde, Monatsgürtel
Alleine ist man eigentlich nur gewesen, wenn man einen Weg g’habt hat. Und am Häusl. Sonst war eigentlich immer wer um einen herum, oder es hat immer wer hereinkommen können. Auch für deine eigenen Sachen hast nur in deiner Truhe oder in deinem Kasten Platz g’habt. Wenn man die zugesperrt hat, hat’s geheißen, du hast Geheimnisse. Wenn man seine Sachen nicht weggesperrt hat, hat a jeder dazukönnen.
Sogar im Bett hat kaum wer allein geschlafen. Nur in der Wiege bist allein gelegen, und wenn du zum Sterben warst. Oft bist auch als ein Gesunder neben einem Kranken gelegen. Dann warst halt auch bald krank. Soviel Betten hat’s ja im Haus nicht geben. Da hat man alles mitbekommen. Wenn zwei ein Kind gemacht haben, das hat man gehört, und wenn die Frau es dann bekommen hat, hast sie auch stöhnen gehört und hast des Blut gesehen im Bett und oft auch daneben, und im Waschtrog sind die Tücher eing’weicht gewesen.
Wenn eine Frau ihr monatliches Unwohlsein g’habt hat, da hast das natürlich auch mitbekommen, wennst neben ihr im Bett gelegen bist. Und auch sonst. Die eine war grantig, die andere hat Kopfweh g’habt. Und nachher sind die ganzen Fetzen auf dem Wäschestrick gehängt. Die hat jede schnell für sich ausgewaschen, heimlich. Denn das war einer jeden peinlich.
Hörstation Konzept und Texte: Eine fiktive Erzählung über gewöhnliche Dinge des Alltags von Eva Kreissl und Roswitha Orac-Stipperger
Volkskundemuseum
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