Mineraliensystematik und Mineralschätze

Die beiden historischen Räume mit der ursprünglichen Mineraliensystematik nach Tschermak gehen noch auf das späte 19. Jahrhundert zurück.

Mitten in diesem reich verzierten Ambiente steht ein mehrere Meter langer Arbeitstisch, an dem sich Besucherinnen und Besucher an zehn Stationen in der Bestimmung von Mineralien versuchen können.

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Über 200 Jahre gewachsen – die Internationale Systematische Mineraliensammlung

Die Internationale Mineraliensystematik wird oft als „Keimzelle des Joanneums“ bezeichnet, weil sie aus der Privatsammlung Erzherzog Johanns hervorgegangen ist. Die Präsentation war bereits ab 1811, dem Gründungsjahr des Hauses, als kombinierte Schau- und Studiensammlung für den Unterricht an der damaligen naturwissenschaftlich-technischen Lehranstalt Joanneum konzipiert.

Der erste Kustos und Professor für Mineralogie war Friederich Mohs, der hier in Graz auch die Mohs’sche Härteskala entwickelte. Diese ist trotz vieler neuerer Härtemessmethoden, die technisch wesentlich präziser und nachvollziehbarer sind, weltweit bekannt und vor allem in der Edelsteinkunde noch immer sehr aussagekräftig.

Mineralsystematik nach Tschermak

Der überwältigende Eindruck der Aufstellung entsteht durch die große Objektanzahl und deren Vielfalt. Die 36 Vitrinen zeigen mehr als 700 Mineralarten mit ca. 3.500 Mineralstufen aus der ganzen Welt. In den beiden historischen Räumen, dem Stucksaal, der im 18. Jahrhundert der Musiksaal war, und im angrenzenden (möglicherweise) Billardsaal befindet sich noch dieses Originalmobiliar, das der Erzherzog aus Schloss Schönbrunn mitgebracht hatte.

Darin ist heute eine „Mineralsystematik nach Tschermak“ aus dem Ende des 19. Jahrhunderts zu sehen. Diese sehr selten anzutreffende Ordnung basiert auf einer Kombination von chemischer Zusammensetzung der Mineralien und theoretischen Überlegungen zu den inneren Symmetrien der Kristallstrukturen. Dabei sind von jeder gezeigten Mineralart nach damaligen Möglichkeiten immer mehrere Objekte vertreten.

Beginnend mit schönen Kristallen reicht der Bogen bis zu den oft völlig unscheinbaren Vertretern, die in der Natur aber meist den „Normalfall“ darstellen. Dieses Prinzip zeigt sehr gut den ursprünglichen Zweck der Sammlung – nämlich die Nutzung als Studien- und Vergleichssammlung für die Lehranstalt am Joanneum.

Im Zuge der Wiederinstallierung nach dem spektakulären Umbau des Joanneumviertels wurde der Charakter dieses Teils der Mineraliensammlungen völlig gleich belassen, da es sich um eine der wenigen Sammlungen in Europa handelt, die noch im Originalambiente des 19. Jahrhunderts zu bewundern sind. Die präsentierten Stücke zeigen somit sehr gut den Stand der mineralogischen Funde vor etwas mehr als 120 Jahren, mit einem Schwerpunkt auf den Fundstellen und Lagerstätten der ehemaligen k. k. Monarchie.

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Im zweiten Saal befindet sich eine historische Mittelvitrine, die eine Sammlung von Kristallmodellen aus dem 19. Jahrhundert und eine ebenfalls für die damalige Zeit typische Kennzeichensammlung enthält. Darin sind z. B. ungewöhnliche Mineralfarbbezeichnungen wie seladongrün, karmesinrot, isabellgelb und himmelblau zu finden.

Eine Reihe der Pultvitrinen zeigt darüber hinaus einen interessanten Ausschnitt aus der Meteoritensammlung – großteils historisch und klein, aber fein. Jährliche Neuerwerbungen für die Systematische Sammlung, deren überwiegender Teil im Sammlungsdepot in Graz-Andritz liegt, werden im ständigen Wechsel präsentiert.

Im Stucksaal gibt eine moderne Mittelinstallation informative Hinweise darauf, unter welchen Aspekten sowohl die glitzernden als auch die unscheinbaren Mineralien betrachtet werden können. Dies soll die Blicke der Betrachterinnen und Betrachter in der Fülle des Gezeigten etwas lenken.

Gleichzeitig ist der Inhalt der acht kleinen Vitrinen auch eine Übersicht, welche Untersuchungen nötig sind, um ein Mineral zu bestimmen und an der richtigen Stelle in eine Systematik einzuordnen. Der andere Teil dieser Mittelinstallation ist als mehrteilige Werkbank konzipiert, an der man Mineralbestimmungsmethoden näher kennenlernen und auch ausprobieren kann.

Rauchquarzkristall

In der Glocknerwand, nordwestlich der Hofmannspitze, Osttirol, fand Stefan Obkircher 1994 auf 3.575 Metern Seehöhe eine große alpine Kluft mit riesigen Kristallgruppen. Im Zuge eines wissenschaftlichen Nationalpark- bzw. Bergungsprojekts des Österreichischen Alpenvereins in Kooperation mit der Karl-Franzens-Universität Graz (Institut für Erdwissenschaften, Bereich Mineralogie und Petrologie) und dem Universalmuseum Joanneum begann man im Frühsommer 2012, die Fundstelle wissenschaftlich zu untersuchen und die Kristalle zu bergen, um sie für die Nachwelt zu sichern. Ein großer Rauchquarzkristall aus diesem Fund ist in der Dauerausstellung des Naturkundemuseums zu sehen.

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Mineralschätze der Steiermark
Eisenblüten

Die Gliederung innerhalb der Ausstellung steirischer Mineralschätze folgt einem regionalgeologischen Prinzip und keiner chemisch-kristallografischen Systematik. 

Der optische und mineralogische Blickfang der Steiermark-Sammlung ist der größte Bergkristall der Steiermark mit ca. 90 kg und ein Querschnitt aus dem dazugehörigen Fundkomplex. 

Zum größten Kluftmineralfund der Steiermark gehört auch das bislang größte Titanitkristallaggregat der Ostalpen. 

Die Eisenblüten vom Steirischen Erzberg stellen das „mineralogische Wahrzeichen“ der Steiermark dar. Dieser Fundbereich in der Grauwackenzone lieferte bislang wohl die weltweit besten Exemplare der feinverästelten Wuchsform des Minerals Aragonit.

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Edelsteine aus der ganzen Welt

Gewissermaßen als Kontrastprogramm sind im selben Raum über 100 geschliffene Wunder aus der Edel- und Schmucksteinsammlung zu sehen. Diese Sammlung reicht bis an die Anfänge unseres Museums zurück. Bereits 1817 wurde eine Kollektion edler Steine aus dem Nachlass des Grafen Brigido erworben.

Nach vereinzelten Zuwächsen im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Sammlung in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich um eher ungewöhnliche Steine erweitert. Dabei ist die ständig wachsende Zahl von geschliffenen Fluoriten hervorzuheben – gemeinsam mit Mineralarten, wie z. B. Calcit oder Natrolith, die sich aufgrund geringer Härte und guter Spaltbarkeit schwierig verarbeiten lassen. Die historischen Klassiker, wie Olivin von der Insel Zabargad, Aquamarin und rosa Turmalin aus Sibirien, aber auch Exoten wie Sinhalit oder Diaspor spiegeln die Inbegriffe der Definition von Edelsteinen wider: Härte, Seltenheit und Schönheit. 

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Audioguide: Mineraliensystematik und Mineralschätze