Freimaurerschurz, um 1800
Der Maurerschurz gehört zu den wichtigsten Bestandteilen ritueller Bekleidung, die zu den Riten der Loge getragen werden und deren Schmuck sich nach dem erreichten Grad richtet. Auf dem ursprünglich einem Meister gehörenden Schurz sind zentrale, in Stickerei ausgeführte Symbole der Freimaurerei zu erkennen, die eng mit der Überlieferung des Salomonischen Tempels in Jerusalem zusammenhängen.
Die beiden mit „J“ und „B“ bezeichneten Säulen verweisen auf die ehernen Säulen „Jachin“ und „Boas“, die gemäß biblischem Zeugnis (1 Könige 7, 21; 2 Chronik 3, 17) im Vorhof des Tempels standen. Stern, Sonne und Mond bezeichnen das Universum, das Werk des „göttlichen Baumeisters“. Für den Gedanken des Schöpfergottes steht das von Strahlen umgebene Dreieck mit dem hebräischen Gottesnamen, wie es auch die christliche Symbolik kennt.
Das Dreieck bzw. Senkblei deutet auf die Herkunft aus dem Bauhüttenwesen des Mittelalters hin, ebenso wie die beiden im Gras liegenden Hämmer neben Steinen von rauer bzw. regelmäßiger Form. Sie symbolisieren eine grundlegende Zielsetzung der Freimaurerei: Wie der rohe Stein, Zeichen des Lehrlingsgrads (links), erst durch Behauen eine klare Form (rechts) annimmt, soll auch der Charakter eines jeden Mitglieds dem Grad der Vollkommenheit angenähert werden. Die Buchstaben „M“ und „B“ spielen auf den Meistergrad an, vermutlich auf das rätselhafte, auf irisch-hebräische Quellen zurückgehende „Mac Benah“, eine Anspielung auf Tod, Verwesung und Fortdauer. Auch der Sarg verweist auf den Zusammenhang von Tod und Wiedergeburt, der in der rituellen Erhebung in den Meistergrad eine zentrale Rolle spielt.
Unter dem Einfluss der Aufklärung im späten 18. Jahrhundert gewann die Freimaurerei auch in Österreich starken Zulauf. Mit dem Ausbruch der Französischen Revolution wurde sie jedoch zunehmend als Gefahr für die bestehende monarchische Ordnung gesehen und schließlich verboten. In Graz bestand zeitweilig die Loge „Zu den vereinigten Herzen“. Für sie gestaltete Johann Veit Kauperz (1741–1815), Kupferstecher und Gründer der „Ständischen Zeichenschule“, der Keimzelle der „Landesbildergalerie“, das Diplom über die Erhebung in den Meistergrad. Auch der Inhaber besagten Schurzes gehörte dieser Loge an.
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