28. April 2015, Ulrich Becker
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Museum für Geschichte > Entdecken > Blog > Madame Butterfly & Co – Okimono-Figuren aus der Kulturhistorischen Sammlung
28. April 2015, Ulrich Becker
Der kleine Samuraiknabe möchte unbedingt mit der Puppe spielen, die ihm die elegante Geisha lächelnd vorenthält. Die Affen treiben ihren Schabernack mit dem armen alten Gaukler, wie sie schon im alten Japan umherzogen, um ihre Schützlinge gegen Entgelt vorzuführen. Dieses sogenannte Sarumawashi-Theater ist noch heute sehr beliebt.
Solche und andere Geschichten erzählen jene Elfenbeinfiguren, die in Japan okimono genannt werden und auch in der Kulturhistorischen Sammlung zu finden sind. Ihre Blütezeit erlebte diese Gattung der japanischen Skulptur gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Kaum zu glauben, mit welcher Präzision selbst das kleinste Detail nicht nur festgehalten, sondern auch mit Leben erfüllt wird!
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In dieser Zeit ist Japan nicht mehr jenes streng abgeschlossene Land. Der 1853 erzwungenen Öffnung folgt ein stürmischer Aufstieg bis in die erste Reihe der damaligen Großmächte. Japanische Erzeugnisse faszinieren nicht nur die Besucherscharen auf den Weltausstellungen, sondern bewirken eine ästhetische Revolution. Verwöhnte Leute erwarten viel, und unter den begeisterten Zuschauern mag so mancher eifrige Sammler gewesen sein: die Geburtsstunde der großen Ostasiensammlungen in den Metropolen der westlichen Welt. Elegante Geishas, grimmige Samurai oder einfache Volkstypen: Sie alle sind in erster Line für den Export, für die Salons der Europäer gedacht. Und diese werden in der Oper durch die rührende Geschichte von Madama Butterfly zur Musik von Giacomo Puccini gehörig eingestimmt.
So tragisch geht es bei unseren Okimono-Figuren nicht zu, ganz im Gegenteil: Die lustigen Stoffe und die handwerkliche Meisterschaft fesseln uns – mehr als ein Grund, sie aus der Tiefe des Vergessens hervorzuholen!
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