Vitrine 3

Geschichte wird gemacht

Obersteirischer Hirte, um 1320

Diese Figurine ist nach einem Altarflügelbild in St. Lorenzen ob Murau rekonstruiert, das auch als Farbskizze von Konrad Mautner in das Steirische Trachtenbuch Eingang gefunden hat. Die von Alexander Silveri geschaffene Figurine ist seit dem Studienprojekt Unheimlich heimisch des Instituts für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Graz im Jahr 2016 hausintern auch als „Quasimodo“ bekannt. Offenbar erinnerte sein Aussehen an die populären Darstellungen des bekannten fiktionalen Charakters in Victor Hugos Roman Der Glöckner von Notre-Dame.

 

Seine Kleidung, ebenfalls im Wesentlichen von Melitta Maieritsch gefertigt, besteht aus ledernen Bundschuhen, Fußflecken, lodenen Beinlingen, einem Leibrock aus braunem Loden mit einem schmalen Ledergürtel sowie einer „Gugel“ – einer Kapuze, die vor allem von Hirten getragen wurde.

 

 

Bildinformationen

Figurine

Alexander Silveri

Entstehungszeit

1936/37

Foto

N. Lackner/UMJ

Text

Alina Rettenwander

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Jäger um 1330

 

Die Figurine des Jägers um 1330 ist nach einer Abbildung in der im Stift Seckau erhaltenen Handschrift Chrysostomus supra Mattheum gefertigt. Sie zeigt einen Jäger bei der Hirschjagd. Die von Alexander Silveri gefertigte und von Melitta Maieritsch eingekleidete Figurine erfuhr im Laufe der Zeit einige Veränderungen: So hatte sie ursprünglich eine Kapuze, ähnlich jener des Obersteirischen Hirten.

Kleidertausch

Zwischen 1985 und 1999 trug diese Figurine allerdings völlig andere Kleidungsstücke: Die damalige wissenschaftliche Leiterin des Museums, Maria Lackner-Kundegraber, bekleidete ihn mit einer blauen Baumwollschürze, einem weißen Hemd mit dunkler Hose und einem Hut. Als letzte Figur im Trachtensaal war der Steirische Bauer im Arbeitsgewand aus 1970 ein Hinweis auf die damals aktuelle Gegenwartsorientierung der Volkskunde. Im Zuge der Umgestaltung des gesamten Museums zur Wiedereröffnung im Jahr 2003, die auch zur Rekonstruktion des Trachtensaals aus den 1940er-Jahren führte, wurde der Steirische Bauer wieder zum Jäger um 1330, der seine Kleidung bis heute trägt – alles bis auf die Gugel (Kapuze).

Bildinformationen

Figurine

Alexander Silveri

Entstehungszeit

1936/37

Foto

N. Lackner/UMJ

Abb.:

Einrichten des Jägers um 1330, vermutlich Melitta Maieritsch im Vordergrund, um 1938, Christa Silveri-Royer

Text

Alina Rettenwander

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Sensenschmied aus der Wasserleith bei Knittelfeld, 1463

 

Die Figurine des Sensenschmiedes ist nach einem Fresko in der Kirche von St. Marein bei Knittelfeld rekonstruiert. Das Fresko wurde 1930 von Fritz Silberbauer mit Ölfarbe auf Leinwand kopiert und ist Teil der Sammlung im Volkskundemuseum. Darauf sind sowohl die Gesichtszüge des Sensenschmiedes als auch sein Werkzeug und seine Kleidung zu sehen. Diese besteht aus lodenen Beinlingen, Lederschuhen mit Schnabelspitze, einem Wetterfleck, einem Lederschurz sowie einem Überrock, die teilweise von Melitta Maieritsch sowie vom Schuh- und Hutmacher gefertigt wurden. Auch der weiße Filzhut ist dem Fresko nachempfunden und eine Rekonstruktion der 1930er-Jahre.

Der Beruf des Sensenschmiedes hatte seit dem Mittelalter große Bedeutung, war doch die Sensenerzeugung ein wichtiger Zweig der historischen Eisenverarbeitung. So sauber wie die Kleidung der Figurine war sie wohl nur an Sonntagen oder zu besonderen Anlässen. Die Arbeit dieser Handwerker war schweißtreibend und schmutzig.

Bildinformationen

Figurine

vermutlich Alexander Silveri

Entstehungszeit

1936/37

Foto

N. Lackner/UMJ

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Alina Rettenwander

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Bauernmädchen, um 1490

 

Das Bauernmädchen fällt vor allem durch seine bunte Kleidung auf, die einem Kalenderbild des Monats Juni in einem St. Lambrechter Brevier vom Ende des 15. Jahrhunderts entspricht. Melitta Maieritsch hat auch dieses Gewand nach Anleitungen von Viktor Geramb angefertigt. Die auffallende Farbe des Kleides – ursprünglich ein Grün, wegen Lichtschäden in den ersten Jahrzehnten der Präsentation jedoch verändert – war im Mittelalter nur Händlern, Bankiers und dem Adel vorbehalten.

Ein neues Gesicht

Ursprünglich trug die Figurine einen Kopf mit offenem, halblangem und rötlichblondem Haar. Mitte der 1980er-Jahre wurde dieser ausgetauscht – seither trägt sie einen Kopf, der früher zur Bäuerin aus dem oberen Murtal gehörte und nach einer Darstellung der heiligen Notburga gefertigt wurde. Die Haare ziert ein Blumenkranz aus Papierblumen, auch Schapel genannt. Dabei handelt es sich um einen Mädchen- bzw. Brautkranz, der – wie auch die goldenen Verzierungen von Halbmond und Sternen auf dem roten Brustlatz – auf die Zeichnung des Kalenderblattes Juni zurückgeht.

Bildinformationen

Figurine

Alexander Silveri

Entstehungszeit

1936/37

Foto

N. Lackner/UMJ

Text

Alina Rettenwander

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Obersteirerin im Kirchgangskleid, 1636

 

Die Figurinen der Obersteirerin und des Obersteirers im Kirchgangskleid von 1636 sind nach einem Votivbild aus der Wallfahrtskirche Maria Rehkogel bei Bruck an der Mur gefertigt. Auf diesem Bild sieht man das Paar kniend und betend, mit einem Rosenkranz in den Händen.

Die Figurine wurde von Alexander Silveri, die Kleidung von Melitta Maieritsch gefertigt. Eine Besonderheit an dieser Trachten-Darstellung ist der Hut der Obersteirerin – ein sogenannter „Krimskrams“ aus einem strohgeflochtenen Teil. Der Hut ist keine Nachbildung, sondern wurde im 19. Jahrhundert von Theodor Ferstner erworben und durch eine Amtsübernahme 1921 in das Museum aufgenommen. Der Kleidung der Obersteirerin im Kirchgangskleid wurden bürgerliche Elemente hinzugefügt: Dazu zählen die Halskrause und die Jacke – ein „Schäubl“.

Bildinformationen

Figurine

Alexander Silveri

Entstehungszeit

1936/37

Foto

N. Lackner/UMJ

Text

Alina Rettenwander

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Obersteirer im Kirchgangskleid, 1636

 

Die Figurinen des Obersteirers und der Obersteirerin im Kirchgangskleid von 1636 sind nach einem Votivbild aus der Wallfahrtskirche Maria Rehkogel bei Bruck an der Mur gefertigt. Auf diesem Bild sieht man das Paar kniend und betend, mit einem Rosenkranz in den Händen.

Die Figurine wurde von Alexander Silveri gefertigt und die Kleidung von Melitta Maieritsch im Auftrag von Geramb rekonstruiert. Seine Kleidung zeigt, ebenso wie die der Obersteirerin, bürgerliche Elemente: So spricht Geramb von „Einflüssen der deutschen Bürgerschaube“, wenn er sich auf den Rock bezieht. Auch der Halskragen – „Beffchen“ genannt – geht auf einen bürgerlichen Kleidungsstil aus der Reformationszeit zurück.

Bildinformationen

Figurine

Alexander Silveri

Entstehungszeit

1936/37

Foto

N. Lackner/UMJ

Text

Alina Rettenwander

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