Simon Starling & Superflex

e.g.

10.06.2011 - 07.03.2013

Bildinformationen

Laufzeit

10.06.2011 - 07.03.2013

Ort

Kunsthaus Graz

Kuratiert von

Adam Budak

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Über die
Ausstellung

Ein abteilungsübergreifendes, pan-steirisches, polyphones Projekt unter der Regie von Simon Starling und Superflex, mit Super Eggs von Piet Hein, designt im Licht einer mathematischen Formel von Gabriel Lamé, ausgestellt in einem von Erzherzog Johann von Österreich nach einer elliptischen Epiphanie von Johannes Kepler gegründeten Museum.


Zusatzinformationen

Universalmuseum Joanneum, verschiedene Schauplätze

Mit freundlicher Unterstützung von SFL technologies GmbH

Zur Mitte seines Jubiläumsjahres ist das Universalmuseum Joanneum, Österreichs ältestes Museum, gegründet von Erzherzog Johann, stolz, e.g. zu präsentieren, ein abteilungsübergreifendes Projekt, das von Simon Starling & Superflex als Serie von Infiltrationen innerhalb der rhizomatischen und polyphonen Sammlungen von über 4 Millionen Objekten dirigiert wird. Entstehungs- und Fruchtbarkeitsriten stehen am Ausgangspunkt dieses einfachen und doch verzauberten und verblüffenden Vorhabens, das hin zur Errichtung paralleler Objektwelten und ihrer Beziehungen führt und neue Handlungsstränge neben den dominanten (nicht nur) museologischen Diskursen auslegt. Da ein fremdartiges Volk, eine Familie an Supereiern, die auf einem Prototyp, einem elliptischen Super Egg, designt vom dänischen Wissenschaftler und Dichter Piet Hein (1905-1996) nach einer mathematischen Formel von Gabriel Lamé basiert, innerhalb des erweiterten Wissensfeldes der wissenschaftsübergreifenden Joanneums-Abteilungen landet, die, zusammen mit ihren Sammlungen die museologische Substanz und den institutionellen Apparat des Universalmuseums bilden. Weder rund noch rechteckig, und doch unveränderlich und konkret ist die Superellipse ein Zwischenkonstrukt – ein physischer und mentaler Kompromiss für die Menschheit, gefangen in Form und Schema. Eine ihrer erfolgreichsten Anwendungen ist der Kreisverkehr am Sergels Torg in Stockholm, dem Nullpunkt des Super Egg

                                                                                                                                                                Piet Hein, Sergels Torg, Stockholm, 1959. © Piet Hein

Starling & Superflexs e.g. besteht aus neun Narrativen mit neun Edelstahl -Super Eggs verschiedenster Größe und Schwere (von 30mm bei 200g bis 600mm bei 750kg), die sich über einen Teil des Jubiläumsjahres hinweg innerhalb des räumlichen und diskursiven Kontextes des Universalmuseums Joanneum – vom Planetensaal im Schloss Eggenberg (der selbst rund um eine astrologische Vorlage designt ist) bis zu den Kunsthaus-Ausstellungen Vermessung der Welt (als ein entfremdetes Gegenstück zu Pistolettos Metrocubo d’Infinito) und Antje Majewskis Die Gimel-Welt. Wie man Objekte zum Sprechen bringt (zufälliger Weise gepaart mit dem phantasmagorischen Standard Egg des polnischen Konzeptkünstlers Pawel Freisler) entfalten. Die Reise des Super Egg geht weiter durch wissenschaftliche Abteilungen der Naturkunde und Archäologie (wo es Lagerräume und Archive bewohnt oder unter archäologischen Schätzen der Steiermark in Ausstellungsvitrinen liegt) und die riesigen Sammlungen des weltgrößten Waffenlagers und der Bilddatenbank der Multimedialen Sammlungen (wo es auf einem verlassenen Dachboden, respektive in einem Regal eines leeren Depots seine Einsamkeit kontempliert), bis hin zum intimsten Ort: der Hand der Leiterin des Skulpturenparks, die es als Talisman oder Anti-Stress-Mittel täglich mit sich herumträgt... 

In seinem Kern Brechtsch, spricht Starling & Superflexs e.g. mit einer Meta-Stimme, erzeugt (zufällige) Begegnungen, artikuliert (unbewusste) Beziehungen und triggert (mögliche) Sub-Narrative neben den offiziellen Programm- und Strukturbahnen. Distanzierung und Verfremdung erweitern Interaktion und unerwartete Konnektivität. Mit transformativer Kraft, wenn nicht alchemistischen Qualitäten ausgestattet, als Hybrid eines Begleiters oder Stellvertreters, als Freund oder Feind, als Parasit errichtet das Super Egg eine Spiegelhalle, damit die museologischen Objekte (von sich selbst) kritisch reflektiert und neu gedacht werden. Es wird ein Agent des Universalen und des heterogenen, ein Vehikel um die Welt zu fassen – „ein Fahrkarte zu einem anderen Planeten“... Hier, auf seiner glänzenden, polierten Oberfläche, konfrontieren das Mikroskopische und Winzige das Unbegrenzte und Unendliche und eröffnen so ein Territorium des Universalen, in dem Ästhetik und Wissenschaft kollidieren, in dem sich Magie und Bedeutung unterhalten, in dem Columbus auf Borges auf Kepler auf Tesla auf Freisler auf Lennon (alias The Eggman) trifft... 

Welche unmittelbaren Wahrheiten werden offenbart werden, während wir auf die Epiphanien warten?