Interessante Pilze der südsteirischen Thermenregion Teil 2
von Mag. Detlef Prelicz
Das Untersuchungsgebiet reicht von der Weinebene über die südsteirischen Thermen bis ins südliche Burgenland. Dabei werden neben den thermophilen Wäldern die Parkanlagen der Thermen, die Schutzwiesen verschiedener Umweltprojekte und die noch häufig vorkommenden ungedüngten Waldränder auf Pilzvorkommen durchsucht.
Im Vortrag wurden aus wichtigen Pilzgruppen einige Vertreter gezeigt.
Aus der Gruppe der Ascomyceten Hypoxylon ticinense gibt es die Kleinsporige Kohlenbeere. Ihr Aussehen unterscheidet sich grundsätzlich von dem anderer Kohlenbeeren. Haben die meisten dieser auf Holz vorkommenden harten Pilze eine kugelige Form, so bildet diese Art flächige Überzüge. Ein besonderes Merkmal ist der cremeweiße sterile Rand und die nach innen leuchtend gelborange kräftige Färbung. Auch kann sich über den vorjährigen Fruchtkörper eine neue Fruchtschicht darüber legen, sodass mit der Zeit eine mehrjährige Schichtung entsteht.
Gut bekannt ist aus der Gruppe der Schildborstlinge der Holz-Schildborstling (Scutellinia scutellata) mit längeren Randborsten. Von den über 30 Vertretern sind viele selten wie Scutellinia subhirtella Svrcek, der Faststruppige Schildborstling, der nur kurze Randborsten besitzt und dessen Sporen größer sind.
Ein weiterer Ascomycet ist Hypomyces aurantius, der Goldgelbe Schmarotzer-Pustelpilz, dessen Fruchtkörper runde Scheiben von 0,3–0,4 mm Durchmesser bildet, die in einem goldgelben Mycelfilz eingebettet sind. Die Oberfläche dieser Einzelfruchtkörper ist orange, glatt bis fein kleiig.
Aus der Gruppe der Basidiomyceten gibt es unter den Aphyllophorales das bekannte Judasohr (Auricularia auricula-judae), das auch gerne gegessen wird. Eine kleine ähnliche Art ist das Judas-Öhrchen oder der Pappel-Becherrindenschwamm (Auriculariopsis ampla), der aber ungenießbar ist.
Bei den Porlingen gibt es neben Arten mit kreisrunden Poren auch Vertreter mit labyrinthisch zerschlitzten Poren wie Schizopora paradoxa, den veränderlichen Spaltporling oder Daedalea quercina, den Eichenwirrling.
Unter den Bauchpilzen ist die Stinkmorchel (Phallus impudicus) häufig und einer der wenigen Pilze, die man nach dem Geruch finden kann. Der starke Aasgeruch lockt Fliegen an, die die Sporen verbreiten. Nicht so stark riecht die Hundsrute (Mutinus caninus). Sie ist kleiner, der Fruchtkörper hat eine Gesamtlänge von 150 mm, der sporentragende eichelförmige Kopfteil – die Gleba – ist schleimig, weich, dunkeloliv, der Geruch nur schwach unangenehm, der Scheitelpunkt ist gelborange. Die Gleba sitzt auf dem Rezeptaculum, das bei der Reife stark gedehnt wird. Das Rezeptaculum hat reif einen Durchmesser von 17 mm. Die Reste der Peridie bilden an der Stielbasis eine Volva.
Die Röhrlinge sind in unserem Thermengebiet mit sehr vielen Arten vertreten, unter ihnen gibt es eine Rarität, den Weinroten Purpurröhrling (Boletus rhodopurpureus), der in Österreich sehr selten ist. Er ist einer der farbenprächtigsten Pilze. Der Hut ist in der Aufsicht elliptisch, 85 mal 70 mm, tief eingestülpt, mit gehirnwindungsähnlichen Unterteilungen, die Oberfläche warzig, kupferfarben bis altrosa, am Scheitel braun verfärbend, bei Berührung blauschwarz fleckend. Der Rand ist stark eingebogen, scharf, wellig. Die Röhren sind olivgelb und beim Anschnitt sofort blauend, die Poren sind dunkel weinrot, zum Rand hin orange bis gelb. Das Fleisch ist im Schnitt gelb, nach Sekunden sofort dunkelblau verfärbend, die Stielbasis färbt sich dunkelrot. Nach einigen Stunden wird das Fleisch hell ziegelrot.
Auch die Blätterpilze sind mit seltenen und wärmeliebenden Arten vertreten.Stropharia rugosoannulata, der Rotbraune Riesenträuschling oder die Braunkappe ist ein großer Speisepilz, der auf umgepflügten Feldern in großen Mengen vorkommt. Der Hut kann bis 10 cm im Durchmesser groß werden, ist jung stark eingerollt bis fast halbkugelig, und auch im reifen Zustand ist der Rand scharf und eingerollt. Die Oberfläche ist glatt, leicht glänzend, jung dunkel weinrot mit Brauntönen, älter nach ockerbraun bis lichtbraun ausblassend. Das Fleisch ist weiß, dickfleischig, im Schnitt leicht gelblich überhaucht, der Geschmack ist mild, der Geruch etwas unangenehm gasartig, er vergeht aber beim Kochen. Ein interessanter Täubling ist der Morsetäubling (Russula illota). Er hat seinen Namen von den dunkel gepunkteten Lamellenschneiden, die wie beim Morsealphabet mit kurzen Linien abwechseln. Er riecht nach Mandeln und schmeckt scharf.
Aus der großen Zahl der Inocyben oder Rißpilze, die schwer bestimmbar sind und die auch makroskopisch bis auf wenige Ausnahmen sehr ähnlich ausschauen werden zwei Vertreter ausgewählt. Inocybe phaeodiscavar. phaeodisca, der Cremerandige Rißpilz gehört zur Gruppe der Cortinatae, die einen Schleier – eine Cortina – haben, dafür fehlen ihnen die Kaulozystiden am Stiel oder sie sind nur in einer schmalen Zone an der Stielspitze vorhanden. Zu den Cortinatae gehört auch der Braunviolette Rißpilz (Inocybe phaeocomis var. phaeocomis), der im frischen Zustand einen violett gefärbten Stielmittelteil hat. Leider vergeht diese Färbung relativ rasch und dann ist die Bestimmung fast unmöglich. Man muss sich daher schon bei der Aufsammlung entsprechende Notizen machen.
Zum Schluss noch zwei Schleimpilze Arcyria minuta, und die sehr ansprechenden reifen Fruchtkörper von Didymium clavus. Die schüsselförmigen Fruchtkörper haben einen Durchmesser von nicht einmal 1 mm, der weiße Überzug besteht aus Kristallen.
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Mag. Detlef Prelicz
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