Eumig: Pionier der Unterhaltungselektronik

Der Förderverein eumigMuseum hat uns freundlicherweise aus seinem umfangreichen Archiv fotografische Aufnahmen sowie Informationen zu den beiden ehemaligen steirischen Standorten in Fohnsdorf und Fürstenfeld zur Verfügung gestellt. 

 

„Wenn heute Apple ein neues Wunderding präsentiert, schaut die Welt auf. Vor 40 Jahren hat Eumig fortschrittliche Menschen begeistert, vor allem in der Welt des Schmalfilms."

 

Das Unternehmen wird 1919 von zwei echten Wirtschaftspionieren gegründet, Karl Vockenhuber (damals 37) und Alois Handler (38). Ihre Elektrizitäts- und Metallwaren Industrie GesmbH (Eumig) baut zuerst aus nicht mehr benötigtem Rüstungsmaterial Feuerzeuge. Ab 1924 spielen die Wiener bei Radiogeräten mit, ab 1928 bei Schmalfilmapparaten. Nach dem Zweiten Weltkrieg müssen erst lebensnotwendige Dinge wie Kochplatten und Heizstrahler erzeugt werden, schon 1950 kommt wieder ein Fotoapparat, die „Eumigette“, heraus. 1954 folgt ein Radiogerät. Ab nun spielen die Österreicher groß in der – im Vergleich zu heute bescheidenen – Unterhaltungselektronik mit. 1957 hat die Firma 1.800 Mitarbeiter, später bis zu 6.000. Sie exportiert in 88 Länder. 1962 kommt ein Tonbandgerät, 1965 als Sensation die erste Super-8-Filmkamera. Nach dem Aus 1981 werden die Rechte verkauft, heute gehören sie einer Elektrotechnikfirma in Anif bei Salzburg. Ein Verein pflegt die Erinnerung.“

(Aus: Als bei Eumig der Film riss – vor 30 Jahren: Land in der Krise, Josef Lehner, 25.11.2011, www. nachrichten.at) 


 

EUMIG-Werk Fürstenfeld

Standort: Eumigstraße 3–9, 8280 Fürstenfeld

1965 Am 10. Mai wurde der Betrieb in Fürstenfeld in einem Mietlokal aufgenommen. Man begann mit der Produktion von Schaltelementen für Projektoren. Im September erfolgte der Baubeginn der ersten Halle.
1966 Inbetriebnahme der Halle für die Produktion von Trafos und Kameramotoren.
1968 baute man Projektormotoren und Klebepressen
1969 Baubeginn der Halle 2 mit Verbindung zur Halle 1
1970 Bezug der Halle 2, mit der Projektoren-Montage. Noch in diesem Jahr werden 42.000 Projektoren montiert. Der Mitarbeiterstand betrug damals 300, ein Jahr später waren es schon 500 Angestellte.
1975 Erwerb der Werksanlage der benachbarten Firma Danubia sowie Übernahme des Personals. 1.100 Stumm-Projektoren werden täglich montiert. Es verlässt der 100.000ste Projektor das Werk. Man beginnt mit der Herstellung von Videokameras.
1976 wird der tausendste Mitarbeiter eingestellt.
1977 erfolgt eine neuerliche Vergrößerung des Werkes durch einen Neubau. Umstellung der Elektronik-Montage und automatische Bestückung von Leiterplatten – 11.000 Bauteile/Stunde. Übernahme der Tonprojektoren-Montage aus Wiener Neudorf.
Es sind 1.262 Mitarbeiter/innen beschäftigt, 1.058 Frauen und 204 Männer.
Es werden Fernsehkameras erzeugt, die Projektoren-Montage ist dort beheimatet, Verstärker für Tonprojektoren, Klebepressen und elektrische Baugruppen werden erzeugt bzw. montiert. 

 

 

EUMIG-Werk Fohnsdorf
Standort: Eumigstraße 6, 8753 Fohnsdorf

1976 sollte das Braunkohle-Bergwerk in Fohnsdorf geschlossen werden. Ing. Karl Vockenhuber wird vonseiten der Regierung durch Bundeskanzler Kreisky um Hilfe ersucht, dringend notwendige Ersatzarbeitsplätze in Fohnsdorf zu schaffen. Im Oktober legt Eumig ein Modell für 500 Arbeitsplätze vor. Es folgt ein Übereinkommen mit der Bundesregierung, auch bezüglich der Finanzierung.
Am 5. November wird bereits ein Informationstag für die Bevölkerung veranstaltet, es kommen 1.000 Interessierte. Die Absicht von Eumig ist es, 500 Arbeitsplätze zu schaffen. Der Baubeginn ist für Juli 1978 geplant.
1977 Im April starten die Umschulungen von 90 Bergarbeitern in einem eigenen Schulungszentrum und es wird in beste Maschinen investiert. Zu den Lehrlingstests kommen 68 Bewerber, 18 werden angenommen. Im April starten auch die notwendigen Bautätigkeiten.
1978 bekommen 90 umgeschulte Bergarbeiter den Facharbeiterbrief. Die Hallen für die Produktion sind fast fertig, das Werk Fohnsdorf geht in Betrieb.
Es finden hier der Werkzeugbau, der Spritzguss, die Leiterplattenfertigung sowie diverse Bearbeitungsvorgänge statt.
Im November sind bereits 300 Mitarbeiter beschäftigt.
Das Werk bietet eine Arbeitsfläche von 14.000 m² inkl. Lagerfläche, Sozialräumen und dem Trafohaus.
1979 Wechsel der Geschäftsführung bei Eumig, die Länderbank übernimmt die Firma zur Gänze
1981 wird Fohnsdorf eine Tochter der ÖIAG und bekommt eine eigene Geschäftsführung. Vom Eumig-Konkurs ist Fohnsdorf nicht betroffen. Die Bereiche Spritzgießen und Werkzeugbau werden später verkauft, es verbleibt die „Leiterplattenfertigung“ mit wirtschaftlichem Erfolg.

Museum für Geschichte

Sackstraße 16
8010 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9800
geschichte@museum-joanneum.at

 

Öffnungszeiten


Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr

 

24. bis 25. Dezember 2023