Kaminuhr

aus dem 19. Jh.

Typisch bürgerlicher Einrichtungsgegenstand.

Im frühen 19. Jh. wurde die häusliche Lektüre neben der Hausmusik zu einem bevorzugten Zeitvertreib des Bürgertums, v. a. aufgrund der gesteigerten Buchproduktion: Romane, Reisebeschreibungen und die beliebten Almanache, wie es hier zu sehen ist. Wie die gemalten Interieurs jener Zeit spiegelt auch die Kaminuhr, selbst ein typisch bürgerlicher Einrichtungsgegenstand, diese vorherrschende Tendenz zur Verinnerlichung wider. Im frühen 19. Jh. erlebte das Wiener Uhrmacherhandwerk eine Hochkonjunktur.

Die Vorbilder dazu lieferte die im späten 18. Jh. erneut aufblühende Pariser Luxusindustrie mit ihren kostspieligen Bronzegüssen. Beispielhaft sind hierfür die Kompositionen des gebürtigen Leipzigers Jean-André Reiche (1752–1817), der in Paris als „marchand-fabricant de bronzes“ sehr erfolgreich war. Mit dem Typus „La Liseuse“ (Die Lesende) hatte Reiche 1805 das Modell für das Grazer Exemplar geliefert, allerdings das Motiv der sitzenden Frau mit der Lektüre dickleibiger Bände kombiniert.