Von der Länge der Nacht und dem Segen des Petroleums
Spanhalter Petroleumlampe
"Im Winter ist’s um fünfe finster. Früher hat es ja auf dem Land kein Licht auf dem Hof oder Straßenlaternen gegeben. Aber in der Stube, da war’s hell. Wie hell, das war davon abhängig, was drinnen getan worden ist. Die Frauen wollten immer viel Licht haben, wenn eine gestickt hat oder eine andere feine Arbeit gemacht hat. Zum Spinnen und Stricken haben sie nicht so viel sehen müssen. Das geht ja mehr nach Gefühl.
Für die Kienspäne nimmt man am besten Kiefern- oder Fichtenholz, und zwar eines, wo die Rinde verletzt ist. Denn da ist besonders viel Harz drin. Wenn man viel Licht gebraucht hat, hat man den Span an’zunden und mit der Flamme nach unten in den Halter gesteckt. Wenn man nur so zusammengesessen ist, hat es ja nicht so hell sein müssen. Da hat man den Span so rein’geben, dass er von oben brennt. Da ist dann die Flamme kleiner und das Holz verbrennt langsamer. Wie bei den Zündhölzern.
Und dann sind die Petroleumlampen auf’kommen. Das war ganz was anderes. Da war gleich der ganze Raum viel heller, wegen dem Glasschirm. Putzen hat man den halt müssen, wenn Ruß drauf war. Und wie hell es hat werden sollen, das hat man mit dem kleinen Radl reguliert. Damit geht der Docht hinauf und hinunter. Gerochen hat das Petroleum nicht gut, aber wir sind länger beinander g’sessen am Abend, weil wir besser gesehen haben und nicht so früh müd’ g’wesen sind."
Hörstation Konzept und Texte: Eine fiktive Erzählung über gewöhnliche Dinge des Alltags von Eva Kreissl und Roswitha Orac-Stipperger
Volkskundemuseum
Paulustorgasse 11-13a
8010 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9810
volkskunde@museum-joanneum.at
Öffnungszeiten
Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr
Ausnahmsweise geschlossen: